Sie werden sehen, wie wahr ihre Liebe ist/ 01

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(Autorenhinweis: Alice und FP haben sich nach dem Auftauchen von FPs Frau Gladys beidseitig geeinigt, auf Distanz zu gehen, um FPs Familie noch eine Chance zu geben, zum Wohl seiner Kinder.

Alice hat sich zwischenzeitlich vollkommen in die Sekte verfangen und scheint dem Werben von Edgar Evernever nachzugeben.

Da muss Du durch Channy!)

Edgar war im Hause der Coopers mittlerweile Dauergast. Er nutzte jede Gelegenheit um Alice nahe zu sein. Diese wiederum sah in dem charismatischen Auftretens Edgar eine willkommene Abwechslung, ihrem seelisch, emotionalen Ballast zu entkommen. Sie mochte Edgars Ratschläge in Theorie und Praxis, sich von allen negativen Einflüssen ihres Lebens durch spirituelle Hingebung zu befreien. Dass er sie dabei manipulierte und eigentlich andere Interessen verfolgt. Sein Hunger nach Macht durch Manipulation anderer Menschen, um sich diese gefügig zu machen, schien schier unermesslich. Er hatte Alice bereits fest in seinen Fängen, sie vertraute ihm blind, es fehlte nur noch ein kleines wichtiges Detail, dann war sie ganz sein.

Edgar hatte die Tasse Tee, die Alice ihm servierte nicht angerührt. Anstelle dessen war er auf sie zugegangen, ohne Grund, und zog sie während er nach ihren Schultern griff, näher an sich heran.

Alice ahnte, was Edgar im Kopf hatte. Seine Lippen kamen immer näher. Sie konnte seinem Atem schon auf ihren spüren. Ein Hauch von Panik stieg in ihr auf.

Das war es nicht was sie wollte. Erst vor einigen Wochen hatte sie sich von FP getrennt, damit dieser seine Chance auf eine intakte Familie mit seiner Frau und den Kindern ergreifen konnte. Sie hätte ihm diese Möglichkeit verwehrt, hätte sie nicht die Notbremse gezogen. Alles was sie wollte, war, dass es ihm gut geht. Nun aber wiederum hieß das nicht, dass ihre Gefühle, die sie für diesen Mann, nämlich FP, empfand, von jetzt auf nachher verschwanden. Die beiden hegten nach 25 Jahren Trennung noch dieselben tiefen Gefühle füreinander, ungeachtet der unterschiedlichen Lebenswahl und zwischenzeitlichen Animositäten. Sie hatte ihr Verlangen nach dem einen Serpent lange vergraben in ihrem Inneren. Als sie nun aber beide ihren Gefühlen nachgaben, flackerten diese in ungeahnter Intensivität wieder auf.

Alice hatte FP seit Wochen nicht mehr gesehen oder, um es richtig zu stellen, gemieden. Sie hatte solche Sehnsucht nach seiner Nähe, seinen Berührungen, selbst Edgar war mit stets omnipräsenten Erscheinung nicht in der Lage das zu ändern. Wie sollte er das auch, Alice sah ihn als Freund, als jemanden, der ihr in ihrer Not die Hand reichte. Nein Edgar war es nicht, den sie wollte, auch nicht als alternative zweite Wahl, da FP nicht zur Verfügung stand, so wie Hal es Zeit ihrer Ehe war und dann als brutaler Serienmörder entlarvt wurde.

„Ich kann nicht.", stoppte sie Edgars eindeutige Annäherung.

„Wieso nicht? Wir zwei verstehen uns doch, haben eine gute Zeit, sind auf einer Wellenlänge. Es gibt keinen Grund, es nicht zu versuchen.", er lächelte sie an.

„Ich liebe FP!", da war er draußen, dieser Satz, der so schmerzte, weil er so wahr aber nicht ausgelebt werden konnte. Sie wünschte, sie hätte das FP je ins Angesicht sagen können.

„Aber FP, Alice, ist nicht für Dich da! Ich bin es. Vergiss nicht, FP ist bei seiner Familie. Du wolltest das so. Jetzt lass ihn gehen. Gib auch deinem Liebesleben einen neuen Sinn. FP will Dich nicht. Willst Du auf ewig alleine bleiben? Niemanden haben, der Dich begehrt?"

„Doch!", sie blinzelte verlegen, als ihr die Stimme fast versagte. „Aber nicht so. Nicht ohne meine eigenen Gefühle zu beachten. Ich habe viel zu lange versucht, jemand anderes zu sein, habe meinem Bauchgefühl nicht vertraut und habe meine Möglichkeit mit FP bereits in meiner Schulzeit verbaut, weil ich sie ignoriert habe."

„Ich kann Dich nicht gehen lassen!", Edgars Mine verdunkelte sich. Er spürte, dass sie ihm aus den Händen glitt. „Und ich werde Dich nicht gehen lassen!" Sein Griff um ihre Schultern wurde fester, fast schon brutal.

Alice Augen weiteten sich vor Angst. Genau diese Wut, die sie in Edgars Blick sehen konnte, hatte sie bereits schon einmal gesehen, damals als Hal versuchte sie zu erwürgen.

„Lass mich los!"

....

Zur gleichen Zeit im Trailerpark.

Gladys sah FP zornig an. Sie hatte verloren. Sie hatte ihn verloren. Eine von zahlreichen Diskussionen, seit ihrer Rückkehr, endete im Streit und ohne Ergebnis. Dabei wollten sie und FP doch nur dasselbe, das Beste für die Familie, die Kinder und sich.

„Du hast Recht Gladys,", seufzte FP kapitulierend durch die zusammengepressten Zähne. „ Das hat so keinen Sinn mehr." Und in diesem Augenblick fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sein Blick wirkte gequält. Es konnte nicht gehen, mit Gladys. Es hatte sich so vieles während ihrer Abwesenheit in Toledo geändert. Er hatte sich geändert.

Er hatte doch alles unter Kontrolle. Ein ganzes Jahr lang. Er hatte sich zusammengerissen, für seinen Sohn, seine Tochter, für Alice. Dann kam Gladys in sein Leben zurück. Er verlor Alice, weil sie ihm den Weg freiräumte, in ein normales Familienleben zurück zu schlüpfen. Er hatte Alice angefleht, ihn nicht zu verlassen, vielleicht nicht laut genug. Sie wollte nicht diejenige sein, die daran Schuld war, dass er seine Tochter verlieren könnte.

„Das heißt, unsere Ehe ist endgültig gescheitert? Es ist aus, mit allen Konsequenzen?" Gladys wirkte geschockt und gefasst zugleich.

Er nickte traurig. „Es tut mir leid, das heißt es. Ich liebe meine Kinder, bereue keine Minute mit ihnen und mit Dir. Das solltest Du mir glauben. Ich habe vieles falsch gemacht und nehme die Schuld komplett auf mich. Du kannst mich einen Arsch nennen, Gladys oder sonst wie beschimpfen, ich habe es verdient. Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass ich unser gemeinsames Leben, unsere Ehe so schwierig gestaltet habe, dass ich mich nicht im Griff hatte. Du hättest was Besseres verdient. Die Kinder haben was Besseres verdient."

Gladys legte ihre Stirn in Falten. Man konnte das Glitzern von Tränen in ihren Augen erkennen. Sie ging einen Schritt auf ihn zu. Streifte seine Wange zärtlich und flüsterte: „So weh es auch tut, dass Du Dich für eine andere entschieden hast, ich muss erkennen, dass Du im Griff hast. Ich bin stolz auf Dich. Es gut, dass Du jemanden gefunden hast, der Dich den wahren Wert des Lebens erkennen lässt. Wir haben beide Fehler gemacht. Wir haben es schließlich versucht. So ist das nun einmal. Manchmal klappt es und bei uns eben nicht."

Er drückte ihr einen dankbaren Kuss auf die Lippen bevor er seine Schlüssel des Motorrades und den zugehörigen Helm schnappte, um dann wortlos aus dem Trailer zu stürmen.

Er musste zu Alice. Auf dem schnellsten Weg.

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