Kapitel 25*

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Sonntagmorgen und mein Wecker klingelte durch meine Ohren. Nicht gerade das, was man sich wünscht. Erst recht nicht um diese Zeit. 7:30 Uhr.

Wieso tu ich mir das an?

Natürlich verflogen diese Gedanken gleich, wenn ich daran dachte, dass Julia und ich heute was unternehmen werden.

Voller Elan sprang ich aus meinem Bett und direkt in die Dusche, wo ich ein kleines Konzert für meine Shampoos hielt. ‚She looks so perfekt' war der perfekte Morgensong, weil er voller Energie ist und mir die gute Laune schon fast ins Gesicht warf. Wahrscheinlich war es aber eher, dass ich Julia endlich wiedermal zu Gesicht bekam. Ich musste ihr so viel erzählen und ich konnte es kaum erwarten ihr Gesicht zu sehen, wenn ich es endlich tat.

Wieder in meinem Zimmer zog ich mich ganz bequem an, immerhin war es Sonntag. Es werden keine Bemühungen gemacht an einem Sonntag. Ich machte mich zu Fuss auf den Weg zu Julia, da es erst kurz vor neun Uhr war und ich niemanden aufwecken wollte. Die Zeit vertrieb ich mir wie immer mit Musik. Da ich mir den Anblick des Schulgebäudes bis morgen aufsparen wollte, ging ich einen Umweg, der mich aber immer noch rechtzeitig zu Julia brachte. Da sie das Haus nicht verlassen musste, war sie immer noch in ihren Trainerhosen, einem Top und ungeschminkt.

Was ich total verstand denn ich wollte auch nicht Berge versetzen um gut auszusehen, wenn ich sowieso nichts ausser Haus unternehmen wollte. Sie begrüsste mich mit einem etwas leisen „Hiii", machte eine kurze Handbewegung und öffnete die Türe, sodass ich eintreten konnte. In ihrem Zimmer war es ziemlich düster, wahrschienlich war sie gerade erst aufgestanden.

„Und wie gehts dir so?" Ich konnte spüren, wie Julia mein blaues Auge anstarrte und kurz darauf beschämt ihren Blick senkte.

„Gut... denke ich." Ich versuchte so gut wie möglich nicht die ganze Zeit daran zu denken, wie ich verprügelt wurde, aber das ist nicht so einfach, wenn andere dich immer unabsichtlich daran erinnern.

„Wie war dein Date?" Platzte plötzlich aus ihr heraus, was mich zum lächeln brachte. Julia war eines der Mädchen, die genau merkten, wann ein schlechter Zeitpunkt war, über etwas zu sprechen und genau das war es für mich gerade. Ich wollte mit ihr nicht über mein blaues Auge sprechen.

„Es war unglaublich. Ich-kann-mich-nicht-daran-erinnern-wann-ich-das-letzte-mal-so-spass-hatte-was-eigentlich-ja-traurig-ist-aber-trotzdem", schoss mir aus dem Mund, wie aus einer Pistole.

„Wow Milena hol erst mal Luft ich hab genau ‚Es war unglaublich' verstanden." Julia musste etwas lachen. Wahrscheinlich, weil ich selbst nicht damit gerechnet hatte, dass ich so schnell sprechen konnte. Ich holte tief Luft und wiederholte mich.

„Es war wundervoll. Calum war ein echter Gentlemen und das war echt nett von euch ihm zu helfen das Date vorzubereiten." Die ganzen Erinnerungen an den gestrigen Abend schwebten mir plötzlich durch den Kopf. Nach einer Weile kam mir was in den Sinn.

„Warte warum wolltest du eigentlich, dass ich so dringend etwas auf Twitter anschaue? Ich hab das total vergessen." Julias Augen weiteten sich, als ich ihr diese Frage stellte.

„N-nun auf T-twitter." Sie holte tief Luft und richtete ihren Blick auf den Boden. „E-Es gibt da so e-einen H-hashtag." Wieder holte sie tief Luft.

„Einen Hashtag? Was ist so schlimm daran es gibt für so gut wie alles einen Hashtag." Ich konnte ihr nicht ganz folgen. Irgendwie stand ich heute voll auf der Leitung. Julia stand zögernd da und wusste nicht recht, wie sie mir das alles beibringen sollte.


Ich verstand echt nicht was so schlimm an einem Hashtag sein konnte und warum Julia so zögerte. War es etwa so schlimm?

„Es tut mir echt leid Milena. Da ist ein Hashtag... d-der heisst #WeWantMilenaDead." Ich konnte spüren, wie sich die Tränen in meinen Augen sammelten.

„B-bist du sicher, dass der an mich gerichtet ist?" Ich riss mich zusammen und versuchte alles ganz logisch anzusehen.

„Milena sie brauchen deinen Twitternamen und Bilder von dir." Ich sah wie leid es Julia tat, doch um ehrlich zu sein wollte ich kein Mitleid. Das wollte ich nie. Alles, was ich wollte war glücklich sein. War das zu viel verlangt? Ich wollte mein normales Leben zurück. Ich wollte die peinlichen Gespräche mit einen Eltern, die Standpauken, mein manchmal nerviger Hund, der immer meine Zimmertüre öffnete und so an meinen Keksvorrat kam und ihn komplett leer futterte. Ich wollte meine bescheuerten Schwestern zurück, die mir immer alles in die Schuhe schoben und ich wollte, dass die Sorge, was ich morgen anziehen würde, meine grösste Sorge war.

Doch das konnte ich jetzt nicht mehr ändern. Die Gefühle für Calum, dass ich hier zur Schule ging und dass mich Leute hassen, die ich nicht mal kannte. Das alles konnte ich nicht ändern egal was ich tat. Denn ich konnte nicht in die Vergangenheit reisen. Ich konnte nichts ändern, dass schon geschehen war.

„Nun ich meine das ist doch nicht so schlimm es gibt immer Hater, die ohne richtigen Grund so eine Scheisse machen." Versuchte ich mich selbst zu beruhigen.

„Milena der Hashtag ist Weltweit am trenden." Julia klang etwas besorgt. Doch sie versuchte dies zu verstecken, dass wenigstens jemand von uns nicht die nerven verlieren würde.

Das war zu viel für mich und meinem Versuch stark zubleiben. Die Tränen strömten wie aus einer Quelle aus mir heraus und Julia umarmte mich. Sie selbst war den Tränen nah, doch versuchte es zu überspielen.

„Es wird alles gut Milena. Ich verspreche es. Alles wird wieder okay sein", wiederholte sie tausende Male, was für mich keinen Sinn ergab.

Nichts war gut. Ich hasste mich, mein Leben und alles was ich gerade wollte war mich in ein Loch verkriechen und warten bis mich alle vergessen hatten. Calum inklusive.

Der Abend lief, wie man sich denken konnte, nicht wirklich gut. Nachdem ich mich beruhigt hatte, schauten wir noch einen Kinderfilm, weil sie wusste, dass ich immer Kinderfilme guckte, wenn es mir nicht gut ging. Wir hatten uns nicht wirklich unterhalten. Oft war da diese Stille, die mich viel zu sehr nachdenken lies.

Das einzige, was ich jetzt noch tun konnte war hoffen, dass Julia recht hatte und alles besser wird.

It's not just an English Love Affair {Calum Hood}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt