Kalte Winde

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Weiße, dichte Nebelschwaden strichen durch die das Dorf, tauchten alles in schummriges Licht und ließen den Blick nicht weit hindurch dringen. Es war bereits Anfang November und die Kälte streckt als düsterer Begleiter des Nebels seine Klauen aus. Niemand der Dorfbewohner an der Küste Englands war auf den Beinen. Es war kurz vor Mitternacht und alles im Dorf lag im Dunkeln, keiner ahnte etwas von der heraufziehenden Gefahr die sich bereits seit den frühen Abendstunden in den Wäldern um das Dorf versteckte. Bereit endlich zuzuschlagen und eine Schneise an Verwüstung und Leid zu hinterlassen.

Das kleine Dorf Wermouth lag direkt am Meer. An manchen Seiten fielen steile Klippen ab und der Wind zog des Öfteren stark durch einige Winkel. Ganz hinten, wo die Ausläufer des Waldes auf die steilen Klippen trafen, begann sich im Zwielicht des Nebels einige schemenhafte Bewegungen zu erkennen. Langsam und drauf Bedacht, keinerlei Geräusche von sich zu geben, die auch nur einen Bewohner oder gar ein Tier aufschrecken könnte, erkannte man die ersten Umrisse von großgewachsenen, breitschultrigen Männern. In ihren Händen hielten sie Rundschilde und Äxte oder Schwerter. Die Helme bedeckten das Halbe Gesicht und hatten Aussparungen an den Augen. Bei einigen waren sogar Tierhörner angebracht.

Schnell und leise verteilten sich die Wikinger im gesamten Dorf. Allen voran ein überaus großer, muskulöser aber älterer Mann, der offensichtlich deren Anführer war. Mit lautem Gebrüll gab dieser das Zeichen und genau in diesem Moment, brach der große Tumult los. Die Angreifer stürmten in die Häuser und rissen die Bewohner aus dem Schlaf. Ohne Rücksicht brachen sie Türen auf, zerstörten alles was ihnen in den weg kam und zogen die Menschen und deren wertvollen Besitztümer aus den Häusern und schmissen sie auf den Boden.

Einige der männlichen Bewohner versuchten noch Verzweifelt ihre Frauen oder Kinder zu schützen und sich ihre eigenen Waffen zu schnappen, doch meistens waren die Wikinger schneller und töteten diese brutal, bevor sie auch nur eine Chance auf Gegenwehr gehabt hätten. Kreischend rannten nun einige Frauen durch das Dorf. An einigen Stellen hörte man Kinder weinen und nach ihrer Mutter schreien.

Die meisten Kinder wurden von den Wikingern einfach ignoriert. Einige Mütter schafften es sogar, ein paar der eigenen und fremden Kinder einzusammeln und mit ihnen in die Dunkelheit des Waldes zu verschwinden. So konnten einige der Bewohner fliehen.

In den Häusern durchsuchten währenddessen die Angreifer nach Gold und Silber, Waffen und auch Lebensmittel für die Rückfahrt.

Ein junger, großer, sehr muskulöser Wikinger mit langen blonden Haaren, die teilweise zu Zöpfen gebunden und ein rasierte Stellen hatte, trat durch eine der eingeschlagenen Türen. Von drinnen könnte er gedämpfte Schreie hören. Seine grau-blauen Augen suchten in der Hütte umher. Vor ihm wurde ein junge Frau von einem anderen Wikinger auf die Tischplatte gedrückt, ihre Röcke waren nach oben geschoben und sie schluchzte laut und versuchte sich zu wehren. Doch ihr Peiniger war ihr kräftemäßig weit überlegen und fixierte sie mit nur einer Hand vor sich auf den Tisch. Als er sich mit der anderen Hand begann, die Hose aufzuschnüren, wandte der Blonde sich ab und betrat den hinteren Teil der Hütte. Dort konnte er einige silberne Kerzenleuchter und vier Säcke mit Getreide vorfinden. Die Leuchter sammelte er mit geübten Handgriffen ein und steckte sie in seinen mitgebrachten Sack. Dort konnte man beim hineinfallen hören, dass dies nicht seine einzigen geraubten Schätze waren. Er warf sich den Leinensack über die Schulter und Griff sich das Getreide. Mit schnellen Schritten machte er kehrt und lief an der armen Frau und ihrem Vergewaltiger vorbei, der die Frau gerade von sich schubste, hinaus aus der Hütte. Der Krach der nun hinter ihm in dem Haus ausbrach, lies ihn nichts Gutes erahnen. Rauben war für ihn das Beste, aber Vergewaltigung stand nie auf seiner Liste. Auch wenn er dafür regelmäßig verspottet wurde, war dies nichts für ihn.

Als er sich umsah, konnte er überall die Wikinger sehen, die das Dorf von seinen Wertsachen befreite. Wie sein Vater es immer nannte. Überall lagen tote Dorfbewohner herum, das Vieh wurde gerade von einigen Wikingern zusammengetrieben um ebenfalls geraubt zu werden.

Mit seiner Beute stapfte der blonde Wikinger nun aus dem Dorf hinaus, auf den Strand unterhalb der Klippen zu, an denen sie am Abend unbemerkt ihre Langschiffe vertäut hatten. In seinem Rücken stiegen schwarze Rauchwolken gen Himmel und hinterließen den alten, bekannten Geruch nach Verbranntem und Tod zurück.

Wieder war ein Überfall auf England geglückt und die Wikinger konnten stolz nach Hause zurück kehren.









Willkommen zu meinem neuen Buch :)

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Eure Alexandra

Im Auge des Wikingers - Bjorn EiriksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt