Café

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"Ach Mensch, Felix. Mach dir nicht so viele Gedanken." Lea legt ihre Hand auf meine Schulter, während sie sich neben mich setzt.
Eigentlich wollte ich nicht mit ins Café kommen. Aber sie hatte mir zugesichert, dass Stephan nicht kommen wird. Und dass wir einfach mal ein bisschen reden. Über alles, was uns so beschäftigt.
Ewig kann ich ja auch nicht auf meinem Bett sitzen und warten, bis Linus sich endlich meldet.

Die Bedienung komm an unseren Tisch. "Wie immer?"
"Ja, wie immer!", antwortet Lea und lacht. Sie hat sich schon immer gut mit dem Kellner verstanden. Ich selbst schenke ihm nur selten wirklich Beachtung. Wir sind jetzt schon so lange immer her gekommen, dass Lea sich gefühlt mit jedem angefreundet hat. Ich bin nicht so sehr für so etwas. Mein kleiner Freundeskreis hat mir immer gereicht und ich rede nicht gerne mit Bekanntschaften über belanglose Dinge. Da lasse ich meine besten Freundin lieber den Vortritt.

"So, jetzt erzähl. Hat er sich immer noch nicht gemeldet?" Lea nimmt ihre Hand von meiner Schulter und fängt an, mit der Teekarte zu spielen.
Ich schüttle den Kopf.
"Wie kann das sein, das ist doch jetzt schon fast eine Woche her." Ihre Gesicht verzieht sich zu einem gleichzeitig wütenden aber auch fragenden Gesicht.
"Lass uns lieber über etwas anderes reden." Ich hab wenig Lust, noch mehr über Linus nachzudenken.

"Na gut. Dann erzähl mir, wie deine Klausur gelaufen ist." Lea rollt mit ihren Augen. "Ich hoffe, nicht so schlecht wie meine." Erst formen sich ihre Lippen zu einem Grinsen und es dauert nicht lange, bis ihr Lachen zu hören ist.
Ich lache mit ihr, in der Hoffnung, meine Sorgen würden dadurch leichter. Vielleicht fallen sie so einfach von mir ab.
"Ich weiß zwar nicht, welche Note du hast, aber ich glaube nicht, dass wir da weit auseinander liegen. Immer hin kann ich sagen, dass ich mich verbessert hab." Kichernd nehmen wir unsere Bestellung entgegen.
"Das ist bei dir aber auch kein Wunder, wenn ich mich da richtig erinnere." Lea kneift in meine Seite. Es kitzelt ein bisschen und ich zucke zurück.
Sie hat schon recht. In der letzten Klausur hatte ich null Punkte. Jetzt immer hin schon vier. Das ist eine Steigerung von mehr als 100 Prozent, weshalb ich ziemlich Stolz bin. Eigentlich ist das Schwachsinnig - vier Punkte ist genau so unzureichend wie null.
"Na dann müssen wir doch feiern!" Lea hebt ihren Becher heißen Kakao und ich stoße meine Eisschokolade dagegen. Stracciatella, meine Lieblingssorte nach Mozart Kugel. Aber die gibt es leider nur im Winter.

Leise höre ich mein Handy klingeln. Ich will es ignorieren, aber Lea beginnt schon, mit ihren Augenbrauen zu wackeln, bevor sie aufgeregt los sprudelt:" Das ist er, guck nach, guck nach, guck nach!"
Und tatsächlich steht dort auf meinem Handy sein Name. Eine Nachricht.
"Hab ich's doch gewusst!" Triumphierend hebt Lea ihre Arme.
Schnell öffne ich meine Tastensperre und drücke auf seine Nachricht.

"Ich hole dich ab"

Was? Mehr nicht? Keine Erklärung?

"Jetzt?"

Unsicher gucke ich zu Lea. Ich will sie nicht alleine lassen.

"Ja, wo bist du?"

"Was will er?" Meine Freundin guckt mich mit großen, fragenden Augen an.
Ich zeige ihr den Chatverlauf.
"Sag ihm doch, dass du Bescheid sagst, wenn wir fertig sind." Sie lächelt, aber an ihrem Blick erkenne ich, dass sie ein bisschen Angst hat, dass ich sie alleine lasse.

"Geht nicht, ich mach was mit Lea."

Schnell lege ich mein Handy weg. Ich will nicht wissen, was er mir antwortet.
Er hat mich mehrere Tage warten lassen, also kann er jetzt auch mal geduldig sein.

GelbWo Geschichten leben. Entdecke jetzt