Kapitel 22

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POV Theo

Etwa eine Stunde lang hatte sich Liam jetzt keinen Zentimeter mehr bewegt und auch seinen Herzschlag war nicht mehr zuhören. Er war tot. Die Jäger hatten es geschafft. Sie hatten Scott's Beta getötet und damit auch die wichtigste Person in meinem Leben. Liam war die einzige Person, die mich wirklich mochte und mir vertraute. Und jeder einzelne Jäger sollte dafür bezahlen, dass sie ihn nun auf dem Gewissen hatten.

Ich warf einen letzten Blick auf Liam, welcher noch immer regungslos da lag. Dann blickte ich zu Scott, welcher auf dem Boden an die Wand gelehnt saß und nur Löcher in die Luft starrte. Er hatte wie jeder anderer verweinte Augen und verspürte wahrscheinlich genauso viel Schmerz wie ich. Als hätte jemand einen Teil aus uns heraus gerissen und ein schwarzes Loch hinterlassen. Die ganze Zeit über hatte niemand im Raum etwas gesagt, jeder war nur mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt und versuchte mit der Situation zurecht zukommen.

Entschlossen sprang ich auf und stürmte aus dem Gebäude. Hinter mir hörte ich Scott und Mason, wie sie nach mir riefen, doch ich ließ mich nicht aufhalten. Draußen war es schon längst dunkel und weit und breit war keine Licht, außer das wenige, das durch die Fenster der Tierklinik schien. Ich ging auf mein Auto zu und öffnete die Tür. "Theo, warte. Wo willst du hin?" Scott und Mason waren mir gefolgt und kamen auf mich zu. Kurz hielt ich inne und überlegte, ob ich mir eine Ausrede einfallen lassen sollte, aber Scott würde sowieso wissen, dass ich lüge. "Ich fahre zu der Lagerhalle und werde jeden einzelnen umbringen. Monroe heb ich mir für den Schluss auf, damit sie noch um ihr Leben betteln kann", sagte ich kalt, schaute sie aber nicht an. "Du weißt wie viele das sind, du hättest alleine keine Chance gegen sie. Sie haben dich ehr umgebracht, als du Monroe überhaupt zu Gesicht bekommst", meinte Scott und kam noch näher auf mich zu. Nun drehte ich mich zu ihm um und blickte ihn an. "Soll mir auch recht sein."

Ich drehte mich von ihm weg und wollte einsteigen, doch Mason zog mich ein Stück zurück und schlug die Tür zu. "Du hast es ihm versprochen", sagte er ernst. Erstaunt schaute ich ihn an. Noch nie, seit ich Mason das erste mal getroffen hatte, war er so ernst gewesen. Eigentlich wollte ich etwas erwiedern, doch mit diesen Worten hatte er mich. Er hatte recht. Ich hatte es ihm versprochen und auch wenn er jetzt tot war sollte ich ihm seinen letzten Wunsch erfüllen.

Gerade war ich noch so Emotionslos gewesen, doch nach diesen Worten konnte ich es nicht mehr aufrecht halten. Die Mauer, die all meine Emotionen zurück hielt, zerbrach und brachte damit auch den Schmerz zurück. Erschöpft setzte ich mich einfach an Ort und Stelle auf den Boden und lehnte mich an meinen Pick Up. Nun war nicht mehr der Gedanke an Rache präsent. Einzig und allein der Gedanke daran, dass ich die wichtigste Person in meinem Leben verloren hatte, geisterte durch meinen Kopf.

Erneut suchten die Tränen einen Weg über meine Wangen nach unten. Auch wenn ich gewollt hätte, hätte ich sie nicht zurück halten können und ehrlich gesagt war ich auch viel zu schwach, um es auch nur zu versuchen. Ich hatte wieder das Gefühl etwas würde sich durch mein inneres kämpfen, mich nach und nach aufressen und mein Herz herausreißen. Obwohl ich es nie für möglich gehalten hatte, dass man durch psychisches Leiden physischen Schmerz empfinden könnte wurde mir das Gegenteil bewiesen. Es tat weh. Ich wusste nicht ob es an dem Schmerz lag oder an der Traurigkeit, aber ich wollte schreien, so lange schreien bis ich nicht mehr konnte. Doch ich tat es nicht. Ich zog nur meine Bein ran, verschränkte meine Arme auf meinen Knien und vergrub mein Gesicht darin um weiter leise vor mich hinzuweinen. Nur ab und zu verließ ein unterdrücktes Schluchzen meinen Mund.

"Hier stinkt es nach Traurigkeit", hörte ich plötzlich von Malia, welche nicht allzuweit weg war. "Halt die Klappe", meckerte dann Stiles. "Was ist hier los?", fragte er dann als er offensichtlich neben uns stand. "Und seit wann heult Theo?", setzte Malia hinten dran. Ich hörte wie Schritte auf mich zu kamen und neben mir verstummten. Gerade als ich meinen Blick hob legte sich ein Hand auf meine Schulter. Es war Lydia, die sich neben mich gehockt hatte und mir ein kleines lächeln schenkte. Ich hätte es gerne erwiedert, doch ich konnte sie nur müde und verweint an blicken. "Du hast es ihnen noch nicht gesagt?", fragte Mason ebenfalls bedrückt und warf einen kurzen Blick zu Scott. "Was hast du uns noch nicht gesagt?" Stiles blickte abwartend zu Scott. Ich blickte nur auf den Boden und konnte die Tränen einfach nicht stoppen, nicht einmal der Schmerz hatte wirklich nachgelassen. Scott zögerte und starrte ihn anscheinend nur mit seinen verweinten Augen an. Wahrscheinlich konnten wir beiden den Schmerz des jeweils anderen am besten nachvollziehen.

"Er- er ist tot...", sagte er dann leise. "Warte, du meinst Liam? Liam ist tot?" Stiles klang plötzlich wie ein anderer Mensch, traurig und geschockt. Nicht einmal Malia brachte jetzt noch einen Kommentar heraus, jeder war ruhig. Ich wagte einen kurzen Blick nach oben. Stiles hatte Lydia in seine Arme gezogen, sowohl er als auch Lydia hatten Tränen in den Augen. Sogar Malia umarmte Scott und sah ziemlich geschockt aus. Einige Minuten vergingen in denen niemand etwas sagte.

Ich hatte die Hoffnung, dass der Schmerz bald nachlassen würde, wenigstens etwas, doch je mehr Zeit verging, desto mehr vermisste ich ihn. Mit jedem Moment, in dem ich ihn immer mehr vermisste, wurde auch der endlose Schmerz stärker.

Plötzlich öffnete sich die Tür und Nolan kam heraus, woraufhin er verwirrte Blicke von Lydia, Stiles und Malia bekam, allerdings war anscheinend jeder zu geschockt um zu fragen, warum er hier war. "Leute? Ich glaube das solltet ihr euch ansehen", meinte er einfach nur und zeigte nach drinnen. So gut wie jeder setzte sich in Bewegung, außer mir. "Theo, kommst du mit?", fragte Stiles vorsichtig. Ich schüttelte nur den Kopf. "Theo, du solltest dir das auch anschauen", meinte Nolan von der Tür aus. Stiles hielt mir eine Hand entgegen, an welcher ich mich skeptisch nach oben zog. Wer hätte gedacht, dass der Tod einer wichtigen Person eine andere dazu bringen konnte zu seinem größten Feind nett zu sein? Langsam gingen wir rein und nach hinten, wo noch immer Liam lag. Der Anblick von ihm versetzte mir einen Schlag, so dass ich kurz zögerte, ehe ich dann weiter in den Raum ging.

Corey und Mason hatten sich auf die Stühle gesetzt. "Was ist denn?", fragte Scott einfach nur erschöpft. "Schau dir das an", meinte Deaton, welcher neben Liam stand, daraufhin und winkte Scott zu sich.

THIAM - Love and fight.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt