Als das Frühstück beendet war, eilten sofort einige Bedienstete herbei, um die Reste vom Tisch zu Räumen.„Nun Vater, ich werde dann den Wikingern einen Besuch abstatten." Richard erhob sich vom Tisch.
„Tu dies. Wie du bereits gestern sagtest, werden sie nicht ohne Pfand oder Sicherheit hier bleiben." Der König mache eine Bewegung mit der Hand und einer der Diener rannte zur Türe hinaus.
„Warte noch einen Moment." Befahl der König seinem Sohn, dieser nickte bestätigend und verharrte schweigend am Ende vom Tisch.
Runa verfolgte das Geschehen aufmerksam. Es beschlich sie ein ungutes Gefühl, was könnte er denn bei den Wikingern wollen. Sie sprachen anscheinend mit Absicht in ihrer Sprache. Diese Tatsache machte Runa unruhig. Warum sollten sie solche Dinge in ihrer Sprache besprechen, wenn es sich um Verhandlungen mit ihrem Volk handelte.
Ihre Gedankengänge wurden unterbrochen, als der Diener wieder zur Tür hineineilte, gefolgt von dem Mann, der versucht hatte Runa zu vergewaltigen.
Als seine Augen die ihren trafen, wurde ihr abwechselnd heiß und kalt. Ihr stockte der Atem und sie keuchte leise. Sofort flammten die Bilder vor ihren Augen auf, als seine Hände sie berührt hatten. Ekel durchschauerte Runa und eine leichte Gänsehaut bildete sich auf ihren Armen. Fröstelnd strich Runa mit ihren Händen über diese Stellen. Fühlte sie sich vorhin schon unbehaglich, so war es allein durch die Anwesenheit dieses Mannes noch viel schlimmer.
Sie versuchte sich noch kleiner zu machen um seinen Blicken zu entgehen, doch der Blick des Fremden durchbohrte sie förmlich.
„Da bist du ja. Richard du wirst den Wikingern deinen Bruder als Pfand geben." Befahl der König streng.
Bruder?! Runa stockte erneut der Atem. Der Mann der sie schänden wollte war ein Prinz! Schockiert starrte sie zwischen den drei Männern hin und her.
Diese waren mittlerweile in eine hitzige Diskussion verstrickt. Allerdings erneut auf Englisch und so konnte Runa nur raten, was der Grund der Aufregung war.
Die Miene von Richard war eher undurchsichtig, wohingegen die Minen des Königs und seines zweiten Sohne vor Wut verzerrt waren. Anscheinend war der Prinz nicht gerade davon begeistert, als Versicherung der Wikinger zurück bleiben zu müssen.
Doch als der König wütend mit der Faust auf den Tisch schlug, war er schlagartig ruhig. Ergeben senkte er seinen Kopf und murmelte einige Wörter vor sich hin.
Runa konnte nichts dagegen tun, das etwas Genugtuung in ihr hochkroch und sie sich insgeheim darüber freute, dass ihr Peiniger in seine Schranken gewiesen wurde.
Richard wand sich wieder mit einigen englischen Wörtern an seinen Vater. Dieser nickte und deutete mit der Hand zur Türe.
Die Brüder verbeugten sich ehrfurchtsvoll vor ihrem Vater und verließen dann geschlossen den Saal.
„Nun Lady Runa, wir werden hier dann einmal auf euresgleichen warten." Blickte der König sie eisig an und deutete ihr mit Gesten an, ihm zu seinem Thron zu folgen.
Der König setzte sich und Runa musste sich schweigend neben ihn stellen. So verharrten sie und warteten gemeinsam.
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Im Auge des Wikingers - Bjorn Eirikson
Ficção HistóricaKalte Winde gepaart mit steiniger und bracher Landschaft konnte man im alten Dänemark antreffen. Bjorn Eirikson war dort als erstgeborener Sohn König Eiriks auf die Welt gekommen. Gemeinsam mit seinem Vater zog er auf gefährliche Raubzüge übers Meer...