Chapter 16

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I do not choose that my grave should be dug while I am still alive

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I do not choose that my grave should be dug while I am still alive.
- Elizabeth I., Königin von England

8th March, 1570
Hampton Court Palace, London

»Thomas Howard bezichtigt seine Unschuld. Sollten wir keine Beweise für seine Mitwissenschaft haben, müssen wir ihn freilassen.« Robert Dudley legte die Tatsachen so auf den Tisch, wie sie waren. Knallhart und ohne Skrupel.
»Dann müssen wir Beweise finden!«, rief die Königin aufgebracht. »Francis, Ihr seid mein Spion. Ihr müsst diese Verschwörung aufdecken!«
»Eure Majestät, ich tue alles in meiner Macht erdenkliche. Doch zunächst sollte ich mein Augenmerk auf die Hugenotten und den Vertrag von Blois richten. Sofern sich niemand mehr gegen Euch stellt, sollte zunächst alles -«
»Die halbe Adelschaft hat sich gegen mich gerichtet, Mr. Walsingham!«
»Francis und ich werden uns darum kümmern, Eure Majestät«, sagte William Cecil.
»Ich bitte darum!« Die Königin, die einen monströsen Fächerkragen um ihren Hals trug, ließ sich zurück in ihren Stuhl fallen. »Ich habe Euch nicht geholt, um zu schweigen, M'lady.«
Dass sie mich auf einmal ansprach, überraschte mich. Anfänglich dachte ich wirklich, dass ich und Blanche nur Deko waren. Mittlerweile ging es mir wieder besser; ich hatte mich in dem Herrenhaus in der Stadt wirklich erholt.
»Was würdet Ihr tun?«
Die drei Männer sahen abwartend zu mir.
»Ich denke nicht, dass ich eine Meinung dazu habe -«
»Hat Lettice Euch mit ihrem Geschwätz den Mund verboten?«, herrschte mich die Königin an. »Ich habe Euch etwas gefragt, dann erwarte ich auch eine Antwort!«
Unsicher blickte ich zu den Männern, die mich weiterhin abwartend musterten.
»Ich stimme Lord Robert zu. Thomas Howard ist unschuldig. Man sollte Ihn entlassen.«
Elizabeth nickte verstehend.
»Mit Verlaub, dieses Mädchen hat keine Meinung«, sagte William Cecil auf einmal.
»Das hat es, und es hat sie Euch gerade mitgeteilt«, entgegnete die Königin.
»Ich bin weder ein Mystiker wie Dee noch ein Zeitreisender, aber ich weiß, dass man nicht unbedacht mit dieser Macht spielen sollte.« Cecil deutete auf mich. »Alles, was dieses Mädchen sagt, kann unsere Geschichte beeinflussen. Vielleicht beeinflusst es sogar Euer Leben! Es ist ein Fluch, kein Segen!«
»Dieses Mädchen ist eine Hofdame der Königin«, erinnerte Blanche mit einem strengen Unterton. »Ihr solltet sie mit 'M'lady' ansprechen!«
»Und ich bin der erste Staatssekretär!«, donnerte Cecil. »Wohingegen dieser Rang anscheinend nichts mehr zu bedeuten hat.«
Das Kleid der Königin raschelte, als sie sich erhob. »Solltet Ihr und Walsingham Howard in vierzehn Tage aufgrund von Beweisen für schuldig befinden, werde ich ihn weiterhin gefangen halten. Sollte dies nicht der Fall sein, werde ich Lady Elizabeths und Lord Roberts Aufforderung nachgehen.«
Cecil verbeugte sich knapp. »Wie Ihr wünscht. Wir werden Euch die Beweise liefern.« Er verließ zusammen mit Walsingham den Raum, nicht jedoch ohne mich vorher noch einmal finster anzufunkeln.
»Nehmt es Euch nicht zu sehr zu Herzen«, sagte Robert Dudley auf einmal. »Cecil war schon immer ein emotionaler Mann.«
»Zu emotional, wenn Ihr mich fragt.« Die Königin beäugte Dudley kurz. Doch die Blicke, die sonst immer mit Fürsorge und Sanftmut erfüllt gewesen waren, zeigten nun Abneigung.
Vielleicht hat er eine neue Affäre, schoss es mir durch den Kopf.
»Ihr könnt gehen.« Die Tudor vollführte eine hastige Handbewegung und wandte sich ab. Wir verneigten uns. »Noch auf ein Wort, Elizabeth«, sagte sie, gerade als ich in der Tür stand. Ich verschloss diese, kaum hatten Blanche und Dudley den Korridor betreten. »Ich frage Euch das nur ungern«, sie wandte sich mir zu, »aber werde ich bei einem Angriff der Katholiken sterben oder werde ich nach einem langen Leben an Altersschwäche sterben?«
Nachdenklich musterte ich die Frau. Eine Spur von Angst lag in ihren Augen, und ich konnte ihr das nicht verübeln – auch ich hatte Angst vor dem Tod.
Ich würde wahrscheinlich auch wissen wollen, wie ich sterbe, dachte ich. Zumindest nach allem, was mir erzählt worden war.
»Ihr sterbt an einer Krankheit in einem hohen Alter«, gestand ich. »Ihr erleidet Schwäche und Schlaflosigkeit, die wahrscheinlich die vielen Aufstände und Auseinandersetzungen hervorrufen, die an Euren Kräften zehren.«
Die Königin schluckte schwer. »Und meine Kinder? Werden sie ein langes, gesundes Leben führen?«
Tief atmete ich durch, bevor ich die folgenden Worte sagte: »Ihr werdet keine Nachkommen haben, Eure Majestät.«
Ich sah, wie Elizabeths Gesicht augenblicklich Farbe verlor.
»Verzeihung«, sagte ich. Hastig verbeugte ich mich und verließ das Zimmer, bevor sie mir weitere Fragen stellen konnte.
Ich habe schon zu viel verraten.
Irgendwie verstand ich die Sorgen der anderen. Ich lernte nicht aus meinen Fehlern. Ich tat nichts dafür, die Geschichte weiter zu beschützen.

Die Taschenuhr - Lang lebe die Königin! [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt