Kapitel 10 | Denk an mich

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30. April 2016
Berlin

„Adrii!", ich wurde langsam wach, während ich merkte, dass ein kleines Kind auf mir rumkrabbelte. Ich öffnete meine Augen und blickte geradewegs in ein Paar hellbraune, die zu meinem Patenkind gehörten.
„Nathan, morgen mein kleiner.", begrüßte ich ihn.
„Morgen, Papa is Küche."
Und tatsächlich hörte ich aus der Küche leise Geräusche.
„Na dann Nathan, geh mal wieder zum Papa, ich geh schnell ins Bad.", erklärte ich Nathan.
Dieser nickte, stand auf und lief tatsächlich schnurstracks in die Küche. Ich setzte mich langsam auf und gähnte erstmal ausgiebig; danach lief ich langsam in Richtung Bad, um morgendliche Dinge zu erledigen. Durch eine Menge kaltes Wasser, ging ich zehn Minuten später wieder ziemlich wach zurück ins Wohnzimmer. Dort wurde ich schon von Max mit einem breiten Grinsen empfangen: „Morgen Adri."
„Morgen."
„Wenn du was zum anziehen brauchst, dann bedien dich an meinem Schrank, ansonsten gibt's in fünf Minuten Frühstück.", ich nickte.
„Wie viel Uhr haben wir eigentlich?", fragte ich nach.
„Kurz vor neun." Ich sah ihn völlig entgeistert an. Daraufhin wurde sein Grinsen nur noch breiter. Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging in Richtung Schlafzimmer, um mir was ordentliches zum Anziehen zu suchen.
Nach etwas längerem Suchen fand ich dann schließlich ein weißes Shirt und eine schwarze Grimey-Jogginghose, die verdammt gut saß. In den Tiefen des Schrankes fand ich schließlich noch ein schwarzes Bandana, welches ich mir um den Kopf band.

Als ich die Küche betrat, erblickte ich Max und Nathan, die schon am Tisch saßen und scheinbar auf mich warteten. Ich ließ mich auf den Stuhl gegenüber von Max nieder. Nachdem wir uns einen guten Appetit gewünscht hatten, gab ich einen Becher Joghurt auf meinen Teller, mischte Honig mit darunter und gab am Ende noch Walnüsse darüber. Mein allerliebstes Frühstück.
„Gehst du später mit in den Grunewald?", wollte Max von mir wissen und da ich den Mund gerade voller Joghurt hatte, nickte ich nur zur Bestätigung.

Eine halbe Stunde später hatten wir fertig gegessen und die Küche aufgeräumt und während Max Nathan etwas warmes zum Anziehen raussuchte, da es doch noch ziemlich kalt war, packte ich Tuko's Leine und seinen Ball ein und brachte ihn schonmal zum Auto, wo ich dann auf die zwei wartete.
Als die beiden das Haus verließen, musste ich anfangen zu grinsen. Die beiden waren im Partnerlook unterwegs: die gleichen schwarzen 90er Air Max und das gleiche türkisfarbene Hoodie. Ich konnte nicht anders, als die zwei, während sie auf mich zukamen, zu fotografieren.
„Na Adri, schöne Bilder gemacht?", fragte Max mich lachend, während er Nathan ins Auto hob und in den Kindersitz setzte.
„Na klar, immer doch. Von euch zwei kann man nur schöne Bilder machen.", antwortete ich.
„Pass auf, dass du beim einsteigen nicht ausrutschst."
Ich ließ mich auf den Beifahrersitz fallen und versuchte irgendwie Tuko nicht wehzutun, der es sich um Fußraum schon bequem gemacht hatte und mich schon vorwurfsvoll aus seinen großen Augen ansah.

„Nathan, willst du Tuko den Ball werden?"
Der Kleine nickte als Antwort heftig und hob den Ball auf, den Max ihm zugerollt hatte.
„Du kannst stolz auf ihn sein.", wandte ich mich an Max, der seinen Sohn liebevoll ansah.
„Das bin ich auch. Wenn ich eins im Leben hinbekommen habe, dann ihn. Und ich weiß, dass er die absolut beste Patin der Welt hat."
Er legte einen Arm um meine Schultern und ich sah zu ihm hoch.
„Danke.", richtete ich mich an ihn, „Und wenn wir schon bei Komplimenten sind: er kann sich keinen besseren Vater, als dich vorstellen, und das meine ich absolut ernst."
„Danke." Und mit dieser Aussage nahm er mich fest in den Arm. Auf einmal spürte ich einen kleinen Druck an meinem Bein und anscheinend nicht nur ich, denn Max senkte ebenfalls seinen Blick gen Boden und tatsächlich stand dort der kleine Nathan, der unser beider Beine umarmte.
„Na komm hoch, Kleiner."
Mit diesen Worten hob Max ihn hoch und so umarmten wir uns alle drei auf Augenhöhe.

18:34 Uhr

Es lief der mittlerweile dritte Asterix-Film, als es klingelte.
„Ich geh schon." Und damit war Max verschwunden.
„Pizza Baby!" Max kam mit drei Pizzakartons in der Hand zurück ins Wohnzimmer und legte diese auf den Wohnzimmertisch.
„Nathan, du gehst dir bitte den Sabberlatz holen und dann gibt es Pizza." Der Kleine erhob sich sofort und verschwand in der Küche.
„Adri, dir kann ich ja zutrauen, dass du ohne Latz essen kannst, oder?"
„Ne sorry, des lern ich erst nächstes Jahr.", antwortete ich ihm grinsend.
Er gab mir einen kleinen Schubs gegen die Schulter, als auch schon wieder Nathan mit seinem Sabberlatz wieder auftauchte. Ich hob ihn auf die Couch und band ihm den Latz um, danach bekam er ein Stück Pizza von Max in die Hand gedrückt, welche er glücklich entgegennahm.
Ich nahm einen anderen Karton in die Hand, in dem sich Pizza Regina befand, die noch leicht vor sich hin dampfte. Glücklich nahm ich eines der Stücke in die Hand und biss hinein. Und sie war wirklich ein Traum.

Als der Film zu Ende und Nathan schon fast eingeschlafen war, beschloss Max ihn ins Bett zu bringen und während er eben dies tat, schenkte ich mir ein Glas Wein in der Küche ein. Im Wohnzimmer machte ich noch Netflix an und startete gleich Modern Family.
Mit einem ‚Na' kam Max zurück und ließ sich auf's Sofa neben mich fallen.
„Na.", antwortete ich ihm, „Ist der Kleine im Bett?"
Er nickte: „Er ist auch gleich eingeschlafen. Aber sag mal wo hast du den Wein her?"
„Oben im Küchenschrank, neben dem Kühlschrank.", erklärte ich ihm.
Und während er mich weiter ansah, griff ich nach dem Glas Wein und setzte dieses langsam an meine Lippen, während mir Max immer noch in die Augen sah.
„Du siehst verdammt gut aus.", flüsterte Max, zwar leise, aber immer noch laut genug, dass ich es auf jeden Fall verstehen würde, „Und das weißt du genau."
Ich legte meinen Kopf schief und sah ihm weiter direkt in seine braunen Augen.
„Weiß ich das?", entgegnete ich ihm.
„Oh ja."
Langsam kam er mir immer näher und legte seine Hand an meine Wange.
„Und genau das wollte ich schon damals im Club machen."
Noch während er sprach, kam er mir immer näher, bis ich seinen wärmen Atem auf meinen Lippen spürte. Ich hielt die Luft an bis ich seine Lippen auf meinen spürte. Erst dann reagierte ich. Vorsichtig erwiderte ich den Kuss. Ich verschränkte meine Arme in seinem Nacken und zog ihn näher an mich und während der Kuss am Anfang noch sanft war, wurde er nun immer hungriger. Ich spürte wie seine Zunge sich Einlass verschaffen wollte und ich ließ es zu.
Er zog mich näher zu sich bis ich rittlings auf seinem Schoß saß. Unsere Zungen spielten miteinander und ich spürte gerade nichts als pures Glück.
Ich saß auf dem Sofa mit einem Mann, den ich seit Jahren nicht vergessen konnte.

Langsam lösten wir uns wieder und sagen uns tief in die Augen und es war als ob ich in sein Innerstes blicken können, als könnte ich seine verborgensten Gefühle sehen,
„Fuck hab ich das vermisst.", ergriff er als erstes das Wort.
„Das Küssen oder mich?", fragte ich nach.
„Beides, ich hab fast vergessen wie schön das mit dir ist."
„Max ich...ich hab dich so vermisst. Damals, es war so wunderschön. Und jetzt...weißt du ich war damals wirklich verliebt in dich und dann kam ich zurück und du hattest mich vergessen und ich war ne Zeit lang wirklich verletzt, aber irgendwann hab ich mich einfach nur für dich gefreut. Ich habe verstanden, dass ich eigentlich immer nur das beste für dich wollte und das will ich immer noch und...man Max, ich hab nie aufgehört dich zu lieben und...", redete ich mich in Rage.
„Hey, hör mir zu, die erste wirkliche Liebe vergisst man nie, weißt du, du warst das für mich: meine erste Liebe. Und dann warst du weg und dann war sie da und sie hat mir alles gegeben. Aber ich will, dass du eins weißt: mir ging es wie dir und jetzt, jetzt kommt alles wieder hoch."
Noch nie hatte er so offen über seine Gefühle gesprochen, er offenbarte sein Innerstes und ich war glücklich darüber. Einfach nur wunschlos glücklich.


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Es ist passiert🎉😂

So Kussszenen beschreiben ist nicht gerade meine Stärke, aber ich hoffe einfach es war nicht allzu schlecht.

Und an dieser Stelle danke ich allen Lesern, Votern, Kommentatoren, dankeschön🙏

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