Kapitel 2*

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Das Flugzeug hob ab und ich blickte ein letztes Mal zurück. Nach einer Weile glitt ich in das Land der Träume, was ich beim Erwachen mehr als bereute. Seit einer Weile habe ich diese Alpträume und sie kommen immer und immer wieder. Jede Nacht.

„Alles in Ordnung mit dir?", fragte mich das Mädchen, das neben mir sass. Eine Strähne ihrer dunkelbraunen Haare fiel ihr ins Gesicht. Ich nickte vorsichtig, obwohl nichts in  Ordnung war. Verdammt ich war seit ein paar Stunden von meiner Familie weg und wollte gleich wieder zurück. Früher hatte ich das nie, wieso denn jetzt? Meine Sitznachbarin strich sich die lose Haarsträhne hinters Ohr und reichte mir ihre Hand.

„Ich bin Julia Meier und du?" Ihr warmes Lächeln lies mich ihr stückweise vertrauen. Immerhin kenne ich die Fremde überhaupt nicht. Vielleicht ist sie eine Massenmörderin. Ich drückte diese viel zu weit hergeholten Gedanken beiseite und konzentrierte mich darauf nicht wie eine vollkommene Idiotin dazustehen.

„Milena... Milena Brun." Nervös lächelte ich und atmete tief durch. In meinem Hinterkopf kämpfte ich immer noch mit den Dämonen, die ich Alpträume nennen darf.

„Du hast in deinem Schlaf gesprochen... hat nicht den Anschein gemacht, dass es dir wirklich gut geht." Etwas besorgt blickt sie mich an und ich könnte schwören in diesem Moment hat sie meine Gedanken gelesen. Aus einem mir unerklärlichen Grund hatte ich das Gefühl ich könnte ihr mehr als nur meinen Namen anvertrauen, aber Gefühle können sich täuschen. Also entschloss ich ihr die gute Miene weiterhin vorzuspielen.

„Kann mich nicht an den Traum erinnern, sorry. Was hab ich den so gesagt?", meinte ich mit gespieltem neugierigem Blick. Ich konnte das Zögern in ihren Augen sehen. Kann ich ihr nicht verübeln, wenn jemand neben mir diese Worte sprechen würde, ob Traum oder nicht, würde ich wohl gleich zögern wie sie.

„Keine Ahnung... e-es hat sich e-einfach traurig ange-gehört", log sie. Trotzdem, ich wusste, dass sie gelogen hat, war ich ihr nicht böse. Ich fühlte mich sogar etwas besser. Schultern zuckend sagte ich ein lockeres „Okay" und packte meine Zeitschriften aus. Sofort steuerte ich auf den Artikel über 5 Seconds of Summer zu und lass den aufmerksam durch. Mit der Zeit spürte ich, wie jemand mich beobachtete und automatisch blickte ich zu Julia, die ihren Blick direkt abwandte. Erwischt. Julia war diejenige, die mich beim Lesen beobachtete.

„Magst du 5sos?", fragte ich und sie fing an zu lächeln. Mit ihrem Blick zu mir gerichtet tippte sie auf Luke, der mit seiner Gitarre in der Hand poste.

„Luke Hemmings ist mein Liebling. Nicht weil er der Lead Sänger ist, sondern weil er mir einfach gefällt. Vom Typ her und so." Wir fingen an über die Band zu quasseln und die Zeit verging wie im Flug. Schon bald landeten wir in Singapur und warteten da zusammen, bis wir weiterfliegen konnten. Auch Julia machte ein Austauschsemester in Sydney und wir fanden sogar heraus, dass wir in die gleiche Schule gehen werden.

Trotz der schönen Unterhaltung mit Julia war der Flug ganz schön lange, ich meine wir sind über einen ganzen Tag geflogen. Wir waren beide fix und fertig und haben die letzten paar Stunden geschlafen.

Dann endlich in Australien am Flughafen angekommen, wollte ich nur nachhause. Da waren so viele Leute, ein riesen Durcheinander und ich hatte keine Ahnung wo zum Teufel meine Koffern angekommen sind. Julia war genauso planlos wie ich, aber es war schön, dass ich dieses Problem nicht alleine lösen musste. Zusammen suchten wir unser Gepäck und gingen danach nochmals durch eine kurze Passkontrolle. Danach konnten wir zum Ausgang, wo unsere Gastfamilien bereits auf uns warteten. Ich erkannte meine Gastmutter daran, dass sie eine Art Schild in der Hand hielt, auf der mein Namen stand. Bevor ich auf sie zu ging verabschiedete ich mich von Julia und winkte ihr noch kurz zu.

Irgendwoher kam sie mir bekannt vor, doch es kam mir einfach nicht in den Sinn. Echt merkwürdig, dass mir eine Frau, die ich heute zum ersten Mal gesehen habe, bekannt vorkam. Wie auch immer ich drückte die Gedanken zur Seite und fokussierte mich darauf in mein neues Zuhause zu kommen und einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ich bekam eine herzliche Umarmung und Anne-Marie stellte sich mir richtig vor. Danach half sie mir mein Gepäck in ihrem Wagen zu verstauen und wir fuhren zusammen in ein wunderschönes grosses Haus, mit einem riesigen Garten und einem Pool.

Bevor wir überhaupt die Möglichkeit erhielten das Gepäck ins Haus zutragen, überrumpelten mich ein Junge und ein Mädchen. Da ich mit Anne-Marie vorher schon per Mail Kontakt hatte, wusste ich, dass das ihre Tochter Lauren und ihr Sohn Harry waren. Die beiden begrüssten mich und halfen das ganze Gepäck ins Haus zu tragen. Zusammen machten wir einen kleinen Rundgang im und um's Haus und setzten uns dann alle ins Wohnzimmer.

Vollkommen erschöpft atmete ich durch. Meine Augen konnte ich kaum offen halten und es war schon fast ein Ding der Unmöglichkeit meinen Kopf aufrecht zu halten.

„Wie wär's, wenn du dich etwas frisch machen gehst und wir danach was essen gehen, hm?", schlug Anne-Marie vor. Lauren und Harry schnappten, voller Freude, nach Luft. Ich stimmte dieser Idee zu und verschwand in meinem Zimmer, um mir all meine Duschutensilien zu holen. Danach hüpfte ich in die Dusche, machte meine ganze Routine, Haare waschen, Körper ein schamponieren, Haarpflege und dann noch schnell die Beine und so weiter rasieren. Ich beeilte mich etwas damit ich meine Haare noch Föhnen und glätten konnte, da ich eher gelocktes Haar habe und mir das nicht so gefällt.

Zurück in meinem Zimmer knie ich mich zu einem der Koffer hin und suche mir etwas Bequemes heraus. Eine schwarze Highwaisted Skinny Jeans, mein dunkelblaues Croptop und meine dazu passenden Converse, im selben blau, sollten für ein Restaurant reichen. Meine Haare bind ich schnell in einen einfachen Pferdeschwanz, da ich's nicht gerne hab, wenn sie mir während dem Essen ins Gesicht, oder sogar in den Mund, fallen. Noch schnell leichtes Make-up auftragen und ich war bereit zu gehen. Ich kleide mich meistens eher schlicht und unauffällig, da meine blauen Haarspitzen schon genügend Blicke auf mich ziehen.

An mein Handy gefesselt, stieg ich die Treppe herunter. Da ich schon immer unfähig war Treppen abzusteigen, war es für mich keine grosse Überraschung, dass ich nicht merkte, dass ich am Ende der Treppe angekommen bind und mich selber erschrak als der Boden zu früh da war. Nach einem kurzen Kontrollblick, ob mich niemand gesehen hat, ging ich ins Wohnzimmer, wo Harry schon wartete. Ich setzte mich in den Sessel daneben und grübelte darüber nach, woher mir diese ganze Familie so bekannt vorkam. Denn ich könnte schwören, dass ich Harry, Lauren und Anne-Marie schon mindestens einmal gesehen habe. Was auch merkwürdig war, ist dass sie mir nie ihren Nachnamen angegeben haben. Auch auf meiner Bestätigung stehen nur die Vornamen von allen.

Da ich sowieso nichts besseres zu tun hatte, ergriff ich die Möglichkeit und fragte Harry: „Du wie heisst ihr eigentlich zum Nachnamen?"

„Warum?", stellte mir Harry als Gegenfrage. Dieses ganze Getue schien mir etwas verdächtig. Ich meine man kann doch einfach den Nachnamen sagen. Ist ja nicht so, dass ich ihnen etwas Böses will.

„Nun, du, Lauren und Anne-Marie kommst mir so bekannt vor...", ich machte eine Pause und starrte ihn an. Harry fing an zu lächeln und meinte: „Irwin, unser Nachname ist Irwin." Ich fiel aus allen Wolken als er den Namen aussprach. Endlich wusste ich woher die mir so bekannt vorkamen. Ashton Irwin, Drummer der Band 5 Seconds of Summer ist mit ihnen verwandt. Natürlich folgte er ihnen auf allen Social Media Webseiten und hat Bilder mit ihnen gepostet.

Als Anne-Marie und Lauren dann endlich auch bereit waren, stiegen wir alle zusammen ins Auto und fuhren Richtung Pizzeria. Wir fuhren ziemlich weit von der Stadt weg, in ein abgelegenes Dörfchen, wo es so gut wie keine Leute gab. Ich folgte den andern in einen kleinen Garten, welcher zur Pizzeria gehörte. Er war wunderschön, überall hatte es Blumen und es hatte sogar einen kleinen Teich am Ende des Gartens. Wir setzten uns alle hin und nahmen die Karten entgegen. Während ich mein Abendessen aussuchte fing ich, ohne es zu bemerken, an Voodoo Doll mit zu summen, da es gerade im Radio lief.

„Scheint, als magst du dieses Lied", meinte Harry grinsend und ich lächelte verlegen.



Es ist jetzt schon 2 Wochen her, seit dem ich in Australien angekommen bin. Zum grössten Teil habe ich mich schon eingelebt, aber der Gedanke an die mir noch bevorstehende Schule dreht mir den Magen um. Da auch Lauren und Harry noch Schulferien haben, unternahmen wir immer etwas zusammen. Ich machte ihnen jeden Morgen das Frühstück, nachdem ich mit ihrem Hund Gassi gegangen bin. Je nach Laune gibt es ein grösseres oder kleineres Buffet.

Da Anne-Marie auch heute arbeiten muss, verbrachten Lauren, Harry und ich den Tag damit uns etwas zu sonnen und im Pool zu plantschen. Plötzlich hörte ich wie die Türe in das Schloss viel und ich schreckte auf. Anne-Marie kann es um diese Zeit nicht sein, da sie am Mittag jeweils nicht nachhause kommt und wenn sie es doch tun würde, dann würde sie mir schreiben. Zur Sicherheit befahl ich Harry und Lauren draussen zu bleiben, damit ihnen nichts passieren kann. Vorsichtig ging ich in das Haus und schnappte mir das erst beste Objekt, mit dem ich mich verteidigen könnte. Eine Grosse Schattenartige Gestalt verschwindet in Richtung Küche. Da der Körperbau eher Männlich ist, kann ich meine Gastmutter ausschliessen und da ich keinen Gastvater habe, tippte ich auf einen Einbrecher. Nun folgte ich diesem Einbrecher in die Küche und als ich kurz davor war ihm mit einem Regenschirm eins überzuziehen drehte sich der Mann um. Vor lauter Schreck liess ich den Schirm fallen und versteckte meinen Mund hinter meinen Händen.
Aufschreiend bat mich der junge gut aussehende Mann, der sein Gesicht mit seinen Händen schützte, ihn nicht weh zu tun. Die Röte schoss mir ins Gesicht und ich wurde ganz nervös.

„Ach du meine Güte, das tut mir so leid ich dachte du wärst ein Einbrecher. Oh nein, ich bin so ein Dussel", meinte ich und entschuldigte mich gefühlte hundert male bei Ashton Irwin, meinem Gastbruder und Drummer meiner Lieblingsband. Plötzlich hörte ich wie Harry und Lauren auf mich und Ashton zu rannten. Während sich die drei umarmten schlich ich wieder in den Garten und versuchte diese peinliche Aktion aus meinem Kopf zu bringen und tief durch zu atmen, da Ashton F***ing Irwin tatsächlich mein Gastbruder war und ich ihn gerade zum ersten Mal sah. Denjenigen, den ich schon so lange vergöttere.

Nachdem ich wieder Luft zum Atmen hatte, ging ich langsam und vorsichtig herein um nicht wegzutreten. Immerhin bin ich ein riesen Fan und das Fangirl-Sein kann man nicht einfach ausschalten.

"Du musst Milena sein. Meine Mutter spricht nur noch von dir schön dich kennen zu lernen", sagte Ashton mit einem süssen Lächeln und streckt mir die Hand entgegen, damit wir uns einander richtig vorstellen konnten.

"Oh mein Gott es tut mir so leid, dass ich dich vorher fast mit dem Schirm zusammen geschlagen habe. Ich dachte du bist ein Einbrecher", entschuldigte ich mich nochmals und dachte darauf gleich was für ein Idiot ich bin. Ich hätte 'hey', 'wie geht es dir', 'schön dich kennen zu lernen' oder etwas in der Art sagen können, aber ich fing wieder mit dem behinderten Schirm an. Ashton konnte sich darauf das Lachen nicht verkneifen.

"Ist schon okay, du hast's ja nicht getan", meinte er und streckte mir die Hand noch mehr in meine Richtung, damit ich begreife, dass ich mich immer noch nicht vorgestellt habe.

"Oh tut mir leid, hey ich bin Milena Brun schön dich kennen zu lernen, ich bin ein riesen Fan." Die Wortkotze kam nur so aus mir heraus, während dem ich Ashton fast den ganzen Arm wie ein Springseil herum schwang.

"Ach wirklich, dann musst du unbedingt die anderen Jungs kennen lernen", lachte er und legte seine zweite Hand auf meine, damit ich ihm nicht noch den Arm ausrenkte.

"Ich glaub ich kriege jetzt dann bald einen Herzinfarkt." Da war sie wieder, Wortkotze. 

Es war echt erstaunlich, zusehen wie echt Ashton war. Er schien nicht anders als in den Interviews, was mir ein Lächeln über die Lippen zauberte.

It's not just an English Love Affair {Calum Hood}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt