Es war zu viel passiert die letzten Tage, Wochen. Die Ereignisse überschlugen sich, überforderten Alice in zunehmenden Maße. Die hatte sie Vergangenheit eingeholt, so wahnsinnig schnell, dass sie nicht mehr Schritt halte konnte, mehr und mehr die Kontrolle über ihr gewohntes Leben und ihre Gefühle zu verlieren drohte. Wie ein Kartenhaus, dass aufgrund eines Windstoßes kurz davor war in sich zusammen zu fallen. Jede Fassade, die sie über die Jahre fein säuberlich aufgebaut hatte, für eine heile aber gespielte Welt, wackelte bereits gewaltig in ihren Fundamenten.
Erst hatte der Black Hood Polly vertrieben, aus Angst um ihr Leben und das der ungeborenen Zwillinge.
Dann fand Betty Chic, ihren Sohn, den sie vor über 25 Jahren zur Adoption freigegeben hatte. Mehr oder weniger freiwillig. Hal hatte sie damals genau zu dieser Adoption genötigt, als Voraussetzung für den gemeinsamen Start in ein finanziell abgesichertes Leben. Aber das war eigentlich auch egal jetzt, Schuldgefühle und Sehnsucht begleiteten sie seit jeher. Sie war sich sicher, dass Hal die ganze Zeit vermutete, nicht der Vater des mittlerweile jungen Mannes zu sein. Denn in der Gegenwart setzte er alle Hebel in Bewegung, ihr eine mögliche Bindung zum wiedergefundenen Sohn zu verwehren.
Und dann war da noch FP Jones, ihre Jugendliebe, leiblicher Vater von Chic. Sie hatte ihm verschwiegen, dass sie mit dem gemeinsamen Sohn schwanger war, weil sie ihrem damaligen Urteil vertraute, dass das, was die beiden verband, nicht reichen würde, eine sichere gemeinsame Zukunft aufzubauen. Er war derjenige, von dem sie nicht loskam, der sie all die Jahre in ihrem Schlaf regelmäßig verfolgte, den sie liebte und noch immer liebt. Sie hatte sich so getäuscht.
Nachdem sich Alice das ursprünglich angepeilte Glas Wasser gerichtet hatte, entschied sie sich kurzerhand auf Wein umzuschwenken. Sie konnte nicht mehr schlafen. Hell wach waren die Gedanken im Augenblick, das machte ihr Angst. Sie machte es sich auf dem Sofa im Wohnbereich bequem, zog eine Wolldecke über die Knie, trank vom Wein und lehnte den Hinterkopf nach Entspannung suchend erschöpft zurück.
FP hatte Alice, nachdem sie das Haus erreichten, wortlos in der Küche stehen lassen und widmete sich den beiden gemeinsamen Kindern. Anstelle den Kindern nun die freudige Nachricht über den kommenden Familienzuwachs zu übermitteln, entschied sich Alice, sich zurückzuziehen und FP ein wenig Abstand zu gewähren.
Erst mit Anbruch der Nacht, nach dem vermutlich stillsten Abendessen, welches die Familie Jones je miteinander hinter sich gebracht hatte und nachdem FP die Kinder ins Bett gebracht hatte, tauchte er urplötzlich im Badezimmer hinter ihr auf und blickte sie ganz kurz mit traurigen Augen durch den Spiegel an, ehe er sie dann schloss, ihre Schulter intuitiv berührte und sich vorsichtig von hinten an sie heran schmiegte. Land sog er den Zitrone-artigen Duft ihrer Haare und verlockenden Duft ihrer Haut in sich ein, genoss ihre beruhigend ausstrahlende Körperwärme.
„Können wir reden? Bitte?" Alice wollte sich ihm entgegen drehen, so dass sie ihn von Gesicht zu Gesicht mustern konnte, doch FP rührte sich nicht, antwortete auch nicht sondern verharrte stattdessen in seiner zärtlichen Umarmung.
„Ich liebe Dich!", flüstere sie, dabei füllten sich ihre Augen mit Tränen. „Ich will Dich nicht verlieren. Lass es mich bitte erklären."
FP hob seinen Kopf und sah sie mit einem müden aber verschmitzten Blinzeln durch den Spiegel an.
