Kapitel 1 | Mein Herz

4.9K 88 8
                                    

Freitag, den 04.12.2015
Adrianas Wohnung in Berlin/Charlottenburg

„Adri, verdammt nochmal, mach die scheiß Tür auf." Seit geschlagenen zehn Minuten machte Marten so einen Aufstand vor meiner Wohnungstür. Ich sah in den Spiegel der neben dem laufendem Fernseher an der Wand hängt. Und was ich dort erblickte, erschreckte mich. Meine langen, dunkelbraunen Haare, hingen in fettigen Strähnen hinunter. Meine grünen Augen hatten sämtlichen Glanz verloren und blickten nur noch starr in die Ferne. Aber am Schlimmsten sah mein Gesicht aus. Es war dünn und ausgemergelt, genauso wie mein restlicher Körper. Die letzten vier Wochen mit kaum Nahrung und erst recht keinem Sport, waren mehr als deutlich zu sehen.
„Bitte Adri, ich vermisse dich, ich will doch nur sehen ob es dir einigermaßen gut geht. Dann lass ich dich auch in Ruhe." nach dem letzten Satz gab ich einen Seufzer von mir. Naja was soll's. Dann zeig ich ihm kurz, dass es mir gut geht und dann lässt er mich hoffentlich endlich in Ruhe. Also raffte ich mich auf und bewegte mich mit langsamen schlurfenden Schritten in Richtung Wohnungstür zu. Langsam drehte ich den Schlüssel im Schloss um und öffnete ebenso langsam die Tür einen Spalt weit. Vor der Tür erblickte ich einen traurig aussehenden Mann, der sofort den Kopf hob, als er die Bewegung der Tür wahrnahm. Als er mich dann sah, sah er auf einmal noch trauriger aus. In seinem Blick schwang auch ein Hauch Besorgnis umher und bevor ich auch nur ansatzweise reagieren konnte, hatte er die Wohnungstür selbstständig weiter aufgemacht, hatte mich hochgehoben, die Tür hinter uns wieder geschlossen und mich aufs Sofa gelegt. Und bevor ich auch nur ansetzten konnte, um etwas zu sagen, hatte er schon den Italiener um die Ecke angerufen und ihn gebeten etwas zu essen vorbei zu bringen.
Danach wandte er seinen Körper mir zu und schaute mich streng an. Lange gab keiner von uns einen Ton von sich. „Du hast mir eine Heidenangst eingejagt. Warum hast du mich nicht angerufen, sondern ich musste über fünf Ecken erfahren was mit dir und Raf los ist? Man du weißt doch, dass du immer zu mir kommen kannst." Er sah mich erwartungsvoll an. „Ich...", versuchte ich zu antworten. Verdammt klingt meine Stimme scheiße. „...es tut mir so leid." Dann brach ich in Tränen aus und alles was sich die letzten vier Wochen angestaut hatte, bahnte sich nun seinen Weg nach draußen.
Marten reagierte indem er mich einfach in den Arm nahm. Er sagte nichts, sondern er hielt mich einfach nur fest.

Nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, sah er mich nochmal genau an. „Du siehst verdammt scheiße aus. Weißt du das?" Und tatsächlich lächelte ich, zwar nur ein bisschen, aber das war schonmal ein Anfang. „Bis das Essen kommt gehst du erstmal duschen, dann siehst du endlich wieder wie ein Mensch aus." Ich nickte und stand tatsächlich auf um in Richtung Bad zu gehen. Was ein Mensch allein nur alles anrichten kann.

Als ich ausgiebig geduscht hatte, trocknete ich meine Haare mittels eines Badetuchs. Als ich die Badezimmertür wieder öffnete, um mir aus dem Schlafzimmer etwas zum Anziehen zu holen, lag auf dem Boden schon alles was ich brauchte um mich neu einzukleiden.
Wie ich diesen Mann doch liebte. Er war immer für mich da und las mir jeden Wunsch von den Augen ab. Jede Frau, die mit ihm zusammen ist, sollte sich glücklich schätzen. Allerdings hielt er es nie lange mit der gleichen Frau aus, was an sich ziemlich schade ist, da in den letzten sieben Jahren teilweise echt coole Mädchen mit dabei waren.

