„Weißt du, was wir machen werden? Wir werden unsere eigenen Cheescake-Sorten erfinden! Cheescake-Cookie, Cheescake-Caramel... oh, und am besten: Cheescake-Oreo!" Lea fuchtelt wie wild mit ihren Armen. Typisch – so ist das fast jede Pause. Alle essen ihr Mittagessen, aber nicht Lea, nein! Die muss mit ausladenden Bewegungen über unseren gemeinsamen Traum – zusammen ein eigenes Café zu eröffnen – philosophieren. Wir brauchen dies, wir brauchen das...
Ich stecke mir ein Stück von der halb vertrockneten Lasagne in den Mund. Unsere Schulkantine weiß, wie man köstliches Essen ruiniert.
Okay, nichts anmerken lassen, einfach runter schlucken.Leas graue Augen glänzen wie kleine Sterne, wenn sie so redet. Vielleicht mag ich sie deswegen nicht unterbrechen. Aber richtig zuhören kann ich im Moment auch nicht. Dafür sind mir zu viele andere Dinge imKopf...
„Felix?" Lea hört abrupt auf, in ihren Träumen zu schwelgen. „Was ist eigentlich los mit dir? Ist es wieder dieser Typ? Ich glaube, es ist nicht gut, wenn du dich mit ihm triffst."
„Doch, doch. Alles gut, Lea." Ich versuche zu lächeln.Dieser Typ? Das ist nicht einfach irgendein Typ – er ist mein Typ. Am liebsten würde ich es ihr ins Gesicht schreien. Aber nein, zurückhalten, sie darf das nicht wissen. Sie hält ihn so schon für einen schlechten Einfluss. Nicht auszudenken, was sie sagen würde, wenn sie wüsste, dass ich noch dazu in ihn verliebt bin.
„Ach Mensch, die Pause ist auch gleich wieder vorbei." Lea seufzt. „Steht das Treffen heute Abend noch? Oder willst du doch lieber wieder zu Linus?"
Sie klingt fast ein wenig aggressiv. Okay, ich hab mich jetzt schon öfters nicht mehr bei unseren Treffen im Stadt-Café blicken lassen.
„Ich komme", sage ich schnell, aber so richtig Lust habe ich nicht.Schnell gucke ich noch einmal auf mein Handy bevor ich mein Tablett wegbringe und mich auf den Weg zum Klassenzimmer mache. Nicht, dass Linus mir geschrieben hat und ich ihn zu lange warten lasse. Im Unterricht sind keine Handys erlaubt und mir fehlt der Mut, um auch nur einen kleinen Blick zu wagen.
Nichts, keine Nachricht. Das ist gut. Ist das gut? Nicht aufregen, natürlich ist das gut, Felix!
Wie immer ist der Mathe-Unterricht sehr langweilig. Stefan und ich spielen heimlich Tick-Tack-Toe, um nicht einzuschlafen. Das ist das einzige Fach, in welchem wir neben einander sitzen. Früher war er mein bester Freund, langsam haben wir uns aber auseinander gelebt.
Er hat ein paar komische Ansichten - von solchen Leuten sollte man lieber fern bleiben. Aber die Zeit mit ihm, in der wir fast jeden Tag etwas unternommen haben, vermisse ich schon ziemlich.
Lea ist immer noch sehr gut mit ihm befreundet, vermutlich kommt er heute Abend auch ins Café.
Ich versuche, mir einzureden, dass ich es nicht bereuen werde, wenigstens diesmal wieder mit den beiden abzuhängen, aber so richtig kann ich mich nicht überzeugen.Ich würde viel lieber etwas mit Linus unternehmen. Ihm nahe sein, seine schönen Reh-braunen Augen anstarren bis ich zu müde bin. Einmal bin ich sogar bei ihm im Auto eingeschlafen. Er hat mich nicht geweckt, hat mich einfach schlafen lassen. Das finde ich nett von ihm.
Mein Vater hätte mich sofort wieder aus dem Schlaf gerissen. „Im Auto kann man nicht schlafen", hätte er gesagt. Aber er kennt ja auch Linus' Auto nicht. Es riecht ein bisschen wie Orangenschokolade. Und ich liebe Orangenschokolade. Ob er das weiß? Macht er das extra? Bestimmt hat er irgendwo unter den Rücksitzen eine Packung versteckt, nur um mich zu ärgern. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie traue ich ihm das zu. Aber nein, woher soll er das wissen. So richtig gut kennen wir uns doch noch gar nicht.
Vielleicht würde er mir heute seinen Lieblingsplatz zeigen. Vielleicht würde er mich in den Arm nehmen, meine Wange streicheln und ich könnte ihm endlich sagen, wie wichtig er mir ist. Okay, nein, das würde ich mich nicht trauen. Aber trotzdem würde ich ihn gerne sehen. Das alleine wäre schon wundervoll.
Vielleicht hat er mir schon geschrieben? Vielleicht kann er mich am Abend abholen?
Nein, das ist doch Scheiße, Felix! Egal, was er schreibt, du gehst heute ins Café!
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Gelb
Teen FictionIch lege mich neben ihn ins Gras. Er schaut hinauf in die Wolken. Schön sieht er aus, verträumt irgendwie. Ich rücke so nah es geht an ihn heran. Unsere Arme berühren sich, er schreckt nicht zurück. Vor einem halben Jahr hätte ich nicht gedacht, das...