Chapter 19

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In my end is my beginning

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In my end is my beginning.
- Mary, Queen of Scots

26th April, 1570
Hampton Court Palace, London

Kaum war ich aus der Kutsche ausgestiegen, betrat ich den Palast und eilte zum Thronsaal. Die Diener und Hofdamen blieben stehen, verbeugten sich respektvoll und warteten ab, bis ich an ihnen vorbeigeschritten war. Ich schenkte ihnen dafür keinerlei Beachtung. Im Lauf reichte ich jemanden meinem Reisemantel, raffte meinen Rock und lief schneller. Die Wachen begleiteten mich, wie ich am Schaben und Scheppern der Rüstung vernahm, was in meinen Ohren in diesem Moment nicht lästiger hätte sein können. Doch ich versuchte es zu ignorieren und mich stattdessen auf mein Atmen zu konzentrieren und meinen Herzschlag, der so laut war, dass mein Kopf dröhnte; vielleicht war es aber auch der anhaltende Schlafmangel, der mich die Reise über gequält hatte.
Als ich den Thronsaal erreicht hatte, stieß ich die Tür auf. Noch nie hatte ich das selbst getan, und im ersten Moment überwältigte mich die Kraft der starken Flügel. Doch dann, als der Spalt gerade so groß war, dass ich hindurchkam, stolperte ich herein. Und da lag es – das Bündel. Im ganzen Saal hatten sich die Leute versammelt, die bereits auf meiner Krönung gewesen waren. Lords und Ladies, Geistliche, Protestanten und Staatsmänner.
Schwer atmend fiel ich neben dem kleinen Bündel auf die Knie. Der Geruch der Verwesung stieg in meine Nase. Tiefrotes Blut schimmerte hindurch, und langsam streckte ich die Hand danach aus. Ich verharrte in der Luft. Meine Kehle war trocken und wie zugeschnürt.
»Raus hier«, flüsterte ich. »Raus hier! Alle raus hier!« Ich war so laut, dass ich mich selbst davor erschrak. Ich hatte mich erhoben. Die Leute sahen mich an, als wäre ich geisteskrank. Einige setzte sich murmelnd in Bewegung, andere verließen schweigend den Saal.
»Eure Majestät.« Das war William Cecil.
»Es war Eure Aufgabe, Mr. Cecil! Eure Aufgabe, auf den Thron Acht zu geben, so lange ich fort bin. Ihr seid der erste Staatssekretär. Nicht einmal das kriegt Ihr hin? Vielleicht solltet Ihr das Amt niederlegen, Mr. Vielleicht seid Ihr damit überfordert.« Meine Augen funkelte, meine Stimme war scharf wie ein Messer.
»Eure Majestät, mit Verlaub -«
»Ihr sprecht gar nicht!«, zischte ich. »Euretwegen ist ein Vierjähriger tot. Er hätte als Einziger ein Bündnis zwischen England und Schottland aufrechterhalten. Jetzt ist er tot! Wisst Ihr, was das bedeutet?«
William Cecil sah an mir vorbei zu Robert Dudley.
»Wisst Ihr es?«, schrie ich.
Er sah wieder zu mir.
»Habt Ihr diesen Komplett angezettelt?«
»Eure Majestät!«, rief Cecil fassungslos. »Ich bitte Euch, diese Anschuldigung ist äußerst inakzeptabel!«
»Habt Ihr?«, verlangte nun auch Robert Dudley zu wissen. »Wir wissen alle, wie Eure Haltung zu Mary Stewart ist.«
»M'lord, niemals würde ich etwas tun, was der englischen Krone schadet! Niemals! Ich bin etwas verletzt, dass Ihr so etwas behauptet!«
Ich funkelte Cecil finster an.
»Bitte, Ihr müsst mir glauben.«
Er erwiderte meinen Blick flehend. Ich schwieg unterdessen. Dann vollführte ich eine Handbewegung und rief meine Wachen herbei.
»Nehmt eine Kutsche und bringt den Leichnam nach Sheffield. Mary Stewart will sicherlich bei der Beerdigung dabei sein.« Während die Wachen, das Bündel wegbrachten, wandte ich mich an Dudley. »Sie wird mit Sicherheit wissen, was geschehen ist, und dass wir so plötzlich aufgebrochen sind, wird sie denken lassen, ich wäre schuld an dem Tod. Wir sollten uns vorbereiten. Die Katholiken werden nicht lange im Dunkeln verharren. Sie werden einen erneuten Aufstand anzetteln, und wahrscheinlich wird dieser nicht so glimpflich ausfallen wie die anderen. Ich habe keine Ahnung von Kriegen und Kämpfen, also lege ich mein Vertrauen an Euch, M'lord. Enttäuscht mich nicht.«
»Eure Majestät.« Dudley verbeugte sich. »Cecil, Ihr solltet mich begleiten. Und ruft Walsingham. Wir könnten auch seine Hilfe gebrauchen. Vielleicht findet er heraus, wer die Täter waren. Nur wenn es Eurer Majestät beliebt natürlich.«
Ich nickte zustimmend, und die beiden Männer verschwanden.
»Eure Majestät«, sagte nun auch Dee, der mit mir und Blanche im Thronsaal zurückgeblieben war. »Ihr solltet Thomas Howard zu Euch berufen lassen. Er kennt die gegnerische Seite und weiß vielleicht, was ihr nächster Schachzug sein wird.«
»Eine gute Idee, Mr. Dee. Lasst ihn zu mir bringen, in Ketten und ein Dutzend Wachen als Begleitung. Ich kann nicht gebrauchen, dass er auch noch in der Freiheit herumirrt und weiteren Gegner für mich darstellt.«
Somit verschwand auch Dee.
»Elizabeth«, sprach Blanche, und ihrem Blick lag etwas, was ich noch nie bei ihr gesehen hatte – Besorgnis.
»Mir geht es gut«, erwiderte ich nur und ging.

Die Taschenuhr - Lang lebe die Königin! [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt