Chapter 17

497 36 9
                                    

Hell is where everyone is doing his own thing

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Hell is where everyone is doing his own thing. Paradise is where everyone is doing God's thing.
- Thomas Howard, 3rd Duke of Norfolk

Alle sprachen unruhig durcheinander. Die Stimmengewalt war beinahe erdrückend. Nachdem ich die ganze Geschichte erzählt hatte, hatten die wichtigsten Adligen und Politiker des Hofes angefangen, darüber zu diskutieren – es fielen Worte wie 'Anschlag', 'Nachfolge', 'Verräter'. Schweigend stand ich neben Blanche Parry, die ihren Blick starr nach vorn gerichtet hatte. Sie ließ es sich nicht anmerken, doch trauerte sie um den Verlust ihrer Königin und Freundin.
»Ruhe!«, donnerte William Cecil. »Wir sollten uns alle erst einmal beruhigen!«
Nach und nach verstummten die Anwesenden, die sich abwartend an den Staatssekretär wandten.
»Unsere Königin ist tot«, sprach Cecil noch einmal die Tatsache aus. »Francis Walsingham und ich werden die Schuldigen finden. Doch solange wir keine Beweise haben, werden wir niemanden dafür verurteilen!«
»Wir wissen doch alle, wer dahinter steckt!«, rief einer der Politiker. »Mary Stewart! Seit Jahren strebt sie den englischen Thron an. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie Attentäter schickt!«
»Mary Stewart wurde gefangen genommen. Sie hat weder ein Land in ihrem Rücken noch einen Thron. Sie wurde entmachtet«, entgegnete Robert Dudley.
»Das nennt Ihr Gefangenschaft?«, lachte ein anderer. »Sie lebt weder in einem Kerker noch in Ketten. Sie bewegt sich frei in Schlössern und Burgen, verfolgt von einer Garde. Trotz dessen können Intrigen geschmiedet werden!«
»Thomas Howard ist sicherlich darin involviert! Wir sollten ihn gleich hängen lassen, diesen Verräter!«, schrie ein anderer.
Die Stimmen wurden wieder lauter. Viele stimmten ihnen zu.
»Meine Herren!«, rief Robert Dudley. »Wir dürfen nichts überstürzen!«
»Nieder mit den Katholiken!«, brüllte jemand. »Nieder mit der schottischen Königin!«
Von allen Seiten herrschte Zustimmung, und das Durcheinander wurde größer. Es wurde geschrien, beleidigt, diskutiert.
»Wer übernimmt den Thron?«, fragte auf einmal ein Mann mit lauter Stimme, und alle verstummten; auch sie interessierte die Antwort sehr.
»Das wissen wir noch nicht«, sagte Cecil. »Laut Gesetz -«
»Die Königin hat einen Nachfolger ernannt«, rutschte es mir heraus, und alle Blicke flogen zu mir. »Sie … wollte mir gerade davon berichten, bevor wir überfallen wurden.«
Wie aufs Stichwort erschien ein Diener, der die Tür aufgestoßen hatte und in den Thronsaal stolperte. Die Wachen folgten ihm und wollten ihn gerade festhalten, als er rief: »Die Königin hat ein Testament hinterlassen! Ich habe gesehen, wie sie es schrieb. Ich dachte, es würde Euch interessieren!«
Robert Dudley winkte die Wache zurück und ließ den Burschen hervortreten, der ihm den Brief gab.
»Das Siegel der Königin«, sprach er. Er brach das Siegel nach kurzem Zögern und zog den Brief, der auf kostbarem Pergament geschrieben worden war, heraus.
Ich spürte, wie die Anspannung stieg, während Dudley und Cecil die Worte der verstorbenen Tudor lasen. Alle anderen wirkten ebenfalls unruhig. Doch sie schwiegen und warteten ab. Auf einmal hoben die beiden Männer zeitgleich den Kopf und blickten zu mir. Dann hielt Robert Dudley mir wortlos den Brief entgegen. Zögernd sah ich zu Blanche, als könnte sie mir eine Antwort geben, dann schritt ich zu dem Staatsmann und nahm das Schreiben entgegen. Es schnürte mir die Luft weg, als ich die Worte las. Immer und immer wieder las ich sie, als würden sie jede Sekunde verblassen und unbedeutend werden.
»Die Königin«, sprach Robert Dudley, »erklärt Elizabeth Wright zu ihrer Nachfolgerin; zumindest so lange, bis ein würdiger Nachfolger gefunden wurde.«
Einige Lidschläge mussten alle die Worte sacken lassen, dann begann erneut das Durcheinander.
»Sie ist nicht einmal adlig!«, rief jemand.
»Die Königin gab ihr den Titel einer Hofdame«, entgegnete Dudley.
»Wir kennen die Gerüchte!«, rief ein anderer. »Sie hat die Königin verzaubert. Ihr falsche Versprechen gegeben!«
Plötzlich riss William Cecil mir das Dokument aus der Hand. »Es steht hier Schwarz auf Weiß! Unsere Königin, möge sie in Frieden ruhen, ernennt dieses Mädchen zu ihrer Nachfolgerin! Bis ein würdiger Nachfolger gefunden wird, ist Elizabeth Wright die Regentin Englands!«
»Unzumutbar!«, rief der erste Mann.
»Widersetzt Ihr Euch dem letzten Wille Eurer Königin, M'lord?«, fuhr Robert Dudley ihn an.
Die Augen des Mannes funkelten wütend. »Nein, M'lord.«
»Wir werden die Verantwortlichen für den Tod an unserer Königin finden und zur Rechenschaft ziehen«, erklärte William Cecil, »bis dahin kümmern wir uns darum, das englische Volk zu beruhigen und ihm Trost zuzusprechen!«
Robert Dudley drückte mir den Brief gegen die Brust. »Herzlichen Glückwunsch, Eure Majestät.« In seinem Ton schwang wenig Freude, eher Verachtung mit, und schnellen Schrittes ging er davon.

Die Taschenuhr - Lang lebe die Königin! [Band 2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt