Ich muss bleiben, für Polly! 03

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Alice hatte FP tagelang im Sommer gemieden. Zu tief saß die Enttäuschung seiner erneuten Zurückweisung vor der Musicalaufführung. Die Gefühle, die sie für diesen Mann all die Jahre hegte, waren stärker denn je aufgeflammt. Es zerfraß sie innerlich, ihm nicht von Charles erzählen zu können oder von ihrer Entscheidung ihrem gemeinsamen unterstützend als Informantin des FBI zur Seite zu stehen.
Nun stand sie am frühen Morgen vor FPs Trailer, bereit über ihren Schatten zu springen und das Gespräch mit dem Mann, den sie liebte, zu suchen. Angst machte sich in ihr breit, nachdem sie zögerlich an der Tür klopfte. Das letzte Mal, als sie ihn sah, hatte sie FP die bittere Wahrheit gestanden, von der verheimlichten Schwangerschaft, der gezwungene Freigabe zur Adoption ihres gemeinsamen Sohnes und von seinem vermeintlichen Schicksal. Lange hatte FP sie tröstend in seinen Armen gehalten, seinerseits nach Halt und Trost suchend. Danach waren sie aufgebrochen, um die Angelegenheiten rund um den Hochstapler Chic zu regeln.

FP öffnete die Trailertür ehe Alice die widerlichen Ereignisse des Abend, an denen Hal als Mörder entlarvt wurde, Revue passieren lassen konnte. Das graue T-Shirt lag eng an FPs Körper an und brachte die muskulösen Formen seiner Oberarme stark zur Geltung.

„Alice!", sprach er zärtlich und umarmte sie, glücklich und ohne weiter über sein Handeln nachzudenken. Damit überraschte er nicht nur Alice sondern auch sich selber. „Ich dachte Du wärst auf der Farm, um Ruhe zu finden."

Sie lächelte schüchtern und nickte zustimmend. Die Farm diente ihr den Sommer über als Mittel und Zweck, als Fassade, hinter der sie sich und ihre Gefühle verstecken konnte. „Das war ich ... und deswegen bin ich auch hier."

FP löste sich von ihr und ließ eine Locke ihres Haares durch seine Finger gleiten. Dabei suchten seinen Augen nach den ihren.

„Edgar meinte, ich solle anfangen zu leben, im Jetzt, nicht in der Vergangenheit oder Zukunft. Vergangenheit ist Ballast, den man unnötig mit sich herumschleppt und Zukunft sollte man nicht planen, da alles, was kommt, vorbestimmt ist. Das alles lenkt nur davon ab, wirklich und jetzt zu leben."

„Und warum führt Dich das nun genau zu mir?", fragte FP neugierig. Seine Augen noch immer fest auf die ihren gerichtet.

„Ich denke, Du solltest das auch beherzigen. Lebe!"

Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, hangen seine Lippen auf ihren. Er wusste, dass er es ihr nicht leicht gemacht hatte, sie unfair behandelte, weil er mit den in sich aufkeimenden Gefühlen für sie nicht umgehen konnte. Fast hätte er sie verloren, als Hal versuchte, sie zu töten. Er hatte sich nicht um sie gekümmert, war zu sehr beschäftigt mit den eigenen Problemen. Groß war die Last, die von ihm fiel, als er ihre Zunge in seinem Mund spürte, als Antwort auf seine unerwartete Annäherung. Beide verschlangen einander als ob es keinen Morgen mehr gäbe. Sie hatten noch nicht einmal den Schlafbereich erreicht und standen sich halbnackt gegenüber. FP ließ seine Hände über ihre Haut gleiten und achtete penibel darauf keinen Zentimeter mit seinen Berührungen auszusparen.

Später lagen sie eng umschlungen beieinander, schweißgebadet und den Augenblick genießend. Noch immer konnte Alice nicht von ihm ablassen, streichelte über sein Kinn, seinen Bart und weichen die weichen Lippen, die zuvor Wunder bewirkten.

„Das fühlt sich richtig an, nicht?" FPs Worte klangen mehr nach einer Aussage als nach einer Frage. Er selbst bereute dieses Mal keine Sekunde mit der Frau in seinen Armen. Er wollte sie, ganz. „Ich bin froh, dass die Farm dir die Augen für ein uns geöffnet hat."

In diesem Augenblick hätte sie ihm nur zu gerne von Charles erzählt. Von dem Glück, dass sie von nun an teilen konnten. Doch stattdessen drehte sie sich von ihm ab, besann sich der Aufgabe die vor ihr lag und der damit verbundenen Geheimhaltung. Die rechte Zeit würde kommen. Sie konnte es kaum abwarten.

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