"Dein Vater ist doch gar nicht so spießig, wie ich immer dachte, Felix. Ich hab nicht damit gerechnet, dass er das so ruhig aufnimmt. Und schon gar nicht, dass er dich unterstützen will.", stellt Lea trocken fest, während sie ihren Schlafsack auf dem Boden ausbreitet.
Ich stelle eine Schüssel Chips auf den Tisch, bevor ich antworte: "Ich auch nicht. Ich hab gedacht, der reißt meinen Kopf ab oder so." Ich versuche zu lachen, was mir nicht ganz gelingt.Die Woche ging so schnell rum, dass ich kaum bemerkt hätte, dass heute schon der Filmabend ist, wenn Lea heute morgen nicht total aufgeregt durch die Schule gesprungen wäre, mit ihrer Reisetasche in der Hand. Sie wohnt gar nicht so weit weg von mir, aber nimmt trotzdem ihre Sachen immer schon mit in die Schule. Bei solchen Dingen ist sie die Nervosität in Person. Komisch, sonst bin ich das doch immer.
"Ich leg die DVD's schon mal auf den Fernsehtisch!" Lea ist total begeistert. Auch wenn ich sie nicht angucke, weiß ich doch, dass ihre Augen wieder dieses Glitzern und Funkeln haben müssen.
"Gleich kommt er, ich bin schon ganz aufgeregt!" Lea kichert, wobei es fast ein bisschen hysterisch klingt.
Ich halte sie an den Schultern fest. "Beruhig dich, du bist ja fast nervöser als ich!"
Lachend setzen wir uns zusammen auf die Couch.Es vergehen keine fünf Minuten, da klingelt es auch schon an der Tür. Ich stehe auf, gehe langsam auf sie zu. Jetzt fange ich doch etwas an zu schwitzen. Aber das ist doch Quatsch, es ist ein ganz normaler Abend. Nur, dass Linus dabei ist. Kein Grund, um nervös zu sein, sagt mir mein Kopf. Mein Körper sieht das leider anders, mein Herz springt mir fast aus der Brust. Es fühlt sich fast so an, als würde es meine Rippen brechen können, so doll schlägt es.
Schnell öffne ich die Tür und vor mir steht er - seine Lederjacke, eine schwarze Jeans und meine Lieblingsconverse: Blau mit pinken Punkten. Er lächelt mich verschmitzt an, seine braunen Augen lassen mich dahin schmelzen.
Ich mache einen Schritt auf ihn zu und schließe ihn in meine Arme.
"Du erdrückst mich, Felix." Sein Lachen erklingt kurz ehe er mir einen Kuss auf die Stirn gibt.
Ich habe ihn vermisst, wir hatten uns seit dem Tag an seinem Lieblingsort nicht wieder gesehen. Entweder er hatte keine Zeit oder ich musste was für die Schule machen. Dafür ist es jetzt noch viel schöner ihn wieder zu sehen.Ich löse mich von ihm, schmunzle in mich hinein, während er seine Schuhe auszieht und mir in das Wohnzimmer folgt. Kurz mache ich Lea mit Linus bekannt, dann verschwinde ich in der Küche, um uns Pizza in den Ofen zu schieben.
Ein bisschen nervös bin ich immer noch, aber das legt sich sicher gleich.Als ich wieder zurück bin, unterhalten sich die Beiden schon eifrig. Das freut mich, ich hatte schon gehofft, dass sie sich verstehen. Besonders, damit Lea sieht, wie falsch sie Linus am Anfang eingeschätzt hat.
Ich setze mich mit auf die Couch, wobei ich so nah wie möglich an Linus heran rutsche. Er dreht sich zu mir um und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. Verträumt gucke ich ihm in die Augen. Am liebsten würde ich ihn noch einmal Küssen. Auch, um zu testen, ob es sich noch genau so gut anfühlt, wie beim ersten Mal. Aber vor Lea will ich das lieber noch nicht. Ich weiß nicht, ob das in Ordnung für sie wäre.
Linus streicht mir sanft über meine Wange und ich spüre schon, dass mein Gesicht warm wird. Bestimmt bin ich total rot."Na, ihr Turteltäubchen, ich glaube, das wir langsam den ersten Film anfangen könnten. Was meint ihr?" Leas Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Peinlich berührt drehe ich mich etwas von Linus weg. Spätestens jetzt bin ich rot wie eine Tomate.
Ich will schon aufstehen, da räuspert Linus sich.
"Ich hab uns noch was mitgebracht", sagt er leise. Es wirkt ein bisschen schüchtern, vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein.
Linus öffnet seine Tasche und holt ein kleines blaues Päckchen heraus.
Ich erkenne es sofort.
"Feine Vollmich-Orangen-Plättchen!", rufe ich voller Freude und wir fangen an zu lachen. Lea guckt uns an, als wären wir von einem anderen Planeten, aber keiner von uns gibt sich die Mühe, es ihr zu erklären. Das ist eine Sache zwischen uns beiden.

DU LIEST GERADE
Gelb
Teen FictionIch lege mich neben ihn ins Gras. Er schaut hinauf in die Wolken. Schön sieht er aus, verträumt irgendwie. Ich rücke so nah es geht an ihn heran. Unsere Arme berühren sich, er schreckt nicht zurück. Vor einem halben Jahr hätte ich nicht gedacht, das...