„Ich liebe Dich auch, Alice. Und ich habe nicht vor, Dich jemals gehen zu lassen oder geschweige denn zu vertreiben." Nun drehte er sich in Eigeninitiative zu sich um und nahm ihr Gesicht behutsam in die Hände. Seufzend ergänzte er: „Du hast Recht, wir sollten darüber reden. Über das was war aber vor allem sollten wir an unsere Zukunft, an unsere Kinder,", während er sprach wanderte seine Hand liebevoll über ihren Bauch, streichelte ihn mehrmals in kreisenden Bewegungen, „und an uns denken. Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist. Du hast mir meine Kinder geschenkt. Ich bin glücklich, so wie es ist. Ich möchte keine Minute mit Dir missen. Unsere Kinder sind mein ein und alles.
Ich gebe zu, es tut weh, zu hören, dass es eine Zeit in deinem Leben gab, in der Du unsicher warst, in der Du nicht an uns oder besser gesagt an mich geglaubt hast. Ich wünschte, Du hättest mir das damals gesagt. Ich möchte wissen, warum Du so gefühlt hast! Letztendlich kann ich mich glücklich schätzen, dass Du auf gewisse Art und Weise um uns gekämpft hast, mir die nötige Chance gegeben hast, Dir ein guter Mann und Partner zu sein."Alice kam einen Schritt auf ihn zu, packte gleichzeitig nach seinem Nacken, um sein Gesicht ganz nah an ihrem in Stellung zu halten. Sie drückte ihre Lippen auf seinen warmen Mund und es dauerte nicht lange, bis er ihren Kuss erwiderte. Seine Zunge schnellte in ihren Mund, vertiefte die zaghaft von ihr inszenierten intimen Bemühungen mit wilder Zungenspielerei.
Nach einigen Minuten ließ er kurz von ihr ab und während Alice die Zeit nutzte um nötigen Atem zu sammeln, verschloss FP geschwind die Zimmertür des Bades, um jegliche Überraschungen durch durch eines der Kinder zu vermeiden.
Als er sich darauf seiner Frau wieder zuwandte, waren seine Augen gezeichnet von Begierde und Verlangen. Die stark vergrößerten Pupillen ließen seine sonst ebenmässig Haselnuss braunen Augen fast schwarz erscheinen.
„Ich will Dich! Jetzt, hier!"Seine Hände glitten über ihren Hintern, um sie dann mit gekonntem Griff auf den Waschtisch zu hieven. Seine Lippen hingen immer an ihren, heißt und gierig. Er gab ihr und auch sich selbst kaum die Möglichkeit zwischen zu atmen.
Alice stöhnte auf als sie seine Finger völlig unvorbereitet genau an der Stelle fühlte, wo sie sie sich in diesem Moment am meisten wünschte.
FP hatte ihr zwischenzeitlich den Rock bis zum Rand der Hüfte und das Unterhöschen banal mit einer Hand zu Seite geschoben.
Alice nestelte an seinem Gürtel, streifte ihm den Stoff ungestüm über die Pobacken.
FP ließ seine Finger über ihre Scheide und Schamlippen gleiten. Sie war so heiss und nass genug, so dass er auf weiteres Vorspiel verzichtete. Und Alice war mehr als einverstanden mit seiner fast schon rauhen, ungeduldigen Art.
Als er komplett in einem Zug in sie eindrang, wimmerten beide simultan in Ekstase. Einen winzigen Moment gab er ihr, um sich an ihn zu gewöhnen, bevor er sich in einem schnellen Rhythmus frenetisch aus ihr raus und rein bewegte. Keiner von beiden wollte heute ein zärtlich Liebesspiel. Sie wollten nur einander spüren, so schnell wie möglich, so hart wie möglich, so ehrlich und zerbrechlich wie möglich.
Es dauerte nicht lange, bis beide ihren Höhepunkt erreichten. In einem innigen Kuss erstickten sie ihren Drang nach lautem Gestöhne und Aufschrei, der Kinder wegen. Noch einige Minuten später hielten sie einander fest. Ließen den jeweils anderen zur Ruhe kommen, lauschten, wie die Atmung des anderen sich zu beruhigen begann.
Nun war es an der Zeit zu reden. Die Vergangenheit aufzuarbeiten.
Alice öffnete die Augen, versuchte zu lokalisieren, wo sie sich befand. Im Wohnzimmer, kein FP, wieder ein gottverdammter Traum.
(Fortsetzung folg ...)
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Diverse Falice AU-Kurzgeschichten
FanfictionFalice Kurzgeschichten; mögliche AU-Ereignisse in der Zukunft, Gegenwart bzw. aus der Vergangenheit.