Kapitel 3 | Freunde

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Ich ließ mich in die Kissen meines Bettes fallen und ließ den ganzen Tag nochmal in Revue passieren. Nachdem zwischen Max und mir wieder diese komische Stimmung herrschte, fuhren wir zusammen in eine Shisha-Bar, in die gleichzeitig ein kleines Restaurant integriert war. Dort trafen wir dann auch den Rest, die sich schonmal Mittagessen bestellt hatten. Wir unterhielten uns den ganzen Tag und ich konnte mal wieder lachen, endlich.

Ich griff nach meinem Handy, auf welches ich schon den ganzen Tag nicht geschaut hatte und ging auf WhatsApp, um zu schauen was dort so passierte. Raf hatte mir zwischenzeitlich zurückgeschrieben, dass er Mittwoch wieder zurückfliegt und wir uns Donnerstag zum Mittagessen treffen können. Ich schickte ihn ein ‚Okay' zurück und ging zurück auf den Chat meiner besten Freundin, die mich mal wieder mit Nachrichten bombardiert hatte, von wegen das sie grade mit ihrem Freund in Kroatien ist und ich sofort anrufen soll, wenn ich diese Nachricht lese. Nichts lieber als das. Nach dem zweiten Klingeln nahm sie ab und begrüßte mich mit einem: „Ach schön, dass du dann auch mal auf dein Handy schaust. Ich hab mir verdammt große Sorgen gemacht und hab gedacht dass dir irgendwas passiert ist. Josh musste mich quasi ins Flugzeug tragen, damit ich überhaupt mitfliege und du hast nichts besseres zu tun, als abends irgendeine nichtssagende Nachricht zu schreiben und dann den ganzen Tag nicht zu reagieren. Verdammt Mädchen, wo hast du bitte dein Gehirn abgegeben?" Ich konnte nicht anders, als bei ihrer Schimpferei anzufangen zu lächeln. Als sie eine kurze Pause machte, wahrscheinlich um kurz Luft zu holen, unterbrach ich sie bevor sie wieder anfangen konnte mich zur Schnecke zu machen: „Ich hab dich auch vermisst Caro." Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass auch sie jetzt nicht mehr ernst bleiben konnte und anfing zu grinsen. „Ich hab mir echt Sorgen gemacht. Erst sich nicht melden, dann sämtliche soziale Netzwerke ausschalten und niemand wusste über irgendwas Bescheid. Und natürlich warst du auch zu egoistisch die Haustür mal zu öffnen." „Es tut mir wirklich leid Caro, aber ich hab Zeit für mich gebraucht. Ich musste das alles erstmal irgendwie verarbeiten.", entschuldigte ich mich nochmal. „Was ist denn jetzt eigentlich passiert? Ich hab ja nichts mitbekommen." Also erzählte ich ihr das gleiche wie den Jungs. Nach meiner Geschichte schwieg sie für einen Moment, danach setzte sie an: „Ich schwör dir, wenn ich den Jungen in Berlin seh, dann töte ich ihn. Der hat sie wohl nichtmehr alle." „Komm mal runter Caro, wir wollen uns nächste Woche treffen und reden. Marten meinte, dass es wohl eine gute Idee sei." „Da muss ich ihm recht geben. Er hat zwar nicht oft gute Ideen, aber die war sogar verdammt gut."
Wir quatschten noch ein bisschen über dies und das, wie es so in Kroatien ist und wie süß Josh sich um Caro kümmert. Ich gönnte es ihr von ganzen Herzen. Ihr Exfreund war ein richtiges Arschloch, dem es nur um sich ging und dem alles andere scheiß egal war.

Ich wollte gerade mein Handy weglegen und das Licht ausschalten, als meine Klingel nochmal losging. Also stand ich mehr oder weniger freiwillig noch mal auf, schaute im Flur auf die Uhr, die 23:14 anzeigte. Wer stört denn bitte um die Uhrzeit noch? Ich öffnete die Wohnungstür und vor mir stand Ronny mit einer Tasche. „Adri, sorry das ich dich so spät nochmal störe, aber du hast doch bestimmt Lust mit mir sprayen zu gehen oder?" Ich blickte ihn an, dann an mir runter, stellte fest, dass ich mir nur eine Jacke überziehen muss, schlüpfte dann in meine weißen Nikes, schnappte mir eine Jacke von der Garderobe, nahm noch schnell den zweiten Wohnungsschlüssel von meinem Schlüsselbrett, verließ dann meine Wohnung und zog die Tür hinter mir zu. Dann meldete ich mich zu Wort: „Wann hab ich jemals nein zum sprayen gesagt?", fragte ich ihn „Noch nie."
Mit diesen Worten verließen wir das Haus und gingen in Richtung Park los. Wir wollten das kleine Gärtnerhäuschen im Park eigentlich schon vor ein paar Monaten besprühen, aber es ist immer irgendwas dazwischengekommen. Nach ein poar Minuten, in denen wir schweigend nebeneinander her gelaufen sind, meldete ich mich zu Wort: „Wie läuft's eigentlich so bei dir?" „Ganz gut, hatte n Date mit ner Frau, aber des wird nix." Er blickte zu Boden. „Warum wird das nix?", fragte ich neugierig nach. „Keine Ahnung, die Frau ist Staatsanwältin, läuft den ganzen Tag im Businessoutfit rum und hat mir beim ersten Date ganz stolz erzählt, dass an dem Tag ein paar Sprayer eingebuchtet wurden. Sowas kann doch nicht funktionieren." Er blickte mich immer noch nicht an. „Magst du sie?" „Vor der Erzählung war sie ganz cool, aber ich kann wohl kaum mit ner Frau zusammen sein, die dem Staat dient und auch noch stolz drauf ist; die mit allergrößter Freude Schmierfinken, wie sie uns bezeichnet hat, hinter Schloss und Riegel bringen will. Und weißt du was das beste ist? Sie meinte so, sie lebt in der Schanze und sie ist ja viel gewöhnt, aber letztens hätte ihr so n Frost die Haustür und die Fassade zugesprayt und wenn sie ihn erwische, würde sie dafür sorgen, dass er für n paar Monate weggesperrt wird. Ey wenn die Frau schon sagt, dass sie dich wegsperren will, dann passt das beim besten Willen nicht." Eine Weile liefen wir wieder schweigend nebeneinander her bis ich leise zu einer Antwort ansetzte: „Irgendwann wird eine Frau kommen, die dich so akzeptiert wie du bist und die akzeptiert was du machst." Daraufhin gab er mir ein ‚Dankeschön' zur Antwort.

Kurz darauf kamen wir dann auch an dem kleinen Häuschen an. Niemand war in der Nähe, also fingen wir an und nach zwei Stunden bewunderten wir unser Werk. Auf der Seite, an der Ronny gearbeitet hatte, prang ein riesiger Frost-Schriftzug und ein 187-Schriftzug; das ganze war eher in rot und pink gehalten. Auf meiner Seite war ein DPK-Graffiti zu erkennen, bei dem ich mit vielen Verschnörkelungen gearbeitet hatte. Jahrelange Erfahrung zahlt sich halt einfach aus. Mein Graffiti war im Gegensatz zu Ronny's eher in kühleren Farben gehalten, also in blau und grün. Stolz fotografierten wir dann unser Werk um es in die WhatsApp-Gruppe, in der alle Jungs Mitglieder waren, zu schicken.
Nachdem wir uns noch eine Stunde auf eine Parkbank gesetzt haben, eine Flasche Jacky geleert hatten und über Gott und die Welt geredet haben, machten wir uns auf den Weg zu mir nach Hause, da wir beschlossen haben, dass Ronny heute bei mir auf dem Sofa schlafen würde.

Eine halbe Stunde später lag ich schließlich wieder in meinem Bett, schaute nochmal kurz auf mein Handy: 02:56 Uhr. Ich gähnte, löschte dann schließlich das Licht und schlief dann endlich ein.


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Neues Kapitel
Diesmal mit Caro und Ronny, auch zwei Menschen, die Adri sehr viel bedeuten
Meinungen zu den zwei?
Dankeschön fürs Lesen🙏💕

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