13. Januar 2016
„Komm Adri, einen noch!" Mit allerletzter Kraft, machte ich noch einen Klimmzug, die bevor ich atemlos die Stange losließ und wieder auf dem Boden aufkam. „Sehr gut, das war's dann für heute." Noch nie war ich glücklicher, als jetzt, wo das Training endete. Max wusste wie er mich quälen konnte, vor allem jetzt, vier Wochen, nachdem ich wieder angefangen hatte zu trainieren. Ich lächelte, denn egal wie sehr ich Sport im Moment hasste, nach dem Training war ich immer glücklich.
Schnurstracks machte ich mich auf den Weg in die Umkleiden, duschte noch kurz und zog mir dann meine Alltagsklamotten wieder an. Beim Verlassen der Umkleide traf ich wieder auf Max, der anscheinend schon auf mich gewartet hatte, da wir schon vor dem Training ausgemacht hatten, zusammen Mittag essen zu gehen. Also fuhren wir noch zu meinem absoluten Lieblingsitaliener und bestellten uns dort gleich Pasta mit Meeresfrüchten. Kurzum das perfekte Essen nach dem Training. „Ginge es für dich eigentlich in Ordnung übermorgen Mittag Nathan vom Kindergarten abzuholen und mit ihm dann was zu machen? Weil ich hab da so n Interview für Labyrinth und würde den Kleinen da sehr ungern mitnehmen.", bittet er mich. „Ja klar mach ich.", sagte ich ihm gleich zu. Beim Gedanken an mein Patenkind musste ich anfangen zu lächeln. Der Kleine war einfach nur Zucker und mit seinen fast zwei Jahren, eine perfekte Kopie seines Vaters. Ständig nur am rumrennen und rumalbern, aber gleichzeitig auch einfach nur liebenswert.
Nach dem Essen fuhren wir noch zusammen ins Studio, weil Max mir noch unbedingt einen Zusatztrack für sein Album zeigen wollte. Es bestand zwar die Gefahr Raf zu treffen, da es sein Studio war, aber da wir uns wieder einigermaßen ausgesprochen haben und wir unseren Beziehungsstatus auf eindeutig nicht mehr als Freunde festgelegt hatten, war mir das ziemlich egal. Der Song hieß Betonwüste und war einfach nur krass. Ich mein Max macht immer krasse Songs, aber dieser Song hatte was.Und da auch ich noch so etwas wie einen Job hatte, wurde ich noch nach Berlin-Mitte zu meiner Firma kutschiert, damit ich noch etwas arbeiten kann. Und damit ich zu später Uhrzeit nicht mit der U-Bahn heim fahren muss, machten Max und ich noch aus, dass er mich um zwanzig Uhr abholen wird.
In meinem Büro angekommen, fragte ich erstmal nach der Buchhaltung des Jahres 2015, damit ich die noch durchgehen kann, bevor sie beim Finanzamt abgegeben wird. Vier Stunden später, holte ich mir noch einen Kaffee und stellte fest, dass ich bis auf ein paar vereinzelte Menschen, allein in dem großen Bürokomplex war. Nach weiteren eineinhalb Stunden, war ich mit der Buchhaltung fertig, brannte das ganze noch auf insgesamt vier CDs und legt diese dann auf den Schreibtisch meiner Assistentin mit einem Zettel, auf dem ich sie bat die CDs morgen in einen Briefumschlag zu tun und dann persönlich im Berliner Finanzamt vorbeizubringen, da ich der Post relativ wenig vertraute und in der Buchhaltung auch ein paar Firmeninterne Dinge standen.Pünktlich um zwanzig Uhr schaltete ich mein Licht im Büro aus, schloss es zu und verließ dann die Firma durch den Vordereingang, den ich anschließend auch nochmal zuschloss. Die Mitarbeiter, die sich jetzt noch im Gebäude befinden, müssen dieses dann eben durch den Hintereingang verlassen.
Draußen wartete schon Max in seiner schwarzen C-Klasse. Natürlich in AMG-Form. Ich stieg zu ihm ins Auto. „Wie war's so im Büro?", fragte er nach. „Ganz okay, war halt heute nur die Buchhaltung, also eigentlich war es stinklangweilig." Er fing an zu grinsen. Mittlerweile kannte er mich gut genug, dass er wusste, dass mir die Arbeit teilweise echt auf die Nerven geht, aber erstens konnte ich Jack, den zweiten CEO der Firma, der in New York lebte, nicht einfach so im Regen stehen lassen und zweitens zweitens war das mit der Altersvorsorge und mit der Absicherung vielleicht zukünftig kommender Generation noch nicht wirklich fertig. Außerdem machte die Arbeit, wenn sie nicht grade nervig war wirklich Spaß. Zum Beispiel wenn ich zweimal im Jahr in Entwicklungsländer fliegen konnte um zu schauen wie unsere Projekte voran gehen.
Von außen schienen unsere Projekte eigentlich ziemlich aufgebaut zu sein: wir sorgen dafür, dass Schulen gebaut werden, das es ordentliche Wasserversorgung gibt, das eine gute medizinische Versorgung vor Ort ist und wir kämpfen so gut es geht gegen Kinderarbeit.
In Wirklichkeit war das ganze aber ein ziemlich komplexes Thema, was mit den Kosten anfing und bei den ehrenamtlichen Mitarbeitern aufhörte.
Aber das ganze war halt immer noch mein kleines Baby.Mittlerweile waren wir bei mir angekommen. „Hast du vielleicht Bock noch mit hoch zu kommen?", frage ich Max, der kurz überlegte, aber dann doch nickte. Er fuhr noch schnell in die Tiefgarage, da vor dem Haus absolutes Halteverbot herrschte und wir ja nicht wollen, dass er am Ende ein Parksünder wird.
Oben angekommen machte ich uns beiden noch einen Tee und ging dann ebenfalls ins Wohnzimmer, in dem Max es sich schon auf der Couch bequem gemacht hatte „Wie läuft's mit Alexandra so?", frage ich ihn neugierig. Er fing an zu nicken „Läuft ganz gut." Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn weiter an „Ja okay, wir haben im Moment ein paar Probleme, aber nichts was sich nicht regeln ließe. Sie meinte jedenfalls, dass sie bei ihren Eltern ein bisschen über uns nachdenkt. Ich hoffe nur nicht, dass ihre Eltern zu viel Einfluss auf ihre Entscheidung nehmen, weil die mögen mich ja immer noch nicht so wirklich. Ich hab Ihnen zwar einen Enkel geschenkt, aber das ist ja egal." Frustriert drückte er auf den Tasten der Fernbedienung rum, um den Fernseher einzuschalten. „Und wo genau ist jetzt Nathan?", frage ich nach. „Bei Rico, der meinte er will unbedingt mal wieder n Tag mit dem Kleinen verbringen und dann haben wir ausgemacht, dass er bei Rico schläft und der Nathan dann morgen zum Kindergarten bringt." Mittlerweile hatte er den Sportkanal gefunden, auf dem grad irgendein Boxkampf lief, den er natürlich anschauen wollte. „Also mit anderen Worten eure Beziehung steht auf der Kippe?" Statt einer Antwort, nickte er einfach nur.
Und da sah man mal wieder, wie gut dieser Mann eigentlich seine Emotionen verstecken konnte. Nur wenn man ihn direkt drauf anspricht, war er wie ein offenes Buch. „Das wird schon, ich mein warum sollte sie Schluss machen? Du gibst ihr so ziemlich alles, was sich eine Frau nur erträumen kann und du bist einfach der perfekte Vater für Nathan. Welche Frau würde in so einer Situation bitte Schluss machen?" Lange antwortete er nicht, bis leise von ihm kam: „Es könnte sein, dass ich letztens mit John im Club war und da vielleicht auch n paar Bitches mit dabei waren." „Sag mir jetzt nicht, dass du eine von denen gefickt hast.", ich sah ihn drohend an. „Nein, um Gottes Willen, niemals, so tief bin ich doch noch nicht gesunken. Nein, wir haben nur so n bisschen rumgemacht." Jetzt schien er doch ein niedergeschlagen; wenn auch nur ein bisschen. „Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass du mit so ner Schlampe rumgemacht hast, die es sehr wahrscheinlich drauf angelegt hat mit berühmteren Männer zu ficken; während daheim Frau und Kind auf dich warten?!", gab ich nun doch etwas lauter von mir. „Nein, sie hat garantiert nicht auf mich gewartet. Wir hatten an dem Tag nen riesen Streit und sie ist mit dem Kleinen zu ihrer besten Freundin gefahren. Und ich war einfach nur mega frustriert und da John eh in Berlin war, wollten wir uns zusammen die Kante geben und das ist halt n bisschen schief gegangen." „Ein bisschen? Willst du mich verarschen? Und du sitzt seelenruhig da, statt um sie zu kämpfen?" „Man Adriana, da gibt es nichts mehr zu kämpfen!", jetzt wurde auch er lauter. „Um ehrlich zu sein: Die Beziehung ist komplett im Eimer oder warum sollte mir sonst die ganze Sache nicht mal leid tun? Wir sind Nathan zuliebe zusammen geblieben und haben es immer wieder versucht, aber da passt viel zu viel nicht mehr." „Dann mach mit ihr Schluss, wenn sie wieder in Berlin ist. Selbst wenn sie sich dafür entscheiden würde, dass sie weiter mit dir zusammen sein will, würde das ja wohl kaum funktionieren." Er nickte einfach nur. Und dann sah ich es: eine kleine Träne in seinem Augenwinkel, die er sofort wegwischte. Das ganze nahm ihn doch mehr mit als er zugeben will.__________________________________
Das war jetzt mehr so n Füllkapitel, aber bald wird es los gehen
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Labyrinth | Kontra K
ФанфикEigentlich führt Adriana den Inbegriff eines glücklichen Lebens: Sie ist Geschäftsführerin einer großen Firma, ihre Freunde sind quasi ihre zweite Familie und sie führt eine glückliche Beziehung. Eigentlich. Eine WhatsApp-Nachricht jedoch verändert...