Kapitel 17

2.5K 92 0
                                    

POV Liam

Während der Fahrt war es ruhig. Auch die Kugeln hatten bis jetzt noch nichts mit mir verändert, fast hatte ich schon die Hoffnung, dass es so bleiben würde. Doch plötzlich überkam mich ein komisches Gefühl. Ohne das ich es verhindern konnte wuchsen mir Fangzähnen und auch meine Klauen kamen zum Vorschein. Natürlich ließen auch die glühenden Augen nicht lange auf sich warten. Es war wie an einem der ersten Vollmonde, wo ich die Verwandlung nicht unter Kontrolle hatte und alles töten wollte was sich bewegt. Genau dieses Gefühl kam auch jetzt in mir auf. So gut wie möglich versuchte ich dagegen anzukommen. Ich wollte Theo nichts tun, schon gar nicht ihn töten. "Theo halt an!", sagte ich und versuchte weiterhin gegen dieses Gefühl anzukämpfen. "Was ist los mit dir?", fragte Theo erschrocken. Ich blickte zu ihm und konnte dem Gefühl nicht mehr widerstehen. Ich wollte gerade meine Hand ausstrecken aber Theo war schneller. "Liam, beruhig dich!" Mit diesen Worten zog er mich ein Stück zurück in die Realität. Ich konnte es nicht mehr lange zurück halten, und das würde unschön ausgehen. Gerade so schaffte ich es aus dem Auto zu springen und so schnell wie möglich weg zu rennen. Ich rannte einfach nur durch den anliegenden Wald, ohne Ziel. Das war alles woran ich mich noch erinnern konnte, dass ich rannte und niemals stehen bleiben wollte.

POV Theo

Als Liam aus dem Auto gesprungen war und weg rannte versuchte ich ihm erst zu folgen um ihn aufzuhalten, aber er war zu schnell. Es kam mit fast so vor, als wäre er schneller als ein Werwolf sonst sein konnte. Ich war ihm einige hundert Meter in den Wald gefolgt, hatte ihn gerufen, bis ich es aufgab. Schnell zog ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte Scott's Nummer. "Theo?" "Liam, er ist weggerannt. Er hat sich im Auto plötzlich verwandelt und sah fast so aus als wollte er mich umbringen. Dann ist er plötzlich weggerannt und ich hatte keine Chance ihn einzuholen", sagte ich völlig durcheinander. "Wo bist du jetzt?" "Keine Ahnung, irgendwo im Wald." Kurz war es ruhig. "Wir treffen uns bei Liam zuhause, okay?" Ich stimmte ihm zu, dann hatte ich auch schon aufgelegt und rannte zurück zu meinem Auto.

"Hatte ich nicht gesagt du sollst ihn nach Hause bringen?", fragte Scott wütend als ich bei Liam ankam. "Wenn er sich plötzlich verwandelt, mich umbringen will und dann abhaut, wie soll ich ihn da nach Hause bringen!? Ich habe versucht ihn aufzuhalten, aber er wäre sogar für dich zu schnell gewesen", entgegenete ich ebenfalls wütend. "Was ist passiert?", fragte plötzlich Mason hinter mir. Ich drehte mich um und blickte ihn verwirrt an. "Scott war noch bei uns als du angerufen hast", beantwortete er meine unausgesprochene Frage. Ich nahm dies einfach zu Kenntnis und sprang dann auch schon nach oben in Liam's Zimmer - glücklicherweise stand sein Fenster offen - dicht gefolgt von Scott.

"Du hättest nicht mit hoch kommen brauchen", sagte ich genervt und kramte auch schon ein Shirt aus Liams Schrank. Scott antwortete darauf nicht. Kurz hielt ich mir das Shirt vor die Nase. Scott würde denken, dass ich nur schaute, ob man seinen Geruch dadurch gut verfolgen konnte, aber insgeheim roch ich nur daran, weil ich mir Sorgen um ihn machte und seine Nähe vermisste. Als ich die Tür seines Schrankes wieder schloss sah ich den skeptischen Blick von Scott, der auf meiner Tasche lag. Ich versuchte es einfach zu ignorieren. "Wir können los." Ich hielt das Shirt nach oben und deutete auf das Fenster. "Ist das dein Zeug?", fragte Scott und deutete auf die Tasche. "Gut möglich", antwortete ich nur knapp und sprang schnell wieder nach unten. Kurz darauf kam auch Scott wieder runter. "Findest du die Stelle wieder, wo Liam weggerannt ist? Von da aus könnten wir seinen Geruch am besten verfolgen..." Ich nickte und stieg schon in mein Auto. Schnell hatte sich Mason auf den Beifahrer sitzt gesetzt, so dass sich Scott auf den Rücksitz setzten musste.

Während wir zurück zu der Stelle am Wald fuhren war es ruhig. Nervös tippte ich ständig mit dem Finger gegen das Lenkrad. "Ich verstehe es echt nicht. Wieso sind die Jäger so versessen auf Liam? Als wir in die Lagerhalle rein kamen rief sofort einer der Jäger einem anderen zu, dass es der Beta wäre. Der rannte dann sofort irgendwo hin", meinte ich, wobei ich versuchte meine Verzweiflung zu überspielen. "Weil Liam quasi der Mittelpunkt des Rudels ist, von allen, die sie tot sehen wollen bzw. die nicht auf deren Seite sind", sagte Mason nach einer Weile. "Wie meinst du das? Scott ist doch der Alpha." Verwirrt warf ich einen Blick zu Mason. "Genau das ist der Punkt. Scott ist ein Alpha mit einem Rudel und damit so stark, schnell und gefährlich wie ein Werwolf nur sein kann. Sie hätten gegen ihn sowieso eine geringere Chance als gegen einen Beta. Und jetzt überleg mal was passieren würde, wenn sie Liam töten. Scott wäre am Boden zerstört..." "Und damit jeder andere aus dem Rudel, insbesondere auch dir, sowieso", führte ich seinen Satz zu Ende. "Und du auf jeden Fall auch. Die Chimäre, von der sie noch immer denken, sie würde jeden ohne zu zögern töten, wäre dann ebenfalls eines der leichtesten Ziele." Ich warf Mason einen kurzen Blick zu. "Wenn es so wäre, woher sollten sie es wissen?" "Ich habe die Pläne gesehen. Sie wissen alles, sie wissen Dinge, die vermutlich nicht einmal Scott weiß. Und genau das, was ich gerade gesagt habe, ist Teil des Planes. Liam zuerst töten, um vor allem Scott und dich fast bis zum Selbstmord zu treiben." Ich schluckte.

Leicht blickte ich in den Rückspiegel um Scott's Reaktion zu sehen. Er sah ziemlich verbissen aus. Sogar etwas Angst seinerseits konnte ich riechen. Als auch er dann zu mir blickte sah ich in seinem Blick etwas, dass ich nicht erwartet hatte. Er war nicht sauer auf mich oder warf mir warnende Blicke zu, er war erstaunt und konnte es fast nicht glauben. Doch er schien mir wirklich etwas zu vertrauen, sonst hätte ich jetzt wahrscheinlich tausende Blicke geerntet, die mich getötet hätten, wenn sie könnten. Keiner Sprach das Thema dann wieder an.

Als wir an der Stelle ankam stiegen wir aus, ich warf Scott das Shirt zu. Ich kannte Liams Geruch mittlerweile so gut, dass ich ihn überall erkennen würde. Ohne zu zögern gingen wir in den Wald und verfolgten Liams Spur. Scotts merkwürdigen Blick hatte ich schon die ganze Zeit bemerkt, ignorierte ihn allerdings. Doch jetzt nervte es mich langsam zu sehr. "Scott, warum schaust du mich die ganze Zeit so komisch an?", fragte ich ihn genervt und blickte ihn an. "Ich weiß, dass du nicht vor vielem Angst hast, Theo, also, wovor hast du Angst?", antwortete Scott und blickte mich skeptisch an. Ich zögerte und sagte einen Moment lang nichts. "Davor Liam zu verlieren", brachte ich dann doch noch heraus. Ohne, dass Scott die Chance hatte zu antworten lief ich einfach weiter.

"Wie tief ist der Wald denn nur?", meckerte Mason nach einigen Minuten. Ich wurde mit der Zeit immer nervöser und hielt es kaum noch aus. Nach weiteren 5 Minuten, die wir durch den Wald liefen sah ich plötzlich noch einige Meter weit weg jemanden regungslos am Boden liegen. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, rannte ich so schnell ich konnte auf die Person zu. Tatsächlich war es Liam, der bewusstlos auf dem Waldboden lag. Sofort kniete ich mich neben ihn und legte seinen Kopf auf meinen Schoss. Ich konnte seinen schwachen Herzschlag hören. Etwas erleichtert strich ich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. "Liam?", vorsichtig versuchte ich ihn zu wecken, doch es brachte nichts. "Ist er tot?", fragte Mason und blickte mich ängstlich an. "Nein, ich kann seinen Herzschlag noch hören", meinte ich daraufhin.

Ich griff nach seiner Hand und hoffte, dass er keine Schmerzen hatte. Die dunklen Adern, die kurz darauf auf meiner Hand erschienen, meinen Arm nach oben krochen, und der plötzliche Schmerz, bewiesen mir das Gegenteil. Er hatte extreme Schmerzen, weshalb die Adern nun bis auf meinen Hals nach oben krochen. Doch ich wollte nicht aufhören, ich konnte nicht. Ich biss meine Zähne zusammen und legte meinen Kopf in den Nacken. Am liebsten hätte ich geschrien, so weh tat es. "Theo, hör auf!", sagte nun auch Scott. Mason hatte schon einige Male versucht mich zu stoppen, doch ich wollte nicht. "Theo!" Als ich auch dieses Mal nicht reagierte und weiterhin versuchte dem Schmerz stand zu halten, riss mich Scott von Liam los. Ich war kurz davor ebenfalls das Bewusstsein zu verlieren, konnte mich allerdings noch fangen. "Das hätte schief gehen können", murmelte Scott nur. "Kannst du aufstehen?" Ich nickte. Vorsichtig legte ich Liams Kopf wieder auf den Waldboden. Scott hielt mir eine Hand entgegen an der ich mich dankend hoch zog. Behutsam hob ich Liam hoch und deutete Mason und Scott, dass wir zurück zum Auto gehen konnten.

THIAM - Love and fight.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt