Befreiungsversuch

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Kurz darauf, konnte Bjorn erkennen, dass der Reiter vor ihnen langsamer wurde und sie ihm immer näher kamen. Entweder sein Pferd konnte nicht mehr oder aber sie waren kurz davor ihr Ziel zu erreichen. Mit einer Handbewegung deutete er seinen Begleitern an, das Tempo der Pferde zu drosseln und sich ihrem Ziel langsam zu nähern. Der Abstand zwischen ihnen und dem feindlichen Mann wurde immer weniger und die vier Männer immer leiser.

Bjorn warf seiner Umgebung immer öfter einen prüfenden Blick zu. Sie waren in einem dichten, dunklen Wald. Die Bäume standen sehr eng beisammen und das Gestrüpp war dicht zusammengewachsen. Es war schwer, Farfus Mann in diesem Dschungel nicht zu verlieren. Das Rauschen eines Baches überdeckte zu ihrem Glück die Geräusche der Verfolger und so blieben sie selbst noch unerkannt, als der Feind sein Pferd stoppte und mit Schwung abstieg.

Zuerst sackten dem Mann vor ihnen die Beine kurz weg. Auch seinem Körper musste der harte, lange Ritt sehr zugesetzt haben, doch er krallte sich in die Mähne des Pferdes und konnte sich so auf den Beinen halten. Auch Bjorn und sein Gefolge saßen von ihren Pferden ab und begannen sofort ihre müden Glieder zu strecken und ihnen das Leben wieder einzuhauchen. Sie würden alle Muskeln gleich brauchen, denn sie wussten nicht, was sie nun erwartete.

Der feindliche Wikinger war bereits dabei, sein Pferd an einen der dünnere Bäume zu binden und Floki beeilte sich, auch die vier Pferde von ihnen fest zu binden. Währenddessen schlichen sich die anderen drei Wikinger langsam näher an ihr Ziel. Die umliegenden Baumstämme boten ihnen dafür einen guten Sichtschutz. Der Feind ging nun zu Fuß noch einige Meter in den dichten Wald, bevor vor ihm der Eingang zu einer im Boden liegende Höhle auftauchte. Ohne zu zögern verschwand der Mann in der Dunkelheit.

"Was nun?" flüsterte Leif seinen Freunden leise zu.

"Hinterher!" war Ivars schroffe Antwort.

"Wir müssen aber vorsichtig sein. Haltet euch bereit und seid wachsam!" war Bjorns Befehl.

"Das wird wohl ein heiden Spaß!" freute sich Floki leise und klatschte aufgeregt in die Hände.

Er war schon immer für den Krieg und Kämpfe zu haben. Floki mochte ein wenig verrückt sein, doch er war Bjorn ein wahrer Freund und ihm treu ergeben.

Bjorn tauchte zuerst in die Dunkelheit ein, dich gefolgt von Ivar und Floki, die Nachhut bildete Leif. Ihre Schwerter in der Hand, dicht vor dem Körper gehalten und auf leisen Sohlen, durchquerten sie den ersten Teil der Höhle.

"Orm, was führt dich den zu uns in die Abgeschiedenheit?" eine tiefe Männerstimme durchschnitt die Stille.

"Farfus schickt mich, sein Hinterhalt auf den König ging schief. Allvar hat uns verraten und ihr kennt seinen Preis den er nun zu zahlen hat." erklärte sich Orm atemlos.

"Nun dann, statten wir unserem Gast doch einen Besucht ab." das dunkle Lachen des Wikingers dröhnte durch die Höhle.

Schnell folgten Bjorn, Leif, Floki und Ivar den Stimmen um die nächste Biegung der Höhle. Hier warfen an der Wand befestigte Fackeln das Licht ihres brennenden Feuers an die Felswände. Sie durchquerten hinter den Männern, noch immer unbemerkt die sich windenden Gänge der Höhle tiefer hinein in die Erde. Nach wenigen Minuten kamen sie an den Anfang eines in den Stein gehauenen, großen Raum. Dort drin standen einige Tische, Bänke und Fässer mit Nahrung und Wasser. Es befanden sich außer Orm und seinem Begleiter noch drei weitere Männer in dem Höhlenraum. Ganz am Ende konnte Bjorn eine aus Holzbrettern gezimmerte Gefängniszelle erkennen, in der eine rundliche Frau mit dunklen Haaren saß. Sie saß auf einem, mit spärlich ausgelegten Fellen, hölzernen Lager und hatte ihren Kopf nach hinten an die Felswand gelehnt. Ihre Kleidung war zerrissen und Bjorn konnte auch aus dieser Entfernung sehen, dass es vor Dreck nur so stand.

Fafrus und seine Männer hatten ihr wohl nicht besonders oft die Gelegenheit gegeben sich zu waschen oder gar neu zu kleiden. Ihre Knie hatte sie vor ihrem Körper angezogen und die Arme drumherum geschlungen. Ihre Füße wurden von ledernen Schuhen bedeckt, die auch schon bessere Zeiten gesehen hatten. Ihre langen dunklen Haare hingen ihr fettig und schlaff vom Kopf und auch ihr Gesicht war schmutz-beschmiert.

"Hey Dotta! Ich hab eine wunderbare Nachricht für dich." Orm lachte grölend und näherte sich den Holzstäben.

Dotta hob ihren Kopf von der Wand und starrte ihn durch braune Augen an. Ohne einen Mucks von sich zu geben, wartete sie darauf, das der Wikinger weiter sprach.

"Du kommst endlich hier raus. Klingt das nicht gut?" Orm verspottete die Gefangene vor sich.

Diese zog nur fragend ihre Augenbraue nach oben. So ganz schien sie dem Mann vor sich nicht zu glauben.

"Oh du hast vergessen zu erwähnen, dass sie dabei nicht mehr am Leben sein wird!" warf nun der Mann ein, der Orm begrüßt hatte.

Dotta schloss kurz ihre Augen, bevor sie sie wieder öffnete, sich von ihrem Lager erhob und die beiden Männer mit glänzenden Augen anfunkelte.

"Ich hab vor euch Holzklötzen keine Angst! Freya wird kommen und mich rächen! Bei Odin das schwöre ich euch!" Und schon spuckte sie Orm ins Gesicht.

"Nun wird ein Tod nicht ganz so schmerzlos ausfallen wie von Farfus angeordnet!" Brüllte der Wikinger und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht.

Von diesem turbulenten Streitgespräch wurden auch die anderen Wachen nun angelockt und versammelten sich um die Zelle. Diesen Moment nutzen Bjorn uns seine Begleiter, um die letzten Meter durch dem Höhlenraum zu überwinden. Lautstark brüllend, liefen sie den letzten Schritt auf die Wachen von Dotta zu. Mit hoch erhobenen Schwerter stürzten sie sich in den Kampf.

Im Auge des Wikingers - Bjorn EiriksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt