Kapitel 11

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POV Theo

Plötzlich ertönten Geräusche von Liam. "Was ist passiert?", fragte er noch etwas benebelt und rieb sich seinen Kopf. Ohne auf seine Frage zu reagieren, ging Deaton auf ihn zu. "Wie geht es dir?" "Ganz gut, ich bin nur müde." Scott und ich gingen ebenfalls zu dem Tisch, auf welchem er nun saß. "An was erinnerst du dich?", fragte nun Scott. Kurz grübelte er. "Ich erinnere mich noch daran, dass Mason nicht in der Schule war, weshalb Theo und ich ihn suchen gingen. Dann wurde ich von einer Kugel getroffen und ab da wird es immer verschwommener", antwortete er. Sein Blick blieb an meinem Shirt hängen. "Was ist mit dir passiert?" "Du hast mich vorhin fast umgebracht." Man konnte ihm ansehen, dass sein Herz förmlich für eine Sekunde aussetzte. "Verdammt, tut mir leid...", sagte er und blickte mich entschuldigend an.

Als Liam und ich nach Hause fuhren war es ruhig, schon fast unangenehm ruhig. Ich hatte ihm grob erzählt was passiert war, mit der Zeit kamen die Erinnerungen auch in kleinen Fetzen zurück, glücklicherweise aber nicht die mit dem Kuss. "Ich kann mich daran erinnern, wie du meintest, dass Scott meinte, dass wir zur Tierklinik kommen sollen", sagte er plötzlich. "Ich habe das Gefühl irgendwas ist davor passiert, aber ich weiß nicht mehr was." Ich überlegte was ich sagen sollte. Die Wahrheit schloss ich sofort aus. Eine Ausrede, eine plausible. "Wir haben nur über die Jäger geredet, mehr nicht", gab ich von mir. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Liam mich ansah. "Du lügst. Was war wirklich?" Ich hatte gehofft er würde mir die Lüge abkaufen, doch einen Werwolf, der unbedingt die Wahrheit wissen wollte, konnte man nicht anlügen. Nun schwieg ich. Es war nicht mehr weit bis zu Liam, würde ich es schaffen ihn für die restlichen 2 Minuten abzulenken, könnte er es vergessen bis wir in seinem Zimmer sind. "Das was du gesagt hast, das mit Monroe und so, meintest du das ernst?", fragte ich also. "Du lenkst ab, Theo. Sag mir die Wahrheit." "Nein, erst beantwortest du die Frage." Er seufzte genervt. "Manches habe ich so gemeint wie ich es gesagt habe", war seine Antwort. "Was zum Beispiel?" Es waren nur noch wenige Meter. "Ich weiß nicht ob wir gegen Monroe gewinnen werden, aber das was ich meinte, dass wir Monster sind und sie uns töten sollte, das meinte ich nicht so." Wir waren da. Ohne ihm darauf zu antworten stieg ich aus.

Schweigend traten wir in das Haus herein. Keine 2 Sekunden nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen hatten kam auch schon Liam's Mutter um die Ecke. Sie verwickelte uns in ein Gespräch, was mir ganz gelegen kam, da Liam die Sache, dass er wissen wollte was passiert war, offensichtlich schon vergessen hatte. Liam warf ein Blick auf die Uhr und meinte, dass wir schlafen gehen würden. Ich stimmte ihm zu und meinte ich wäre Hundemüde, obwohl dies gar nicht stimmte. Während Liam im Bad war hatte ich schnell meine Klamotten in meine Tasche geschmissen und legte mich schon ins Bett. Ein paar Sekunden später kam Liam und tat es mir gleich. Nur noch die schwache Lampe auf dem kleinen Tisch neben dem Bett brannte. Wir wechselten noch ein paar Worte, aber nichts mehr wegen dem Kuss, von dem er nichts wusste. Dann hatte er auch die kleine Lampe ausgeschalten, nun war es dunkel. Es dauerte nicht lange bis Liam auch schon eingeschlafen war, doch ich blieb wach.

Ungefähr eine Stunde lang starrte ich einfach nur an die Decke, mein Kopf gefüllt mit tausenden Gedanken. Sollte ich wirklich abhauen? Ich wusste, dass ich keine andere Möglichkeit hatte. Ich durfte nicht zulassen, dass sich eine solche Situation, wie der Kuss, wieder entstand. Außerdem wollte ich gar nicht erst wissen, was passieren würde, wenn sich Liam auf einmal doch wieder erinnern könnte. Nachdem ich einen prüfenden Blick zu Liam geworfen hatte, stand ich schweren Herzens so leise wie möglich auf und zog meine Klamotten, welche ich mir am Abend bereit gelegt hatte, an. Schnell, aber trotzdem vorsichtig, schnappte ich mir noch mein Handy, Autoschlüssel und meine Tasche und schlich mich aus Liams Zimmer. Im Haus war es dunkel, seine Eltern schliefen zum Glück ebenfalls. So leise wie möglich ging ich die Treppe nach unten und zog meine Schuhe an, dann kam der schwierigste Teil, die Haustür. Als ich sie öffnete, gab das Schloss ein leises Klicken von sich, ebenfalls beim schließen, ansonsten war alles ruhig. Etwas erleichtert atmete ich aus und ging zu meinem Auto. Kurz blickte ich um mich, als ich auch schon an meinem Pick Up angekommen war. "Wo willst du hin?" Ich fuhr herum und stand direkt vor Liam. Mein Blick schweifte zu seinem Fenster, was nun geöffnet war. "Keine Ahnung", sagte ich und trat ein Schritt zurück. Er musterte mich verwirrt, als würde er darauf hoffen so die Antwort zu finden. "Was habe ich getan, dass du gehen willst?" "Erinnere dich doch daran, ich werde es dir nicht sagen." Ich blickte ihn kalt an. Sein vorher noch so verwirrte Gesicht änderte sich nun zu einem verletzten Ausdruck, doch diesen versuchte er so gut wie möglich zu überspielen. Nun sagte er nichts mehr. Fast hätten mich meine eigenen Gedanken überzeugt doch zu bleiben, aber ich drehte mich einfach um, schmiss meine Tasche auf den Rücksitz und stieg ein. Schnell hatte ich den Motor gestartet und fuhr auch schon aus der Ausfahrt heraus. Mit beiden Händen hielt ich verkrampft das Lenkrad fest. Ein Teil von mir wollte mir einreden, dass es die richtige Entscheidung war, der andere wollte umdrehen.

POV Liam

Theo war weg und ich hatte keine Ahnung wieso. In meinem Kopf war noch immer dieses schwarze Loch, was diese eine, ausschlaggebende Erinnerung verdeckte. Durch mein offenes Fenster ging ich wieder in mein Zimmer und legte mich in mein Bett. Unwillkürlich musste ich daran denken, dass auch Theo vor ein paar wenigen Minuten noch hier drinnen gelegen hatte. Sein Geruch hing noch in der Luft und vor allem an dem Kissen, auf dem er geschlafen hatte. So gut wie möglich versuchte ich auch die letzte Erinnerung zurück zu bekommen, doch es klappte nicht. Es blieb weiterhin das schwarze Loch. Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf. In meinen Träumen verfolgt von Theo, egal ob es Erinnerungen waren oder Albträume in denen die schlimmsten Dinge passierten. Ständig wachte ich auf und war selbst da noch von Theo verfolgt. Jedes mal ein andere Gedanke an ihn. Was passierte, wenn er wieder diesen Albtraum hatte? Was, wenn die Jäger ihn fanden? Irgendwann mitten in der Nacht gab ich es auf und blieb einfach wach, versuchte gar nicht erst wieder einzuschlafen. Obwohl ich extrem müde war, konnte ich nicht schlafen. Ich wollte nicht. Um die Mittagszeit herum hörte ich wie meine Eltern das Haus verließen. Sie dachten wahrscheinlich ich würde noch schlafen.

Als ich aufgestanden war um mir etwas zu trinken zu holen kam ich am Spiegel vorbei. Ich warf einen kurzen Blick auf mein Spiegelbild. Man sah mir an wie es mir ging. Ich sah übermüdet und vollkommen fertig aus. Und das nur wegen Theo und ich wusste nicht einmal weshalb ich so fühlte, seit er weg war. Nicht einmal weshalb er weg war wusste ich. Durch die Klingel wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Verwirrt stellte ich das Glas bei Seite und trottete zur Tür. In mir keimte Hoffnung auf. Hoffnung, dass Theo doch zurück gekommen war.

THIAM - Love and fight.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt