Kapitel 5*

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Nervös rieb ich mir meine Hände und versuchte so locker wie nur möglich zu wirken. Es war soweit, in nur kurzer Zeit werde ich mich dem Stellen müssen, was mir solche Angst einjagte. Neben Zombies natürlich. Ashton legte sanft seine Hand auf meine Schulter und versuchte mich zu ermutigen: „Du wirst das schaffen. Wir sind da alle durch und haben es überlebt." Tief atmete ich und überlegte, ob ich ihm die Selbstmordrate der gemobbten Schüler in den verschiedenen Ländern aufzählen sollte. Besser nicht. Also lächelte ich kurz und stieg danach aus dem Wagen. Ashton war so lieb und hat mir angeboten mich an meinem ersten Schultag zu fahren. Natürlich war mir klar, dass es eine eher schlechte Idee wäre, wenn er mich bis ins Schulhaus begleiten würde, da auch dort Fans sein könnten und ich danach sehr wahrscheinlich nur benutzt werden würde. Wie festgefroren blieb ich stehen und betrachtete das Gebäude, in welchem ich die nächsten paar Stunden verbringen werden muss. Noch einen letzten Blick zu Ashton, der ermutigend die Daumen hoch hob und dann wagte ich mich ins Verderben.

Da Ashton und ich fünfzehn Minuten zu früh da waren, musste ich noch etwas warten. Es bildeten sich schon kleine Gruppen, die alle miteinander sprachen und lachten. Das war echt ein bescheuertes Gefühl. Zu vertraut. Isoliert von den anderen zu sein. Immerhin noch besser als wieder gemobbt zu werden. Denn das war der wahre Horror, den ich niemals wieder erleben möchte.

Man kann sich das so vorstellen als würde einer oder eine Gruppe dir alles Gute entreissen, inklusive deiner Lebensenergie. Man fängt an sich schlapp zu fühlen und hat keine Motivation mehr. In Nichts. Danach kommen die Gedanken, jene, die man nicht haben sollte. Düstere Gedanken, die dich dazu bringen Dinge zu tun, von denen du weisst, dass sie nicht gut sind.

Als ich gleich am Eingang auf einem Bänkchen sass und Erinnerungen Revue passieren liess, stupste mich plötzlich jemand an und befreite mich von meinem pessimistischen Gedanken. Ich blickte in ein paar dunkelbraune Augen und konnte erleichtert lächeln. Mir war total entfallen, dass Julia, das Mädchen vom Flug nach Australien, auch in diese Schule geht.

„Schön dich wieder zusehen Milena." Sie setzte sich neben mich und ich konnte fühlen wie meine Angst verschwand. Sie war wie ein ruhiger Pol, das hab ich schon im Flugzeug gemerkt, nachdem ich von meinem Alptraum erwachte. Sie hatte etwas Beruhigendes an sich, was es war konnte ich aber nicht sagen. Vielleicht ihr warmes lächeln oder die Art wie ihre Augen funkelten, wenn sie anfing zu sprechen. Wie dem auch sei, ich war verdammt glücklich sie wiederzusehen.

„Das kann ich nur erwidern Julia. Ich hatte voll die Krise, weil ich niemanden kannte, aber zum Glück bist du jetzt hier." Julias Lächeln fing an aufzustrahlen und ich konnte meine Erleichterung auch nicht verstecken. Es war erstaunlich, wie schnell wir uns anfreundeten, da ich normalerweise eine Ewigkeit habe, bis ich mit jemandem richtig sprechen kann, geschweige denn vertrauen.

„Weisst du was du für ein Schulzimmer hast? Es wäre der Hammer, wenn wir sogar noch zusammen Schule hätten", meinte Julia und kramte ein etwas zerknittertes Blatt aus ihrer Tasche. Sie zeigte mir ihren Stundenplan und ich verglich ihn mit meinem und wie es das Schicksal wollte, waren wir bei den gleichen Lehrern, morgens wie mittags.

Da es der erste Schultag war, wurde nicht sonderlich viel gelernt. Wir bekamen Bücher und einen Ordner mit Übungsblättern für den Unterricht, danach stellten wir uns alle vor. Wir hatten so viele Nationalitäten in unserer Klasse das war unglaublich. Ein Akzent lustiger als der Andere. Nach der Schule entschlossen Julia und ich zusammen etwas in die Einkaufsstrasse zu gehen und uns nach einem Laden umzusehen, der Studenten einstellte. Ungeniert gingen wir zu den Verkäufern und fragten, ob sie eventuell eine Stelle frei hätten. Wir klapperten mehrere Shops ab, doch alle waren voll besetzt oder hatten einfach kein Interesse.

„Lass uns noch etwas shoppen, sonst haben wir gar nichts vom Tag", beschloss ich und zerrte Julia in einen Musik Laden. Er war riesig und hatte so gut wie alle Genres, die es gibt oder die mir zumindest bekannt sind. Julia steuerte sofort auf die Pop-Abteilung zu, während ich zur Punk-Rock-Abteilung schlenderte. Nach einer Weile hatte sich ein kleiner Haufen angesammelt, den ich noch nicht zu meiner Sammlung dazuzählen konnte. Julia hat nichts gefunden, dass sie angesprochen hatte, darum wartete sie geduldig darauf, dass ich endlich bezahlen würde. Als ich dann am Tresen stand und die ungefähr zehn CD-Hüllen hin legte um mir mein Geld hervor zu graben, stach mir ein Flyer ins Auge auf dem „Aushilfe gesucht" stand. Ich las die Anforderungen aufmerksam durch und bemerkte nicht, wie der Kassierer bereits anfing alles einzutippen.

It's not just an English Love Affair {Calum Hood}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt