7.Kapitel

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Mrs Pinkleton ist ehrlich zu mir. Es tut gut, dass sie nichts beschönigt, sondern mir klar und deutlich sagt, was man machen kann und was nicht.

Sie erklärt mir, dass man das Auge herausnehmen und durch einen Glaskörper ersetzen kann, der mit einer dünnen Hautschicht überzogen wird. Die Halbschale, auf der dann die neue Pupille angebracht ist, kann ich dann selbst anbringen und abnehmen, wie ich gerne möchte. Die Operation ist für die entsprechenden Ärzte zwar reine Routine und daher kein großes Risiko, was mich erleichtert.

Als sie geht, bin ich ein wenig schlauer und mein Herz nicht mehr ganz so schwer, weil ich weiß, dass niemand bemerken wird, dass das Auge nicht echt ist. Das klingt gut und ich bin ziemlich schnell von der Methode überzeugt, obwohl sie mir zur Sicherheit nochmal einige Unterlagen dagelassen hat, damit ich mir alles nochmal durchlesen kann.

Mrs Pinkleton trifft in der Tür auf Louis' Onkel, der ihr schnell den Vortritt lässt und dann ins Zimmer tritt. Wie immer trägt er einen ordentlichen Anzug, doch er wirkt müde und sieht erleichtert aus, uns zu sehen. „Wie ich sehe, habt ihr beiden euch schon wieder ganz gut vertragen", sagt er und reicht mir die Hand. „Freut mich, Louis wieder lächeln zu sehen. Das war ein Zustand, den ich auf seinem Gesicht vermisst habe. Wie geht es dir, Harry? Wir haben die letzten Wochen lange hier verbracht und um deinen Gesundheitszustand gebangt."

Mr Tomlinson war auch hier? Das macht mich fast schon ein wenig verlegen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich ihm doch so viel bedeute. Oder war er nur hier, weil ich eben Louis Freund bin und sich das so gehört?

„Sie...Sie waren hier?", frage ich verdattert und er nickt: „Ja, alle zwei Tage. Ich habe auch sofort nach der Operation einen der besten Orthopädietechnikerinnen des Landes angerufen und einen Termin gemacht. Sie wird in einigen Tagen vorbeikommen und dein Bein vermessen. Du bekommst eine Prothese, die auf dem neuesten Stand der Technik ist." Ich glaube, ich starre Mr Tomlinson an, als hätte er mir gerade eröffnet, dass er in Wahrheit Forsters Chef ist. Zwar hat mir Louis das bereits gesagt, aber das aus dem Mund seines Onkels zu hören, bestätigt seine Worte nochmal und erst jetzt wird es mir wirklich bewusst. „Du hast viel auf dich genommen um Louis zu schützen. Es ist das Mindeste, was ich im Gegenzug für dich tun kann", sagt er ruhig und lächelt mich an.

„Danke, Sir."

Mr Tomlinson schüttelt den Kopf und reicht mir seine Hand: „Bitte lassen wir die Förmlichkeiten. Ich bin Marc."

Wow, er bietet mir das Du an. Ich bin ziemlich baff, freue mich aber über dieses Angebot von ihm.

„Louis, wärst du so nett und würdest Harry und mich mal einen Augenblick allein lassen?", fragt sein Onkel und sein Neffe sieht ihn fragend an. „Bitte", setzt Mr Tomlinson nach und Louis steht seufzend auf, sagt aber nichts. Kaum ist die Tür hinter ihm zugefallen und seine Schritte sind nicht mehr zu hören, wendet sich Mr Tomlinson an mich: „Wie fühlst du dich, Harry?"

„Es geht. Ich habe Phantomschmerzen im Bein, die Narbe ziept noch sehr unangenehm und ich bin ziemlich ohne Energie."

„Ich habe in den letzten Tagen mit diesem Mann gesprochen, der dich beauftragt hat", fängt er an und ich nicke. Mir ist klar, dass er Menzies meint. „Er sagte mir, dass das MI5 natürlich für deinen Krankenhausaufenthalt aufkommt und sie bezahlen die Hälfte der Prothese, die du bekommen sollst. Ich werde den Rest übernehmen und dich in eine der besten Rehakliniken schicken, die es in England gibt", erzählt er und ich mache große Augen. „Wow, danke...das..."

„...wäre nicht nötig gewesen? Sag das nicht. Es ist nötig. Sieh dich doch an." Er gestikuliert zu meinem Beinstumpf hin und ich nicke dankbar. „Ich muss doch auch dafür sorgen, dass es dem Freund meines Neffen gut geht."

Heal me • Buch III (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt