Kapitel 8 | Diese Beiden

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27. April 2016
Berlin Charlottenburg

"Nathan komm, wir gehen schnell noch einkaufen und dann schauen wir mal was der Papa macht.", mein Patenkind sah von seinem Spiel auf und nickte. Für sein Alter war er schon so unglaublich weit, er verstand was man zu ihm sagte und konnte auch schon kleine Sätze von sich geben. Auch wenn ich 'nur' Patentante bin, bin ich so unglaublich stolz auf ihn. Seine Geburt war der Auslöser dafür, dass es Max wieder besser ging und das ich beschlossen hatte, aufzuhören soviel zu arbeiten. Ich war vor Nathan's Geburt zu einem richtigen Workaholic mutiert, der an nichts anderes, als an seine Arbeit denken konnte und auch so ziemlich seine gesamte Zeit in der Firma verbrachte.

Ich hob den Kleinen hoch und trug ihn zur Garderobe, wo er sich dann Schuhe und eine Jacke anzog. Nachdem auch ich fertig war, holte ich noch einen Korb aus dem Abstellraum und sperrte dann die Tür hinter uns zu. Da Nathan schon gut zu Fuß war und das Wetter auch ziemlich gut aussah, beschloss ich mit ihm den kurzen Weg zum nächsten Edeka zu laufen.
Dort angekommen arbeiteten wir meinen kurzen Einkaufszettel ab und machten uns dann wieder auf den Weg zurück nach Hause. Da es mittlerweile sechzehn Uhr war, machte ich uns zwei noch schnell einen Kakao, wie so ziemlich immer, wenn der Kleine bei mir ist. Sozusagen unsere kleine Tradition. Während wir so da saßen und so gut es ging miteinander redeten, wie man eben mit einem fast zweijährigen reden kann, stieß mein Handy ein Ping-Geräusch aus, welches mir anzeigte, dass ich eine neue Nachricht hätte. 'Adri, sind jetzt wieder im Studio, wenn du Lust hast kannst du ja mit Nathan vorbeikommen' Ich wandte mich Nathan zu und fragte ihn, ob er jetzt nicht Lust hätte seinen Vater zu besuchen. Er fing heftig an zu nicken und lief gleich in den Flur, um sich wieder anzuziehen. Bei diesem Anblick konnte ich nicht anders als anfangen zu grinsen; es war einfach so niedlich wie er sich jedes Mal freute, wenn er seinen Vater sehen würde. Ich schrieb Max zurück, dass wir in zwanzig Minuten da sein würden. Dann stellt ich die zwei leeren Tassen in die Spülmaschine und ging mich dann ebenfalls anziehen.

Nach zwanzig Minuten Fahrt kamen wir dann am Indipendenza-Studio an und nachdem ich nach einer Ewigkeit endlich einen Parkplatz gefunden hatte, konnten wir dann auch das Gebäude, in dem das Studio untergebracht war, betreten. Vor der Studiotür stand auch schon Max, der fleißig auf seinem Handy rumtippte, als er dann jedoch Nathan's Stimme vernahm, der nach ihm rief und auf ihn zurannte, ließ er dieses in der Hosentasche verschwinden und nahm seinen Sohn in den Arm. Ein Bild, das mich lächeln ließ.

In dem Moment wurde die Studiotür aufgerissen und eine offenbar aufgebrachte Frau stürmte hinaus, geradewegs an uns vorbei und verließ dann mit einem lauten Türschlagen das Haus. Fragend sah ich Max an, der nur ein 'Rico's Neue' von sich gab. In dem Moment erschien Rico im Türrahmen und wollte gerade der Frau folgen, als Nathan auch seinen Namen von sich gab und Rico stürmisch umarmte, welche er natürlich erwiderte, da er den Kleinen genauso liebte, wie ich es tat. Als er Rico wieder freigab, schien dieser kurz zu überlegen, schüttelte allerdings dann den Kopf und folgte Nathan ins Studio, der dieses schon eigenständig betreten hatte. Ich sah Max an, der allerdings genauso ahnungslos aus der Wäsche schaute, wie ich vermutlich auch gerade. Dann umarmten wir uns kurz zur Begrüßung und betraten dann ebenfalls das Studio.

Es war zwanzig Uhr, als Nathan von seiner Mutter abgeholt wurde, die mittlerweile wieder in Berlin wohnte und schon wieder einen neuen Freund hat, welchen sie uns, also Max, Nathan und mir freudestrahlend vorgestellt hatte, wohl in der Hoffnung ihren Ex-Freund eifersüchtig zu machen, welcher allerdings nur seine Augenbraue hochzog, so nach dem Motto: Du kannst mich nicht eifersüchtig machen, denn ich weiß ich spiele in einer komplett anderen Liga, als dieser Typ.  Womit er auch ziemlich Recht hatte. Der Mann, der sich als Marius vorstellte, war zwar reich an Muskeln, die allerdings kaum definiert waren und auch nicht sonderlich gesund aussahen. Um es anders auszudrücken, ich war mir ziemlich sicher, dass er irgendeine Art von Anabolika nahm und ich war mit diesem Gedanken wohl nicht allein, denn sowohl Rico, als auch Max begutachteten ihn kritisch und schienen zu dem selben Gedanken wie ich gekommen zu sein.
Nachdem Max und Alex ausgemacht hatten, dass er Nathan am Freitag vom Kindergarten abholen würde, da Alexandra das Wochenende wohl alleine mit ihrem Macker verbringen wollte, bestellten wir uns drei Pizzen und gingen ein letztes Mal alle Songs durch, bevor sie endgültig an den Vertrieb geschickt werden würden.
Rico verabschiedete sich dann um ein Uhr nachts, mit der Begründung, dass er sich wohl mal um seine Beziehung kümmern sollte. Denn wie es sich herausgestellt hatte, war die Dame, die das Studio sehr fluchtartig verlassen hatte tatsächlich die neue Freundin von Rico. Er hoffte jedenfalls, dass sie noch seine Freundin ist, denn er hatte anscheinend ziemliche Scheiße gebaut, welche er uns nicht genau erläutern wollte.
Zurück blieben Max und ich. Ich war allerdings schon so fertig mit der Welt, dass ich bereits in einer Decke eingerollt auf dem Sofa lag und nur noch mit halben Ohr zuhörte, wie er an den Songs rumbastelte.

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