Erwachen

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Wärme durchflutete Runa und sie fühlte sich seltsam. So heimisch und beschützt. Noch nie war ihr so warm gewesen, nein eigentlich war ihr sogar heiß. War sie tot? Fühlte sich so etwa Asgard an? Walhalla konnte es nicht sein, immerhin durften nach Walhalla nur die Einherjer, die in der Schlacht gefallenen, die zuvor tapfer gekämpft hatten. Eigentlich war es Runa egal, sie fühlte sich geborgen und der in regelmäßigen Abständen eintreffende sanfte Wind in ihrem Nacken hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. Moment? Wind? Warmer Wind hier im Norden? Das war doch unmöglich. Plötzlich spürte sie auch eine federleichte Bewegung an ihrem Rücken. Etwas hob und senkte sich regelmäßig. Verunsichert versuchte sie ihre bleischweren Augenlider zu öffnen, was ihr nach mehreren Versuchen auch gelang. Zuerst war alles nur verschwommen und nicht zu erkennen. Doch mit jedem blinzeln wurde ihre Umgebung genauer. Sie konnte Felle erkennen, die um ihren Körper geschlungen waren und etwas von ihr entfernt loderte noch ein kleines Feuer. Die größte Wärmequelle war allerdings hinter ihr.

Vorsichtig drehte Runa sich in den Fellen um und erschrak als sie den jungen Mann hinter sich erkannte. Er hatte markante Gesichtszüge und eine größere, gerade Nase. Seine blonden Haare vielen ihm ins Gesicht und Runa musste den Drang unterdrücken sie ihm aus dem Gesicht zu streichen. Zwischen seinem blonden Bart konnte sie volle, schön geschwungene Lippen erkennen und unter seinen etwas buschigen Augenbrauen berührten seine dichten schwarzen Wimpern seine Haut. Runa wollte etwas von ihm wegrutschen, doch sein Arm, der um ihren Körper geschlungen war, hielt sie dicht an seinem Körper gedrückt.

Plötzlich fingen seine Lider an zu zittern und er schlug seine Augen auf und blickte direkt in ihre.

Sichtwechsel Bjorn

Als er eine Bewegung in seinen Armen spürte, wurde er sanft aus dem Traumland gerissen. Er öffnete seine Augen und sah in das schönste Gesicht, dass er je gesehen hatte. Ihr Gesicht war rundlich, mit schönen, vollen Lippen und einer kleinen Stupsnase. Ihre braunen Haare umrahmten ihr Gesicht und die dichten, sehr langen schwarzen Wimpern gaben ihren braunen, großen Augen etwas, was Bjorn nicht beschreiben konnte.

Kurzzeitig vergaß er zu atmen, als er bemerkte, wie sie etwas rot anlief und versucht von ihm abzurutschen. Den Gefallen tat er ihr aber nicht, dafür genoss er ihre körperliche Nähe zu sehr. Sie fühlte sich so richtig in seinen Armen an, als würde nicht anderes dort hin gehören.

„Guten Morgen." Brachte Bjorn mit dunkler Morgenstimme hervor.

„Hallo." Nuschelte die fremde Frau in seinen Armen.

„Wie ich sehe bist du auf dem Weg der Besserung." Stelle Bjorn zufrieden fest.

„Ich... weiß nicht. Wo bin ich und wer bist du?" fragte sie ihn zögerlich.

„Ich bin Bjorn und du bist in Harvarstad. Ich hab dich im Wald gefunden. Halb erfroren und dem Tod nahe. Hast du auch einen Namen?" Versuchte er ihr zu erklären.

„Ich bin Runa. Ich komme aus..." hier brach Runa plötzlich ab.

Er sagte nichts um sie nicht unter Druck zu setzen.

„Ich weiß nicht mehr wo ich herkomme. Ich erinnere mich nur an Kälte und Wasser." Verzweifelt schloss sie die Augen.

„Wir finden schon raus wo du her kommst. Bei mir bist du sicher." Beruhigte Bjorn Runa.

Diese sanfte Seite kannte er selbst nicht von sich. Was hatte diese Frau nur an sich?

Runa nickte sanft und versuchte wieder von ihm abzurücken. Widerwillig ließ er es diesmal zu, er merkte dass ihr seine Nacktheit und die ihre unangenehm war. Daraus schloss er, das Runa noch Jungfrau war. Seltsamerweise durchflutete ihn bei diesem Gedanke Zufriedenheit. Er war froh darüber, dass kein anderer Mann sie je besessen hatte. Innerlich schüttelte er über seine Gedanken den Kopf. Bei jeder anderen Frau war ihm dies doch auch gleichgültig. Etwas stimmte nicht mit ihm.

„Ich werde dir etwas zum Anziehen bringen lassen." Sprach er Runa erneut an und schälte sich aus den Fellen.

Er bemerkte erneut, wie Runa rot anlief und schnell ihr Gesicht abwandte, als er völlig entblößt vor ihr Stand. Er griff zu einer seiner Hosen und zog diese schnell an. Ihr Anblick, wie sie dort nackt, nur in Felle gehüllt vor ihm auf dem Boden lag, erregte ihn. Er musste hier schnell weg und Abstand zwischen ihnen herstellen.

Bjorn verließ seine Schlafstelle und suchte die Sklavin.

„Sirma, bring Runa etwas zum Anziehen und zu essen. Sie muss zu Kräften kommen!" sprach er und verschwand in den vorderen Bereich des Hauses, wo sein Vater und seine Mutter bereits auf ihn warteten.

Vor seiner Mutter lagen die alten Kleider von Runa auf dem Tisch.

„Bjorn, die Frau muss von adliger Abstammung sein oder zumindest einer reicheren Familie angehören. Solche Kleider können sich nicht viele leisten." Sprach Asdis ihren Sohn direkt an.

„Ist sie wach? Konntest du etwas erfahren?" fragte ihn der König.

„Sie heißt Runa und ja sie ist aufgewacht. Allerdings kann sie sich an nicht viel mehr erinnern." Antwortete Bjorn und griff zu den Kleidern auf dem Tisch.

Eingehend betrachtete er diese und suchte nach Hinweisen ihrer Herkunft. Doch er konnte nichts finden was ihm weiterhelfen konnte. Als er die beiliegende Tasche öffnete konnte er nichts anderes finden als Lebensmittel, die sie wohl bei sich geführt hatte um zu überleben.

„Was machen wir nun mit ihr?" richtete sich die Königin an ihren Mann.

„Nichts! Sie ist eine freie Frau und steht unter meinem Schutz." Stellte Bjorn sogleich klar, bevor sein Vater auch nur den Mund öffnen konnte.

„Wie du wünscht mein Sohn." Stimmte ihm der Vater zu.

Nickend verließ Bjorn das Haupthaus und machte sich auf den Weg zur Schneiderin.

Über ein Vote würde ich mich sehr freuen wenn euch das neue Kapitel gefallen hat. Ich hab mich dazu entschlossen immer Montag und Freitag ein neues Kapitel hoch zu laden

Im Auge des Wikingers - Bjorn EiriksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt