Abschied nehmen

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Plötzlich merke ich, dass meine Unterhose feucht wird. Als ich fühle, um was es sich handelt, bemerke ich Blut an meinen Händen. Als mein Blick zu meiner Mutter schweift, sehe ich ihre besorgtes Gesicht. Ich ahne nichts Gutes.

Vor lauter Angst um mein ungeborenes Kind spüre ich die Schmerzen nicht einmal mehr. Wie konnte es nur soweit kommen? Mein Baby war kein Wunschkind aber niemals habe ich zu träumen gewagt, dass ich es verlieren könnte. Das kann es doch nicht gewesen sein. Ich habe mich noch vor einigen Minuten für das Kind entschieden. Für mein Baby hätte ich mich sogar gegen meine Familie gestellt.

Nach gefühlten Stunden mit Schmerzen kommen endlich die Sanitäter. Sie geben mir ein Beruhigungsmittel und etwas gegen die Schmerzen. Natürlich hat meine Mutter die Sanitäter aufgeklärt, dass ich schwanger bin oder eher war? Daraufhin heben sie mich auf eine Trage und dann in einen Krankenwagen.

Meine Mutter lässt mich keine Sekunde aus den Augen und fährt zusammen mit mir ins Krankenhaus. Die Fahrt über versucht sie mich mit netten Worten zu beruhigen. Aber ich schließe einfach nur die Augen und bin erleichtert, dass ich endlich keine Schmerzen mehr habe.

Nach nur wenigen Minuten kommen wir am Krankenhaus an und ich werde ins Krankenhaus geschoben. Augenblicklich kommt ein Arzt und die Sanitäter klären Sie auf, was meine Beschwerden sind. Daraufhin werde ich in ein Behandlungszimmer geschoben und der Arzt kommt auf mich zu.

"Hallo, mein Name ist Dr. Kleinmanns. Ich werde Sie nun untersuchen. Daher würde ich Sie bitten Ihren Bauch frei zu machen, damit ich schauen kann wie es dem Baby geht", höre ich ihn sagen. Irgendwie beruhigt der Arzt mich mit diesen Worten. Sie hören sich so positiv an, sodass ich Hoffnung bekomme. Vielleicht ist es eine Art Zwischenblutung und dem Baby geht es gut. Als der Arzt die kalte Flüssigkeit auf meinen Bauch schmiert, schließe ich meine Augen und bete, dass ich mein Kind nicht verloren habe.

Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich wie der Arzt einem anderen Arzt gewandt mit dem Kopf schüttelt. Sofort weiß ich was Sache ist. Ich habe mein Baby verloren. Augenblicklich schießen mir Tränen in die Augen und ich schluchze mir die Seele aus dem Leib. Das ist alles Papas Schuld. Wegen ihm habe ich mich aufgeregt! Nur wegen ihm, habe ich mein Baby verloren.

Aber nun weiß ich, dass meine Eltern in schwere Zeiten nicht zu mir stehen werden. Sie hätten mich einfach verleugnet. Obwohl sie mich eigentlich unterstützen sollten. Aber jetzt ist das "Problem" ja gelöst. Mein Vater wird sich freuen. Irgendwann muss ich wohl vom ganzen Weinen eingeschlafen sein.

Am nächsten Morgen wache ich auf und mir fällt plötzlich alles wieder ein, als ich die weißen Wände sehe. Ich bin im Krankenhaus. Gestern war wohl einer der schlimmsten Tag meines Lebens. Das letzte Mal als ich mich so leer gefühlt habe wie jetzt, war die Zeit nach dem Tod meiner Mutter.

"Schatz, du bist wach. Wie geht es dir?", fragt meine Mutter mich besorgt. Mein Vater erblicke ich hinter ihr und er sieht nicht anders aus. Er hat doch nur ein schlechtes Gewissen.

"Wie soll es mir schon gehen! Euer Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Das Ding in meinem Bauch ist weg und jetzt verschwindet! Ich möchte euch nicht sehen. Nie wieder!", entgegne ich aufgebracht, dabei bricht meine Stimme am Ende , da mir wieder Tränen in die Augen steigen.

"Aber Hope", fängt meine Mutter an.

"Nein nicht Hope! Eine Entschuldigung wird das nicht wieder gut machen und jetzt verschwindet aus meinem Leben. Geht wieder nach Deutschland und kümmert euch um euren guten Ruf. Richtet dann Brian aus, dass er zur Hölle fahren soll", schreie ich sie schon an. Danach drehe ich mich einfach um, sodass ich die Wand angucke. Ich kann meine Eltern einfach nicht mehr ansehen.

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