Zurück in London

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Heute ist es dann endlich soweit. Ich fliege zurück nach London. Zum Glück lief in Deutschland alles reibungslos. Das Jugendamt zeigte Verständnis und unterstützt meine Schwester und mich bei unseren Plan. Außerdem hat die Mitarbeiterin des Jugendamtes noch einmal mit meiner Oma, meinen Vater und mit meinen Bruder selbst geredet. Gegen Jason Willen würde ich das alles gar nicht erst durchziehen. Aber er freut sich schon riesig auf London. Zusammen werden wir das schaukeln. Als Familie.

Natürlich habe ich meine kleine Schwester Layla bei meinen leiblichen Eltern auch besucht. Natürlich mussten sie mir sagen, dass ich mit Jack einen guten Fang gemacht habe. Die Hauptsache ist, dass er Geld hat. So langsam habe ich die Hoffnung auf ein normales Verhältnis zu meinen leiblichen Eltern aufgegeben. Ich hoffe sehr, dass sie mit Layla anders umgehen. Sonst werden sie sie mit Sicherheit auch verlieren. Aber wenn Layla irgendwann Jemanden zum Reden braucht, bin ich für sie da.

Ich bin froh, dass mein Vater mit allen einverstanden ist und das alles so schnell geklärt werden konnte. Jetzt braucht Naomi nur noch eine bezahlbare Wohnung. In zwei Wochen wird sie mit Jason nach London kommen und ihre Ausbildung hier anfangen. Also steht meine nächste Aufgabe auch schon fest. Eine möblierte Wohnung für die Beiden finden.

So habe ich meine Geschwister immer in meiner Nähe und kann immer zu ihnen flüchten, wenn es mir mal im Schloss zu viel wird. Ich bin mir immer noch nicht sicher ob ich der Verantwortung gewachsen bin. Ich habe nie zu träumen gewagt irgendwann mal eine Prinzessin zu sein und irgendwann sogar Königin. Aber irgendwann muss jeder erwachsen werden. Manche eben früher und andere später.

So sitze ich jetzt am Flughafen in London und warte auf Paul. Er verspätet sich schon um 10 Minuten. Eigentlich ist es nicht sein Art oder er hat es einfach vergessen, dass ich heute zurück komme. Aber ich habe ihn bevor ich losgefahren bin eine Nachricht geschrieben. Jetzt sitze ich auf einer Bank. Vor mir hunderte von Menschen und wollen ein Foto von mir machen. Natürlich posiere ich für die Kamera und bin stets am Lächeln. So wie es sich für eine Prinzessin gehört. Nach den Flug fällt mir das nicht so leicht aber ich reiße mich zusammen. Noch 5 Minuten warte ich bis ich mir ein Taxi rufe. Wie können sie mich nur vergessen? Ich beschließe mir ein Taxi zu rufen. Ich versuche mich also so gut wie möglich durch die Menschenmenge zu drängeln.

Dann schiebe ich meinen Koffer zum Ausgang und steige in ein Taxi. Ich nenne dem Fahrer eine Adresse und schon fährt er los. Bei Hollister angekommen nehme ich meinen Koffer mit zu den Mitarbeitereingang. Ich stelle ihn in die Umkleide ab und gehe dann ins Geschäft. Irgendwie habe ich den Drang mit meiner besten Freundin zu reden. Ich muss mich immer um alles kümmern. Keiner denkt daran wie jung ich eigentlich bin. Alle denken immer ich schaffe das schon. Aber irgendwann wird einfach alles zu viel. Da ist nichts mehr mit dem Motto "schön Lächeln".

Alle meine früheren Mitarbeiter grüßen mich freundlich. Ich vermisse die Arbeit hier. Hier kannte mich noch nicht die ganze Welt und als Kassiererin hatte ich auch keine große Verantwortung.

Ich wollte nie etwas Großes werden. Ein ganz normaler Job und einen bürgerlichen Freund an meiner Seite hätten mir gereicht. Aber ich verliebe mich gleich in den Prinzen, der nicht einmal Zeit für mich hat. Er schafft es noch nicht einmal mich abzuholen, geschweige denn seinen Chauffeur zu schicken. Konnte ich mich nicht einfach in einen normalen Mann verlieben, der nicht so bekannt ist? Einfach ganz normal. Bürgerlich, bodenständig. Aber wo die Liebe hinfällt. Gefühle kann man nun mal nicht steuern sie kommen immer dann wenn man es am wenigstens erwartet.

"Hey Taylor, deine Lieblingsfreundin stattet dir einen Besuch ab", entgegne ich lächelnd. Sofort dreht sie sich um und quietscht vor Freude auf.

"Man du lässt dich hier auch noch mal sehen. Ich sehe dich nur noch in Klatschzeitschriften", erwidert sie glücklich und umarmt mich fest.

"Ja tut mir Leid. Ich hatte in letzter Zeit viel zu tun. Bis gerade war ich noch in Deutschland und jetzt schon wieder hier", entgegne ich ausgelaugt.

"Hab ich dir schon gesagt, dass du hammer geil aussiehst. So erwachsen aber was hast du in Deutschland gemacht? Das ist doch deine Heimat oder?", fragt sie neugierig nach.

"Ja ich musste dort etwas erledigen. Es stand bestimmt auch in der Zeitung wo ich war", sage ich lachend.

"Oh ich habe gedacht, dass sind nur Gerüchte. Du hast also den Mann im Knast besucht, der dich entführt hat?", fragt sie nach.

"Du drückst es so aus als wäre das ein Verbrechen. Er ist mein Vater, vielleicht nicht mein leiblicher aber er ist immer für mich. Ja er hat einen großen Fehler gemacht. Aber würdest du deiner Frau, die gerade ein Kind verloren hat irgendwas ausschlagen? Ich denke nicht", sage ich.

"Okay da gebe ich dir recht. Bei dir ist es immer so kompliziert, dass du es alles so meisterst ist ein Wunder", höre ich sie sagen. Ich muss es wohl meistern. Eine andere Wahl habe ich wohl nicht und das Weinen habe ich mir schon lange abgewöhnt.

"Ja aber hast du heute Lust etwas zu machen?", frage ich sie.

"Wie wärs mit Party? Ich denke du musst mal wieder locker werden", entgegnet sie glücklich.

"Oh ja Party kann ich echt gebrauchen", gebe ich zu. Tanzen und Alkohol trinken. Das brauche ich jetzt. Durch die Straßen ziehen einfach wieder ich selbst sein.

"Dann brauchen wir aber ein geiles Outfit. Lass uns shoppen gehen", sagt sie aufgeregt. So gehen wir durch die Läden und kaufen uns jeweils ein Partyoutfit. Danach gehen wir zusammen zu ihr und machen uns fertig. Natürlich darf der Alkohol nicht fehlen. Ich bin mir nicht sicher, ob Jack das hier alles gut heißt. Party und eine Prinzessin? Ich denke eine betrunkene Prinzessin macht sich nicht so gut in den Medien. Aber ich will auch endlich mal wieder abschalten und Spaß haben. Ich muss doch wohl nicht immer funktionieren. Immerhin bin ich keine Maschine.

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