Nachdem ich mich angezogen hatte, tappste ich in meinen Minions-Schuhen wieder ins Wohnzimmer, wo Marten auf dem Sofa saß. Vor ihm auf dem Couchtisch lagen zwei Pizzakartons. Ich leckte mir über die Lippen und setzte mich neben ihn aufs Sofa. Als er mich bemerkte, sah er von seinem Handy auf und sein konzentrierter Blick wich einem liebevollen. „Salami oder Vier Käse?" „Vier Käse", antwortete ich und er reichte mir den oberen Pizzakarton. Ich klappte ihn auf und erblickte eine große, lecker aussehende Pizza, die mit extra viel Käse belegt war.
Fünf Minuten durfte ich in Ruhe essen, dann wurde ich von Marten die Frage aller Fragen gefragt: „Was ist jetzt eigentlich mit dir und Raf los? Ich hab nur von John gehört, als ich wieder in Hamburg war, dass er sich seit vier Wochen in Wien verschanzt hat und du dich seit vier Wochen bei niemandem mehr gemeldet hast." Ich schluckte den Rest des Essens runter, dann antwortete ich ihm langsam: „Das ist alles ziemlich kompliziert. Es ist irgendwie...keine Ahnung...es ist halt einfach vorbei." Nach dieser Aussage, senkte ich meinen Blick wieder in Richtung Boden, um nicht zu zeigen, dass sich schon wieder die Tränen in meinen Augen sammelten. Doch meinen besten Freund konnte ich nicht täuschen. „Hey, Bibi nicht weinen. Schau mich mal an." Ich kam seiner Aufforderung nach und blickte ihm ins Gesicht. „Ihr müsst reden. Ihr könnt nach zwei Jahren nicht so auseinander gehen. Man sieht doch wohin das geführt hat, du hast dich komplett abgeschottet und er ebenso. Du schreibst ihm jetzt, dass Ihr euch nächste Woche trefft." „Aber, da...", versuche ich noch zu widersprechen, bis ich unterbrochen werde. „Klappe, das ist kompletter Kindergarten, was ihr beide da verzapft habt. Und keine Widerrede jetzt, sonst schreib ich ihm." Ergeben nickte ich griff nach meinem Handy, welches auf auf dem Couchtisch lag und startete es, nachdem ich es an eben diesem Tag ausgeschaltet hatte. Nachdem ich meine PIN eingegeben habe, tauchten schon die ersten WhatsApps auf und es wurden immer mehr. Am Ende hatte ich um die dreihundert in der Gruppe mit den Jungs aus Hamburg, die rätselten, was mit mir wohl los sei; weitere fünfzig von Max, der mir mindestens einmal pro Tag geschrieben hatte; mein beste Freundin hatte jedoch jeden Rahmen gesprengt, indem sie mir fast tausend Nachrichten geschrieben hatte. mich fast hundert mal anrufen hatte und in den Audios wahrscheinlich Schimpftiraden von allerfeinsten losließ. Ich beschloss meinen Freunden zu antworten, nachdem ich die Sache mit Raf erledigt hatte.

Hey Raf,
tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde. Vielleicht sollten wir doch reden.
Adriana

Ich schickte die Nachricht ab und blickte zu Marten, der mich stolz ansah. „Na geht doch, also doch kein Kindergarten. Und jetzt antworte dem anderen Haufen, die machen sich nämlich auch ziemliche Sorgen." „Yes, Sir!", salutierte ich und wir mussten beide anfangen zu lachen. Ich beschloss eine Nachricht zu verfassen, die ich dann an alle schicken werde.

Tach Leute,
mir geht's mehr oder weniger gut, aber Marten hat mich wieder einigermaßen aufgepäppelt. Macht euch bitte keine Sorgen mehr. Ich erklär euch später was genau Sache ist. Danke euch allen und es tut mir mehr als leid, dass ich mich jetzt erst melde.
Liebe euch alle

Ich nickte zufrieden und schickte die Nachricht an sämtlichen Menschen, mit denen ich zu tun habe und die mich in der Zeit gefragt hatten, was mit mir denn los sei.
Nach nichtmal zwei Minuten trudelten die ersten Nachrichten ein, die eigentlich alle beinhalteten, dass sie froh sind, dass ich mich wieder melde und dass wenn man sich das nächste Mal sieht, ich unbedingt erzählen müsse was jetzt eigentlich los ist. Ich legte mein Handy wieder weg und wandte mich Marten zu, der auf Netflix nach irgendeiner Serie suchte, die er wohl schauen will. Ich schüttelte nochmal meinen Kopf, kuschelte mich dann an ihn und schlief kurz darauf ein.


__________________________________
Das offiziell erste Kapitel ist online🎉
Wie findet ihrs?
Was haltet ihr von Adriana und Marten?
Meinungen immer gerne in die Kommentare hauen🙈
Dankeschön💕

Labyrinth | Kontra KWo Geschichten leben. Entdecke jetzt