Könige - Tür 17

5.8K 355 2
                                    

Nervös wartete Runa neben dem König. Nach und nach betraten mehr Leute den Saal. Hinter und neben dem König standen mittlerweile ganze Schaare an Menschen. Von Soldaten über Bedienstete waren viele anwesend. Leises Gemurmel ging durch den Raum, nur der König starrte stumm auf die Eingangstür gegenüber vom ihm.

Nervös begann Runa ihre Finger zu kneten. Die Sekunden kamen ihr wie Stunden und Tage vor. Mit jedem Schlag wurde ihr Herz lauter und schlug fest in ihrer Brust. Bei jedem lauteren Geräusch schoss Runas Kopf in die Richtung aus der er kam und ihr Herz machte einen unregelmäßigen Sprung. Ihre Handinnenflächen wurden schwitzig und Runa wurde abwechselnd heiß und kalt.

Umso länger sie dort stand, umso weicher wurden ihre Beine und sie befürchtete, dass ihre Knie nachgeben würden. Gefühlte Ewigkeit verharrte sie dort neben dem Thron. Als plötzlich ungewöhnliche Ruhe im Raum ausbrach wurde Runa so nervös, dass sie sogar das Blut in ihren Ohren rauschen hören konnte. Leichte Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn und Nase und als die Türe schließlich schwungvoll aufgestoßen wurde, hatte sie das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Kläglich versuchte sie zu atmen, was in einem Keuchen endete und der Soldat hinter hier seine Hand um ihren Oberarm schlang. Damit half er Runa sich auf den Beinen zu halten, da sie drohte umzukippen.

Beruhigend redete der Mann hinter ihr leise in Englisch auf sie ein. Obwohl sie ihn nicht verstehen konnte, half ihr diese Geste unheimlich. Gebannt folgte sie den ersten Männern, die durch die Türe kamen mit ihrem Blick.

Dann erblickte sie König Eirik und Leif, ein erstes Gefühl überkam sie. Sie fühlte sich nicht mehr so einsam in der Fremde. Und auch wenn sie noch auf der Seite der Engländer stand und ihr Druckmittel war, war sie froh bekannte Gesichter zu sehen.

Und dann traf ihr Blick Bjorn. Erleichterung und Zufriedenheit erfüllten Runa und sie fühlte, wie sich die eisigen Ketten um ihre Lungen lösten und sie endlich wieder atmen konnte. Bjorns Gesichtsausdruck war so undurchsichtig und kühl wie immer. Allerdings leuchteten seine Augen sie förmlich an, als sie den ihren begegneten. Sein Blick huschte einmal über ihren Körper und sie erbebte leicht unter ihm.

Runa dachte kurze Erleichterung in seinem Gesicht gesehen zu haben, die allerdings so schnell wieder verschwunden war, dass sie es nicht mit voller Sicherheit sagen konnte. Bjorn straffte die Schultern und baute sich zu seiner vollen Größe auf. Auch Leif und der König strahlten diese unglaubliche Stärke aus.

Runa bemerkte, wie die Menschen um den König etwas unsicher unter der Ausstrahlung der Wikinger Krieger wurden. Ein kleines Grinsen schlich sich auf Runas Gesicht. Dieses versuchte sie aber sofort wieder zu verstecken. Sie wollte nicht in noch größere Schwierigkeiten geraten als sowieso schon.

Als Runa ihre Aufmerksamkeit den englischen Soldaten schenkte, fiel ihr auf, dass nicht wie erwartet Richard seine Männer anführte. Statt ihm stand dort sein kleinerer Bruder Michael. Dies war anscheinend auch dem König aufgefallen, denn auf seine Nachfrage, entstand eine Diskussion zwischen ihm und dem Prinzen.

Als der König seinen Sohn zum Schweigen gebracht hatte, wandte er sich an die Wikinger und stellte sich vor.

König Eirik trat einen Schritt nach vorne und wandte sich ebenfalls an den König.

„Ich bin König Eirik Harvardson und dies ist mein Sohn Bjorn und Leif." Stellte der Eirik die Wikinger mit vor.

„Nun König Eirik, ihr seid wiederholt in mein Land eingefallen und habt ein Kloster geplündert und wolltet mein Dorf überfallen. Ihr demütigt mich und meine Familie mit euren Raubzügen und hinterlasst jedes Mal nur Leid und Tod. Aber diesmal wart ihr unvorsichtiger und wir vorbereitet." Sprach König Henry und erhob sich dabei.

Es blieb kein Zweifel, dass er durch die Stufe damit demonstrieren wollte, dass er dem Wikingerkönig überlegen war.

„Und unerwarteter Weise habe ich diesmal sogar eine eurer Frauen in die Hände bekommen. Sie ist wirklich wunderschön." Henry ließ Eirik keine Zeit um überhaupt zu antworten.

Er drehte sich zu Runa um und packte sie grob unter dem Kinn. Damit zwang er sie förmlich ihn anzusehen. Die Kälte seines Blickes war ungewohnt für Runa, da er bei den anderen Treffen wahrlich nett zu ihr war. Doch von diesem Mann war keine Spur zu sehen. Vor ihr stand nicht Henry, vor ihr stand ein König, ein König der zu allem bereit war um sein Volk zu schützen.

Wenn es euch gefallen hat lasst mir bitte ein Vote da! Danke

Im Auge des Wikingers - Bjorn EiriksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt