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Yana's Sicht.

"Vorgestern fanden Retter mit ihren Einsatzhunden das abgestürzte Flugzeug mit allen 65 Insassen. Der Pilot hatte aufgrund eines technischen Defekts eine Notlandung in der Wildnis machen müssen. Trotz der schlechten umstände fanden die Retter alle Passagiere lebend vor. Sie hatten sich eine Woche lang mit dem Vorrat aus der Boardküche versorgt. Einige der Opfer liegen noch im Krankenhaus, werden aber spätestens gegen Ende des nächsten Monats wieder bei ihren Familien sein"-Fernseher. Wieder war es stockfinster und wieder saß ich mit Louis vor der Flimmerkiste und sah mir die Nachrichten an. Fast alle Opfer des Flugabsturzes waren wieder bei ihren Familien. Alle außer Charlie und Dylan. Charlie hatte einen komplizierten Bruch der operiert werden musste, darf aber bald wieder nach Hause. Anders als mein Bruder. Ihn hat es schlimmer erwischt. Zwar hat er keine offensichtlichen Verletzungen, hat aber ein Trauma davon getragen. Er ist klar im Kopf und kann sich eigentlich auch normal bewegen, so lange er nicht an den Unfall denkt. Denn wenn er das tut, spannte sich sein ganzer Körper an und er ist nicht in der Lage sich ohne Probleme zu bewegen. Wie lange er noch weg bleiben wird, ist weder meiner Familie noch den Ärzten klar. Es ist klar das er so kurz nach diesem Ereignis noch wie gefesselt davon ist, aber wie stark es ist, hat uns gestern ein Arzt werden eines Telefonates geschildert. Dylan sei angeblich in einer eigenen Welt gefangen und könnte kaum zur Außenwelt Kontakt aufnehmen. Er redet mit fast niemanden. Mit niemanden, außer mit Jus. Die beiden telefonieren täglich und was genau Jus auf Dylan ausstrahlt weiß niemand. Manche glauben, das die beiden so viel Zeit über viele Jahre miteinander verbracht haben, sodass er Justin trotz seines Traumas normal behandelt.
"Du Yana, wenn Dylan so gut mit Jus zurecht kommt, würdest du ihm dann nicht noch mehr helfen?"-Louis neben mir. Ich starrte auf den dunklen Teil des Raumes, welcher die Küche war.
"Ärzte haben vorgeschlagen das ich zu ihm fliege und er hat sogar gebeten, das ich zu ihm komme"-ich.
"Aber?"-Lou.
"Ich bin nicht stark genug um Dylan in diesem Zustand zu sehen"-ich.
"Yana, das stimmt nicht. Du warst stark als Dylan ein Teil von all right wurde und ging, dur warst stark als du es euren Freunden erklärst hast, du warst stark als Dylan vom Erdboden verschwand und dann plötzlich wieder auftauchte. Du wirst es jetzt auch schaffen"-mein kleiner Bruder.
"Louis, das stimmt zwar, aber in all diesen Momenten warst du da"-ich.
"Diesmal wird Dylan da sein"-er lächelnd. Ich sah ihn an und musste auch lächeln. Vielleicht hatte er ja recht.

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Ich stand neben Louis und Daddy am Straßenrand und klatschte. Nicht alleine, auf den Straßen war viel los. Die Retter die den 65 Passagieren das Leben retteten, wurden auf den Straßen LA's wie Helden gefeiert. Es war eine echte Parade. Basti und Jus standen hinter mir.
"Da ist dein Vater Basti"-Jus und zeigte auf einen Mann.
"Stimmt"-er und lächelte stolz. Greg, Basti's Vater, hielt einen Dobermann und einen Rottweiler N der Leine.
"Der Rottweiler Ty hat die Passagiere und in erster Linie Dylan gefunden. Genau wie Bo. Der große Hund daneben"-Basti. Ich nickte und schluckte den Kloß im Hals runter. Morgen würde ich zu Dylan fliegen und sehen wie es ihm geht. Ich hatte Angst davor. Sehr große Angst.
Nach drei Stunden waren wir wieder zu Hause. Ich schmiss meinen Koffer auf mein Bett und packte langsam meine Sachen. Dylan's Sachen wurden damals aus dem Wrack geholt, waren aber nicht mehr zu gebrauchen. Mommy und ich waren daraufhin für ihn shoppen. Die Klamotten meines Bruders landeten auch im Koffer. Nach einer halben Stunde packen war ich fertig. Ich ging raus mit Dust um mich von den Pferden zu verabschieden. Bei Yunker blieb ich am längsten stehen.
"Mach keine Dummheiten Großer, ich hab gehört das du Interessenten hast. Benimmst du dich daneben, wirst du für viel Geld verkauft"-ich leise.
"Was?!"-Jason plötzlich. Ich sah zu dem Stallburschen und nickte.
"Ich dachte er ist dein Pferd?"-Jason. Ich seufzte.
"Ach Jason, ich habe mich früher mit den drei Pferden viel mehr beschäftigt als jetzt. Die vielen Pferde haben mir die Zeit genommen, um mehr mit Yunker zu arbeiten. Mom hat ihn trainiert und irgendwelche interessieren sich jetzt für ihn. Mom und Dad haben ihn mir wegen einer schlechten Noten 'entzogen'. Benimmt er oder ich mich daneben wird er verkauft. Ich stehe wegen ihm unter Druck"-ich traurig.
"Das ist krass. So habe ich Fay und Brian nicht eingeschätzt!"-er aufgebracht.
"Ich hab dich letztens mit Casey gesehen"-ich und sah auf den Strohballen.
"Worauf willst du hinaus?"-Jason.
"Du dachtest du wärest unbeobachtet in der Halle, doch ich hab dich gesehen. Du hast Tricks mit ihm gemacht"-ich. Er nickte und schaute, als wäre er ertappt worden.
"War das falsch?"-er. Ich schüttelte den Kopf.
"Du hast dasselbe schon mal mit Quentin ausprobiert, relativ erfolgreich. Kannst du mir einen gefallen tun?"-ich. Er sah mich fragend an, nickte aber dann doch.
"Versuche Quentin und Yunker anfangs getrennt, später zusammen zu trainieren. Hast du das geschafft, werde ich Yunker nicht verlieren. Das ist die einzige Möglichkeit"-ich. Er sah mich total verwirrt an. Erst sah er zu Yunker, dann zu Quentin, dem Schimmel auf der anderen Seite des Stalls.
"Okay, ich versuche es"-er und lächelte.
"Danke"-ich und lächelte. Gemeinsam mit Dust ging ich wieder ins Haus und schlief relativ früh ein.

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Ich schlug die Tür des Taxis zu. Mit meinem bunten Koffer in der Hand stand ich nun vor dem großen weißen Betonklotz und atmete tief durch. In dieser Klinik in Miami lag also mein Bruder. Er hatte ein Trauma und ich sollte ihm irgendwie daraus helfen. Fünf Phasen durchlebt jemand, der an einem Trauma erlitt. Die erste ist die Schockstarre, sie zweite Stimmungsschwankungen, die dritte eine hohe Gefahr der Depression, in der vierten wird dem Patient der Unfall noch einmal vor Augen gehalten und ihm klar gemacht was passiert ist, in der fünften lernt der Patient damit umzugehen. Dylan war gerade am Ende der dritten Phase. Bei ihm ging es ziemlich schnell. Dennoch war er depressiv und mied stark den Kontakt zur Außenwelt. Ich sollte ihm da jetzt irgendwie raus helfen.
"Guten Tag. Wie kann ich dir helfen?"-Frau hinterm Empfang.
"Yana Brooks. Ich möchte zu meinem Bruder"-ich. Die Frau tippte auf der Tastatur rum und sah ernst über ihre Brille.
"Dylan Brooks?"-sie. Ich nickte.
"Hm. Okay, er liegt im zweiten Stock, Zimmer 314"-sie.
"Okay danke"-ich und schenkte ihr ein kleines unsicheres Lächeln. Sie erwiderte es und gab mir dann einen Lageplan der Klinik.
Mit einem 'Ping!' öffnete sich der Fahrstuhl und ich stieg im zweiten Stock aus.
"314, 314, 314"-murmelte ich vor mich hin.
"314"-ich leise und blieb vor der Zimmertür stehen. Einmal atmete ich noch tief durch und öffnete langsam die Tür. Mein Bruder lag mir dem Rücken zugewandt auf seinem Bett und starrte aus dem Fenster.
"Ich möchte Ruhe"-er genervt. Ich schloss die Tür hinter mir uns stellte meinen Koffer fast lautlos ab. Leise ging ich zu seinem Bett und setzte mich auf seine Bettkante. Immer noch sah er aus dem Fenster. Er sah mich nicht. Noch nicht. Sein Blick war starr. Sein Gesicht blass. Seine eigentliche bräune war weg. Sein Gesicht sah finster aus und man sah Augenringe. Mir kamen bei diesem Anblick die Tränen. Ich wusste das ein Trauma Menschen verändern kann. Komplett. Die Hoffnung Dylan schneller raus zu helfen lagen auf mir. Umso länger es dauerte, umso schlimmer die Folgen.
"Dylan?"-ich leise. Sehr leise. Ich bezweifelte das er es gehört hatte. Doch plötzlich sah ich von der Seite, wie seine grünen Augen kurz blitzten und dieses matte verschwand.
"Yana?"-er ebenso leise.
"Ja"-ich und wischte meine Tränen weg. Dylan drehte sich zu mir und setzte sich auf. Sein Blick war wieder so fürsorglich und ich musste feststellen das er in den fünf Monaten, in den ich ihn nicht gesehen hatte, noch erwachsener geworden war.
"Nicht weinen Engel"-er und nahm mich in die Arme.
"Ich soll stark für dich sein, nicht du für mich"-schniefte ich.
"Ich wusste wie sehr du mich brauchst und ich bin gegangen, es ist meine Schuld"-er.

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