Was hatte er sich dabei nur gedacht! Sie einfach zu küssen! Bjorn war ihr die letzten Wochen erfolgreich aus dem Weg gegangen. Doch trotz allem, sobald er einen freien Augenblick hatte, stahl sich Runa in seine Gedanken. Er konnte ihre rehbraunen Augen vor sich sehen, wie sie ihn ansah. Immer wenn er abends in seinen Fellen lag, sehnte sich sein Körper nach ihrer Nähe. Diese Sehnsucht tat ihm schon fast körperlich weh. Nur wenn er sich tagsüber komplett verausgabte und es gerade noch schaffte sich ans eine Schlafstätte zu schleppen, konnte er einschlafen ohne vorher lange wach zu liegen und an Runa zu denken. Doch es war nicht jeden Tag möglich, seinen Körper so zu erschöpfen. Zeitweise marschierte er noch abends durch den Wald, um das Abendessen zu verpassen und so ins Haus zu gelangen, ohne auf Runa zu treffen.
Direkt nachdem er aus dem Haupthaus gestürmt war, an dem Morgen als er sie in dem Armen hielt, war er zu den Sklaven gelaufen, um einen eigenen Schlafplatz für sie errichten zu lassen. Damit er sich selbst nicht mehr in Versuchung führen konnte.
Auch heute war er sehr spät dran gewesen und war in einen leeren Vorraum gekommen. Er hatte sich auf die Bank gesetzt, um sich noch etwas vom Feuer aufwärmen zu lassen, bevor er sich schlafen legte. Als ein Geräusch an der Tür ihn aufgeschreckt hatte. Und dort stand sie nun. Runa. In der Tür, die Haare etwas zerzaust vom Wind, mit vor Kälte geröteten Wangen und diesem Glitzern in den Augen. Er konnte nicht anders, als sie anzusehen und leise ihren Namen zu flüstern. Bjorn hörte nicht einmal, was Runa sagte. Er sah nur ihre Augen. Als sie dann auf ihn zukam und ihre Hand an seine Wange legte, konnte er nicht anders, als aufzustehen. Er sah hinunter zu ihr, in das schöne Gesicht. Sie musste ihren Kopf in den Nacken legen um ihm weiter in die Augen zu sehen. Um etwas zu sagen öffnete sie ihren Mund, doch dieser Anblick ließ dann alle Dämme in Bjorn brechen und er konnte nicht anders, als sie endlich zu küssen.
Jeden Abend hatte er sich vorgestellt wie es wohl wäre, ihre Lippen auf seinen zu fühlen. Wie sich ihre wunderbaren prallen Kurven in seinen rauen Händen anfühlen würden. Doch die Wirklichkeit übertraf seine Vorstellungen bei weitem. Das war nicht sein erster Kuss, aber noch nie hatte einer sich so wahrhaftig angefühlt. Als Runa dann noch ihre Brüste an seine Brust drückte und wie wachs in seinen Armen zerging, schlang Bjorn seine Arme um ihre Taille und drückte sie fester an seine Muskeln. Er konnte jede ihrer Kurven fühlen und sofort sammelte sich erneut die Erregung in ihm an. Eine innere Stimme schrie in an nach mehr. Er wollte mehr. Bjorn wollte ihr die Kleidung vom Körper reißen und sich nackt zwischen ihre Beine legen. Wie es sich anfühlte in ihr zu sein.
Nein! Er konnte das nicht, er wollte das nicht. Runa war jungfräulich. Sie sollte sich aufheben bis zur Ehe und nicht seine Gelüste befriedigen. Das würde ihren Wert in den Eheverhandlungen ihres Vaters, sollte sie ihn je finden oder sich an ihn erinnern, senken. Das konnte er nicht zulassen. Ruckartig löste er von sich und versuchte ihr mit harten Worten klar zu machen, dass dies nicht geschehen durfte. Er wollte ihr absichtlich wehtun, damit sie sich von ihm fern hielt.
Er würde diesen schmerzvollen, erschrockenen Blick wohl nie vergessen und er würde Bjorn in seinen Träumen verfolgen. Auch der Gedanke, das Runa die Ehefrau eines anderen Mannes werden würde und dieser mit ihr schlafen würde, schmerzte ihn. Doch er wollte der größte Krieger seines Volkes werden. Ein großer starker König, an den sich noch in Jahrhunderten die Menschen erinnern. Er konnte keine Schwäche gebrauchen.
Wütend rannte er an den Strand, riss sich seine Kleidung vom Körper und tauchte in das eiskalte Wasser des Meeres.
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Im Auge des Wikingers - Bjorn Eirikson
Historická literaturaKalte Winde gepaart mit steiniger und bracher Landschaft konnte man im alten Dänemark antreffen. Bjorn Eirikson war dort als erstgeborener Sohn König Eiriks auf die Welt gekommen. Gemeinsam mit seinem Vater zog er auf gefährliche Raubzüge übers Meer...