Kapitel 20

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POV Theo

Man konnte Liam mit bloßem Auge ansehen, dass es ihm immer schlechter ging. Vor drei Tagen hatte er früh angefangen Blut zu husten und das hatte sich bisher auch nicht geändert. Obwohl er ziemlich viel schlief sah er Todmüde aus und total erschöpft, trotz der Tatsache, dass er die meiste Zeit im Bett verbrachte um sich auszuruhen.

Jetzt saßen wir unten am Esstisch und aßen etwas. Es war nicht wirklich viel, was Liam in den letzten Tagen gegessen hatte, aber wenigstens etwas. Nachdem wir aufgegessen hatten räumte ich unser Geschirr weg, während Liam noch am Esstisch saß und mir zuschaute. "Gehen wir wieder hoch?", fragte ich ihn und hielt ihm meine Hand entgegen. Er nickte als Bestätigung, griff nach meiner Hand und stand auf. "Du bist eiskalt", stellte ich besorgt fest. "Ich weiß. Mir ist auch kalt", antwortete er müde. In seinem Zimmer angekommen blieb ich vor ihm stehen und legte ein Hand an seine Wange. "Wir werden dich irgendwie retten...", murmelte ich nur und küsste ihn dann. Liebevoll und erschöpft erwiderte er und lächelte mich dann an, als wir uns lösten.

Gemeinsam legten wir uns wieder ins Bett. Er bis zum Kinn zugedeckt und an mich gekuschelt. Während ich ihm durch die Haar strich, schlief er langsam ein. Vorsichtig griff ich nach seiner Hand und konzentrierte mich darauf ihm den Schmerz zu nehmen, natürlich mit der Hoffnung, dass er keine Schmerzen hatte, doch schnell verflog diese Hoffnung. Schwarze Adern krochen durch meinen Arm nach oben. Es tat weh, aber für ihn konnte ich es aushalten. Leise, um ihn nicht zu wecken, griff ich nach meinem Handy und schrieb Scott eine Nachricht.

"Liam geht es wieder schlechter. Er ist eiskalt und meinte auch selber, dass er friert. Außerdem hat er Schmerzen. Ich glaube nicht, dass er das noch lange mit macht..."

Ich blickte traurig zu Liam, welcher friedlich schlief. Eine Träne bahnte sich den Weg aus meinen Augen heraus.

"Ich glaube es wäre am besten, wenn Deaton mal einen Blick auf ihn wirft. Er meinte er ist auf dem besten Weg ein Mittel für ihn zu finden..."

Nachdem wir uns noch eine Zeit ausgemacht hatte, legte ich mein Handy wieder beiseite. "Bitte halt durch...", flüsterte ich und starrte an die Decke.

"Liam, wie geht's dir?", fragte Deaton besorgt als wir an der Tierklinik ankam. "So schlecht wie noch nie", sagte er wahrheitsgemäß und setzte sich auf einen der Stühle. "Hast du Schmerzen?", fragte Deaton. Leicht zögerlich fing er an zu nicken. Deaton musterte ihn, ehe er Scott in einen anderen Raum zog, natürlich hörte ich jedes einzelne Wort.

"Das geht schneller als ich gehofft hatte. Wie es aussieht sind es nur noch ein paar Tage, bis sein Körper zu geschwächt von dem Gift ist", sagte Deaton. "Von wie vielen Tagen reden wir?" "Ich kann es nicht genau sagen, aber ich denke vielleicht ein Tag, höchstens 2." Ich spürte wie alles in mir zusammen brach. Es fühlte sich an als würde mir jemand das Herz aus der Brust reißen. "Was ist mit dem Mittel, wie weit sind sie damit?" Auch Scott klang nun erschrocken und zerrissen. Deaton zögerte. "Ich weiß nicht, ob ich es so schnell schaffe eins zu finden", gab er zu.

Durch Liam's Husten schreckte ich zusammen. Ich warf einen Blick zu ihm und stellte fest, dass er schon zu zittern begann, weil ihm so kalt war. Ich ging auf ihn zu, setzte mich auf den Stuhl neben ihm und zog ihn auf meinen Schoß in meine Arme. Sofort lehnte er sich erschöpft an mich. Wieder griff ich nach seiner Hand und nahm ihm den Schmerz.

Als Scott und Deaton wieder zu uns zurück kamen lag Scott's Blick sofort auf meinem Arm, an dem die dunklen Adern sich einen Weg nach oben bahnten. "Wie oft machst du das jetzt schon?", fragte er. "Keine Ahnung, ich habe aufgehört zu zählen." "Wie sehr tut es ihm weh?", wollte nun Deaton wissen. Ich blickte zu ihm. "Extrem", war meine Antwort. Langsam verschwanden die Adern wieder. Ich warf einen prüfenden Blick auf Liam, welcher in meinen Armen eingeschlafen war.

Als die Tür geöffnet wurde und Mason mit Corey im Schlepptau nach hinten kam, blickte ich sie nur kurz müde und traurig an, dann wandte ich meinen Blick wieder von ihnen ab. "Wie geht es ihm?", fragte Mason. "Sein Zustand verschlechtert sich rasant, schneller als ich anfangs dachte. Lange wird er das bestimmt nicht mehr aushalten... höchstens noch 2 Tage, aber ehrlich gesagt halt ich das ehr für unwahrscheinlich...", erklärte Deaton die Lage. Sowohl Corey als auch Mason mussten schlucken.

Mason, Corey, Scott und Deaton unterhielten sich noch. Hauptsächlich ging es um ein Mittel, das Liam retten konnte, doch ich hörte gar nicht wirklich zu. Verzweifelt hatte ich meine Augen geschlossen und meinen Kopf an die Wand hinter mir gelehnt. Die ganze Zeit über kreisten meine Gedanken nur um Liam. "Ich hab Theo noch nie so zerstört gesehen", murmelte Mason. "Und ich war mir nicht mal sicher, dass er überhaupt solche Gefühle hat", fügte Corey hinzu. "Ich kann euch hören", brummte ich genervt und schlug meine Augen auf. "Sorry", meinte Corey sofort. Am liebsten hätte ich ihm noch irgendwas an den Kopf geworfen, aber dafür war ich einfach zu fertig.

"Ja, das könnte vielleicht klappen", hörte ich Deaton nach einer Weile plötzlich sagen. "Sie haben was?", fragte ich überrascht. "Nicht wirklich in dem Sinne, aber wir wissen, wie wir vielleicht herausfinden können was ihn rettet", antwortete er. "Und wie?" "Nolan", antwortete Scott knapp. "Wie soll Nolan uns dabei helfen?" Ich warf ihm einen verwirrten Blick zu, welcher sich etwas aufhellte, während er von seinem Plan erzählte.

"Ok, bist du bereit?", fragte Scott, als wir vor Nolan's Fenster standen. Der Idiot hatte sein Fenster offen gelassen, so dass wir einfach rein springen konnten und er keine andere Möglichkeit hatte als uns zuzuhören. "Ja", sagte ich und wie auf Kommando sprang Scott als erstes nach oben, ich hinterher.

"Was zum-?", gab Nolan erschrocken von sich und starrte uns an. "Was wollt ihr?" "Wir brauchen deine Hilfe. Es ist wegen Liam", fing Scott an zu erklären. "Was ist mit ihm?" "Die Jäger sind zurück und haben ihn mit irgendwas angeschossen, das ihn erst zurück verwandelt hat und ihn jetzt in den nächsten 1 bis 2 Tagen töten wird", sagte ich und versuchte meine Trauer so gut wie möglich zur Seite zu schieben. Nolan sagte nichts, starrte uns nur erschrocken an. "Du musst zu den Jägern gehen und so tun, als wärst du wieder auf ihrer Seite. Wir brauchen das Zeug um herauszufinden wie wir ihn retten können." "Wartet, war es vielleicht ein Gift?", fragte er und stand auf. "Wahrscheinlich schon, was macht das für ein Unterschied?", antwortete Scott. "Als sie das letzte mal angegriffen haben haben sie ein solches Gift zusammen gemischt, als sie es fertig hatten habt ihr sie vorerst besiegt gehabt. Ich hab mir ein kleines Fläschen davon mitgenommen um es euch zu zeigen, aber dann waren sie ja plötzlich weg." Er hatte, während er dies erzählte, ein kleines Fläschen heraus geholt.

"Zeig mal", meint ich und griff danach. Ich schraubte es ein Stück auf und roch daran. Sofort fingen meine Augen an zu glühen. "Was ist?", fragte Scott. Ich hielt ihm das Fläschen entgegen, so dass auch er daran riechen konnte. Auch seine Augen fingen sofort an zu glühen. "Das ist es auf jeden Fall." So froh wie seit Tagen nicht mehr blickte ich zu Nolan. "Danke", sagte ich nur und schenkte ihm ein Lächeln, welches er erwiederte. "Lass uns zurück zu Deaton gehen", beschloss Scott und wollte schon wieder aus dem Fenster springen.

"Wartet, ich möchte mitkommen", sagte Nolan entschlossen. Scott und ich wechselten einen Blick, ehe wir zustimmten. "Wir sehen uns bei meinem Auto, deine Eltern würden sich nur wundern wie wir hier unbemerkt rein gekommen sind." Mit diesen Worte sprang Scott nach unten, ich tat es ihm gleich.

THIAM - Love and fight.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt