07 || Free, again

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07 || FREE, AGAIN.

Did we leave our way behind us,
Such a long way behind us.
- Queen, Long Away

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Das Wochenende kam nach dem ganzen Stress genau richtig. Weil das Auswahlspiel erst um zwölf begann und ich meine Hausaufgaben soweit fertig hatte, verbrachte ich ein paar Stunden im leeren Schlafsaal und hörte eine meiner Ramones-Kassetten rauf und runter, während ich einen Brief an meinen Großvater Pierre schrieb.

Im Gegensatz zu meinem anderen, bereits verstorbenen Großvater, war Pierre, mein Großvater mütterlicherseits, ein furchteinflößender Mensch. Ich hatte schon als Kind schreckliche Angst vor ihm gehabt und mit ihm zu kommunizieren war dementsprechend komplizierter. Er konnte wortwörtlich jedes Wort falsch interpretieren.

Erst gegen elf stand ich auf und ließ ein Chaos aus zerknülltem Pergament auf meinem Bett zurück. Ich schlüpfte in meine Quidditch-Ausrüstung und band mir die blonden Locken zusammen, dann lief ich mitsamt meinem Besen die Stufen des Schlosses hinunter.

Auf dem Quidditch-Feld standen erst ein paar Gryffindors herum und ich erkannte Potter, Black und ein paar andere, deren Namen ich nicht wusste.

„Derveld!", rief Potter mich zu sich und ich beschleunigte meine Schritte etwas. Begeistert starrte er auf meinen Besen. „Du hast auch einen Sauberwisch 6!" Etwas enttäuscht stellte ich fest, dass er und Black genau den gleichen Besen besaßen. Da war mein super neues Modell plötzlich doch nichts besonderes mehr.

„Es haben sich so viele angemeldet für die Auswahl." Potter wuschelte sich angestrengt durch die Haare. „Ich wette die Hälfte von ihnen kann nicht einmal fliegen." Misstrauisch beäugte er eine Schar Erstklässler, die das Quidditch-Feld betraten.

Eine halbe Stunde später war das ganze Feld voll mit Schülern, von denen die Hälfte überhaupt keinen eigenen Besen besaß. Gestresst beauftragte Potter Black und mich, sämtliche Schulbesen zusammenzuklauben, die wir finden konnten.

„Okay ...", rief Potter über den Platz, „beginnen wir mit ein paar Aufwärmrunden."

Ich sah zu, wie ein paar Erstklässler bei dem Versuch, sich vom Boden abzustoßen, direkt auf der Schnauze landeten und von Potter ohne große Umwege vom Feld geschickt wurden. Sehr zu Potters Leidwesen schienen die meisten allerdings tatsächlich fliegen zu können, was bedeutete, dass er noch viel mehr Leute ernsthaft bewerten musste.

Ich stieg auf meinen Sauberwisch und stieß mich vom Boden ab. Mit hoher Geschwindigkeit raste ich auf den Himmel zu und als mir der Wind die Strähnen ins Gesicht peitschte, fühlte ich mich endlich wieder frei.

Erst drei oder vier Meter über dem Boden kam ich in der Luft zum Halt und beobachtete die anderen Schüler, die im Kreis um Potter herum in der Luft schwebten. Mit der Zeit kamen die meisten wenigstens etwas in Bewegung und ich genoss die kühle Luft, die meine Kleidung wehen ließ, als ich noch ein wenig höher flog.

James begann mit der Auswahl der Jäger und ich flog an den Rand, um die Szenarie zu beobachten. „Dieses Jahr hat sich wirklich kaum jemand angemeldet, der Talent hat", sagte Black kopfschüttelnd und sah zu, wie James den Viertklässler Roland MacDunn und die Fünftklässlerin Matilda Henson als Jäger auswählte.

Der Sucher wurde ein schmächtiger Drittklässler namens Darren Will und der Hüter eine große Siebtklässlerin namens Finya Perks, die laut Black schon in den Jahren davor im Team gewesen war.

„Und jetzt die Treiber", verkündete Potter zum Schluss, dem der Schweiß auf der Stirn und die Haare zu Berge standen. Außer mir und Black hatten sich bloß zwei andere Schüler auf diese Position beworben, die ich beide noch nie gesehen hatte.

Potter ließ den Klatscher heraus, der einem der beiden sofort gegen den Hinterkopf peitschte. Potter musste ein paar Drittklässler beauftragen, ihn in den Krankenflügel zu bringen.

Das Mädchen hingegen war eine echte Konkurrenz und ich stellte beeindruckt fest, dass Black fast unschlagbar auf diesem Gebiet war. Er schleuderte jeden Klatscher so fest in Richtung eines x-beliebigen Schülers, dass noch ein weiterer Schüler verletzt zum Schloss hoch getragen werden musste und dass ein paar Schülerinnen sich kreischend auf den Boden fallen ließen.

Aber auch ich schlug mich gut und auch wenn ich es nicht ganz einsehen wollte, Black und ich gaben auf dem Besen ein gutes Team ab. Potter beendete das Auswahlspiel nach einigen Minuten und brachte die Menge zum Schweigen.

„In Ordnung, Derveld und Black sind die Treiber, die Auswahl ist beendet." Angestrengt und genervt wischte er sich den Schweiß von der Stirn und landete wieder auf dem Boden.

Black sah mich grinsend an. „Willkommen im Team, Derveld. Du hast Talent."

Dann landete er hinter Potter auf dem Boden und ich sah ihm hinterher. Kopfschüttelnd drückte auch ich meinen Besenstiel nach unten und setzte meine Füße wieder auf das Gras des Platzes.

„Du warst echt gut", lobte Potter, „und du und Padfoot scheint ein gutes Team zu sein." Er grinste verschwörerisch und alle Teilnehmer machten sich auf den Weg Richtung Umkleiden.

Ein paar Stunden später saß ich im Gemeinschaftsraum, eine Tasse Tee in der Hand und halb schlafend in den Kissen hängend. „So cool, dass du im Team bist", begann Lynn, als ich ihr davon erzählte, „ich könnte niemals richtig Quidditch spielen, aber ich bin ein großer Fan von den Holyhead Harpies."

Ich lächelte matt - ich hatte nicht die geringste Ahnung von englischen Quidditch-Teams.

„Also du und Black seid jetzt das neue 'Traumpaar'?" Es war Alexia, die sich jetzt grinsend Platz auf der Couch machte und mich erwartungsvoll anblickte.

„Im Prinzip, ja." Ich nickte grinsend.

„Was, wir sind ein Paar?" Black lehnte sich über die Lehne der Couch und hob eine Augenbraue. „Willst du das nicht erst mal mit mir absprechen, Süße?"

Ich seufzte genervt. „Nenn mich nicht so, Black", sagte ich, „es ging ums Quidditch."

„Oh ja." Er nickte erfreut zu Alexia. „Wir sind das neue Traumpaar." Er tätschelte mir den Kopf. „Hanna wird es auch einsehen."

Ich warf Lynn einen bedeutungsschweren Blick zu, den niemand außer uns beiden sehen konnte. Sie verkniff sich ein Grinsen.

„Ich würde allerhöchstens mit dir ausgehen", begann ich und sein Blick erhellte sich, „wenn Lily mit Potter ausgeht. Also viel Spaß beim Warten."

Er runzelte die Stirn und rannte so schnell vom Sofa weg, dass ich ihm irritiert hinterher starrte. „Prongs!", hörte ich ihn rufen, „du hast eine Aufgabe."

„Mein Gott", stöhnte ich und ließ mich tiefer in die Kissen sinken, „kann es sein, dass er davon besessen ist, mit jedem Mädchen an dieser Schule ein Date gehabt zu haben?"

Dark (1) - Schwarze Magie |Sirius Black|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt