Kapitel 9

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POV Liam

Nach einigen Minuten erklang plötzlich ein Geräusch in meine Ohren. "Hast du das gehört?", fragte ich Theo vorsichtig und blickte mich um. "Ja, allerdings. Was war das?" Ich lief ein paar Schritte weiter und suchte nach dem Ursprung. Wieder ertönte es. Es klang wie ein Mensch, der vor Schmerz aufstöhnte. Nachdem wir noch mehr Bäume hinter uns gelassen hatten, wurde das Geräusch lauter. An einem der vielen Bäume war ein Seil befestigt, sofort lief ich darauf zu.

"Mason!" Vor mir stand mein bester Freund am Baum gefesselt. Das Gesicht schmerzhaft verzogen. "Liam, du hast mich gefunden", sagte er erleichtert. "Ok, beweg dich kurz nicht." Mit meinen Klauen durchtrennte ich das Seil, so dass er ein paar Schritte nach vorne taumelte. Sofort hielt ich ihn fest und durchtrennte auch den dünnen Draht an seinen Händen. "Bin ich froh, dass es dir gut geht", sagte ich und zog ihn in eine Umarmung. "Wie hast du mich gefunden? Monroe hat doch alles gegeben um meinen Geruch zu überdecken." Er klang überrascht, aber trotzdem erfreut. "Instinkt", lachte ich nur und schenkte Theo ein kurzes, dankbares Lächeln. "Ich finde es echt schön, dass ihr euch so freut, aber können wir jetzt endlich abhauen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass hier irgendwas faul ist", sagte er und betrachtete die Umgebung. Sowohl Mason als auch ich stimmten zu.

Nachdem wir ein paar Schritte gelaufen waren hielt Theo inne. "Hörst du das auch?", fragte er und warf einen Blick zu mir. Auch ich war stehen geblieben und versuchte heraus zu finden was er meinte. Ein leises rascheln der Blätter, die Herzschläge und der Atem von Mason und Theo. Und dann fiel mir auf was er meinte. Herzschläge, die nicht uns gehörten. "Das sind Herzschläge", stellte ich fest und blickte in die Richtung aus der sie kamen. "Wie viele?", wollte Mason nun wissen und schaute uns abwartend an. "2", antwortete ich überrascht. Nun hörte ich auch noch Schritte, die eindeutig näher kamen. "Lauft!", rief ich und sofort rannten wir los. Auch die Schritte verfolgten uns nun schneller. Eine Waffe wurde geladen und für einen kurzen Augenblick verstummten die Schritte. Eine Kugel wurde abgefeuert. Ich warf einen Blick hinter mich, mit der Hoffnung der Kugel ausweichen zu können, doch da war es schon zu spät. Sie hatte mich am Oberarm getroffen. So gut wie möglich versuchte ich weiterhin mit Mason und Theo mitzuhalten, was mir tatsächlich auch gut gelang. Eine weiter Kugel wurde nicht abgeschossen und auch die Schritte verfolgten uns nicht mehr.

Als wir endlich am Waldrand angekommen waren blieben wir stehen. "Du wurdest getroffen", sagte Mason besorgt und musterte die Wunde. "Ich schätze ich war das einzige Ziel. Eine weiter Kugel wurde nicht abgefeuert." "War es wieder Wolfswurz?", fragte Theo, wobei ich meinte etwas Besorgnis in seiner Stimme zu hören. "Nein, wie es aussieht nur eine ganz normale Kugel. Die Wunde ist schon fast verheilt." Je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger Sinn ergab das Ganze. Es wurde genau eine Kugel geschossen, die offensichtlich nicht mal vergiftet war.

Als Theo und ich endlich wieder Zuhause waren ging ich nach oben in mein Zimmer und ließ mich in mein Bett fallen. Corey hatte ich schon geschrieben, dass es Mason gut ging. Nur ein paar Sekunden später kam auch Theo in mein Zimmer. "Sicher, dass die Kugel nicht vergiftet war?", fragte er und lehnte sich an den Türrahmen. "Ja, eigentlich schon. Ich finde es auch seltsam, aber wäre sie vergiftet würde ich es längst merken." Theo nickte nur nachdenklich und starrte Löcher in die Luft.

POV Theo

Je weiter der Tag sich der Tag dem Ende neigte, desto komischer wurde Liam. Anfangs als wir zurück kamen war er, verständlicherweise, erschöpft, doch jetzt war er anders. Ich konnte sogar riechen, dass mit ihm etwas nicht stimmte, allerdings konnte ich nicht sagen was es war, doch mit der Zeit nervte es mich immer mehr.

"Ok, Liam. Irgendwas ist mit dir. Was ist los!?", fragte ich und sah ihn genervt an, er blickte zurück. Sein Gesichtsausdruck wirkte müde und kraftlos. "Ich bin müde, mehr nicht", sagte er nur und schmiss sich auf sein Bett. Kurz herrschte Stille, niemand sagte ein Wort und war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. "Irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass wir diesesmal gegen Monroe verlieren werden", durchbrach Liam plötzlich die Stimme. Kurz überlegte ich, ob ich hätte lachen sollen, aber das sollte kein Witz sein, er meinte es ernst. "Warum glaubst du, dass wir verlieren werden? Wir haben es einmal geschafft und werden es wieder schaffen." Er wandte seinen Blick zu mir, welcher mir fast das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sein Blick war nichts als verzweifelt und hoffnungslos. Bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte sprach er weiter:"Weißt du, manchmal bin ich so wütend, dass ich meinem Gegenüber am liebsten die Kehle rausreißen würde. Anfangs glaubte ich, dass es nur an den Aggressionsproblemen liegt, aber das ist es nicht. Ich glaube viel mehr, dass es an dem Werwolf liegt. Langsam glaube ich, dass Monroe wirklich recht hat und wir einfach nur Monster sind. Vielleicht ist es ja richtig, dass sie uns alle töten will." So schnell wie er seine Gedanken ausgesprochen hatte, konnte ich gar nicht denken. Das war nicht Liam, irgendetwas muss die Kugel angerichtet haben. "Liam, du redest wirres Zeug." "Nein, das ist die Wahrheit." Er richtete sich auf und sah mich entschlossen an. "Ich dachte du kommst damit klar ein Werwolf zu sein?", hackte ich nach und ging zum Fenster um einen Blick nach draußen zu werfen.

Hätte ich nicht gewusst was da draußen auf uns warten würde, hätte ich fast gesagt es sehe friedlich und ruhig aus, doch ich wusste es besser. Beacon Hills war alles andere als ruhig und friedlich. Egal ob es eine Bestie oder ein anderes übernatürliches Wesen war, was sich da draußen rum trieb. Oder auch ob es Jäger waren, die übernatürliche Wesen ausrotten wollten. Irgendetwas war immer los.

"Dachte ich anfangs auch, aber wahrscheinlich habe ich es mir nur eingeredet. Denk doch mal nach. Wir sind Monster und jeder, der erfährt was wir sind, würde Angst vor uns haben, uns hassen und sich Monroe anschließen." Während er dies sagte war er aufgestanden und blickte ebenfalls aus dem Fenster. Es waren nur ein paar wenige Zentimeter, die zwischen uns lagen. "Und was ist mit Menschen wie Mason, Stiles oder deinen Eltern? Da draußen gibt es auch Menschen die dich akzeptieren und mögen." Ich war mir ziemlich sicher, dass es Liam betraf, aber nicht mich. "Und dich", sagte er plötzlich. Kurz lachte ich auf. Belustigt und doch traurig zu gleich. "Niemand mag mich, Liam."

Seit Liam mich zurück gebracht hatte, war ich jemand anderes. Es ging mir nicht mehr um Macht, ich wollte nur noch überleben und insgeheim, ohne, dass ich es selber wahrhaben wollte, wollte ich Liam beschützen und darauf achten, dass die Jäger ihn nicht in die Finger bekamen. Trotzdem hielt mich jeder noch für den Theo, der von seiner toten Schwester aus gutem Grund in den Untergrund geholt wurde und das würde auch immer so bleiben, egal was ich tat oder auch nicht tat.

"Ich mag dich." Es war Liam, der diese Worte nach ein paar Sekunden aussprach. Erstaunt schaute ich ihn an. Nicht nur weil es mich verwunderte, dass er mich angeblich mochte, sondern vorallem wegen der Tatsache, dass er es tatsächlich zugegeben hatte.

Als ich meinen Blick ein Stück zu ihm wandt, stellte ich fest, dass er sich zu mir gedreht hatte und mir nun direkt in die Augen sah. Auch ich blieb an seinen Augen hängen. Ich spürte wie mein Herz ungewollt anfing schneller zu schlagen. "Was wird das?", fragte ich und versuchte so gut wie möglich meine Unsicherheit zu verstecken.

THIAM - Love and fight.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt