Nur noch ein Tag, dann war es so weit, die Nervosität in Runa wuchs mit jeder Stunde die vorüberging. Sie war an diesem Tag mit Sigi im Wald, auf der Suche nach den ersten Kräutern, die des nahende Frühling wachsen lies. Mit dabei war heute auch ausnahmsweise Amelia. Sie versuchte beharrlich die Sprache der Wikinger zu lernen und hier Anschluss zu finden.
Runa hatte in den vergangenen Tagen beobachten können, wie vertraut und liebevoll vor allem Ivar mit der Engländerin umging. Er erinnerte sie sogar ein bisschen an ihren zukünftigen Mann.
Ihr Mann, ja das würde Bjorn wohl bald sein. Nachdem die Beiden vor einigen Nächten das Langhaus wieder betreten hatten, war Bjorn direkt mit ihr an der Hand zu seinen Eltern gelaufen und hatte ihnen die frohe Botschaft überbracht. Während Königin Asdis direkt in Tränen ausgebrochen war und Runa in eine Umarmung gerissen hatte, klopfte der König seinem Sohn anerkennend auf die Schulter um ihn dann ebenfalls zu umarmen.
Als Eirik dann auch Runa in seine Arme schloss, flüsterte er ihr ins Ohr: "Ich wusste es seit er dich hier herein getragen hat. Ich bin froh dich nun als meine Tochter bezeichnen zu können."
Dann hatte er sich von dem jungen Paar angewandt und den versammelten, feiernden Wikingern die Neuigkeit verkündet. Darauf folgten einige Glückwünsche und freudige Bekundungen. Allerdings konnte Runa auch die wenigen eifersüchtigen Blicke der noch unvermählten, jungen Wikingerfrauen nicht übersehen.
Und so hatte die Gesellschaft einen weiteren Grund bis tief in die Nacht zu tanzen und trinken.
Die darauf folgenden Tage waren bereits mit den Vorbereitungen für die Hochzeit verbracht worden. Da es in Runas Fall nicht möglich war, mit ihrer Familie einen angemessenen Brautpreis zu verhandeln, wurde diese Tradition leider übergangen. Und so liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Die Königin war sofort bereit, mit der Schneiderin des Dorfes an einem angemessenen Brautkleid zu arbeiten, während andere wiederum bereits das Essen planten und auch die Brautkrone war bereits in Arbeit.
Und nun saß Runa hier, am Morgen der Hochzeit, mit einigen der Frauen des Dorfes, der Königin, Sigi und Amelia im Badehaus des Dorfes. Am Abend zuvor musste Bjorn bereits im selbigen die Prozedur der Männer durchschreiten. Dabei wurde er auf das Eheleben vorbereitet und ihm wurde das Schwert der Ahnen überreicht. Mit vielen Tipps der männlichen Verwandten und Freunden war der Abend wohl sehr lange geworden. Runa konnte nicht genau sagen wie lange, da Asdis darauf bestand, dass die Beiden ihre letzte Nacht noch in Zucht und Ordnung verbrachten. Immerhin würden sie erst heute Abend ehrbare Eheleute sein.
Die Frauen begannen, Runas Körper zu waschen und mit Ölen und Kräutern einzureiben, die sie gut duften lassen sollten. Ihre langen Haare wurden mit den Fingern und einigen wenigen Kämmen sorgfältig entwirrt und vielen dann seidig weich auf ihre Schultern. Erst dann wurden einige Strähnen davon am Hinterkopf festgesteckt und auf ihren Kopf setzte die Königin die Brautkrone.
Runa sollte diese behalten und später einmal, bei der Hochzeit ihrer ältesten Tochter, an diese weitergeben. Der Schmied hatte ihre Krone sehr filigran gearbeitet. Sie legte sich um ihren Kopf oberhalb der Ohren entlang und endete auf ihrer Stirn. Dort waren einzelne dünne Silber Streben zu einem Wikinger Knoten geformt. Oberhalb der Ohren hatte die Krone dreieckige Erhebungen die mit einzelnen Edelsteinen verziert waren. Mit dieser Krone auf dem haupt wirkte Runa wie eine Elfenkönigin aus den Sagen der Ahnen.
Gemeinsam mit den Frauen verließ Runa das Badehaus. Allerdings ließ es sich Asdis nicht nehmen, Runa vorher darauf hinzuweisen, dass sie nun ja keinerlei Tipps für das Liebesspiel benötigte, da sie mit Bjorn dieses bereits gut beherrschte.
Bei dieser Anspielung und der Erwähnung der dünnen Holzplanken zwischen den einzelnen Schlafräumen ließ Runa sofort die Röte in die Wangen schießen.
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Im Auge des Wikingers - Bjorn Eirikson
Ficção HistóricaKalte Winde gepaart mit steiniger und bracher Landschaft konnte man im alten Dänemark antreffen. Bjorn Eirikson war dort als erstgeborener Sohn König Eiriks auf die Welt gekommen. Gemeinsam mit seinem Vater zog er auf gefährliche Raubzüge übers Meer...