1.Kapitel

1.3K 329 259
                                    

Oh Gott, ich freu mich so, dass es heute hier losgeht. Am Liebsten hätte ich gestern schon das Update gemacht, aber sonst nimmt mich ja hier keiner mehr ernst, wenn ich mich nicht an meine eigenen Vorgaben halte;)

Viel Spaß!

.-.-.-.

„Lungendurchschuss, zertrümmerter Unterschenkel links. Verletzung des rechten Auges durch Eintreten einer Kugel. Patient zwischenzeitlich nicht ansprechbar. Intubiert und beatmet."

Die Rollen der Bahre rasseln laut über den glatten Boden der Notaufnahme und ich bekomme nur am Rande mit, dass man mich eilig in den Schockraum bringt. Viele Stimmen reden nacheinander und konzentriert, der Notarzt informiert die Ärztin vor Ort über das Geschehen und ich werde von der Bahre auf einen Tisch gehoben. Allein der kurze Positionswechsel tut weh, obwohl ich bereits unter Morphium stehe.

„Er hat viel Blut verloren, war kurze Zeit nicht ansprechbar, aber wir konnten ihn wieder wach bekommen“, sagt der Notarzt und um mich herum dreht sich alles.

Mein Atem rasselt und ich kriege kaum Luft. Es fühlt sich an, als hätte sich mein ganzes Inneres verflüssigt. Das Herz pumpt schnell weiter, doch mir wird immer schwummriger, weil das Blut in meinen Adern nicht vorwärts zu kommen scheint. Alles dreht sich und ich bin wieder einer Ohnmacht nahe. „Mr Styles, bleiben Sie bei uns“, sagt die Ärztin laut und klopft mir gegen die Wange.
Ich kann nicht mehr reagieren. Mir ist heiß und ich spüre, dass ich keine Kontrolle mehr habe. Meine Sicht verschwimmt und ich kann kaum noch etwas hören. Mit einem Mal geht ein Ruck durch meinen Körper und ich sehe mich selbst auf dem Tisch liegen.

Die Schmerzen sind mit einem Mal verschwunden und ich betrachte mich.
Meine Güte, sehe ich furchtbar aus. Fassungslos beuge ich mich über mich selbst und mustere die Verletzung im Gesicht. Dieses Loch im Jochbein muss die Stelle gewesen sein, wo mich die Kugel getroffen hat. Meine Lippen sind blau und es ist ziemlich viel Blut zu sehen. Eigentlich ist überall Blut.

Scheiße, was ist, wenn ich sterbe?

„Not OP“, sagt die Ärztin, „die Kugeln stecken noch und wir müssen das Auge versorgen. Bereiten Sie alles vor. Der Patient muss in zehn Minuten auf dem Tisch liegen.“

Ich muss nach Louis sehen, wer weiß wie lange ich es noch kann. Wenn ich bei der Operation sterbe, bin ich sicherlich weg, gerade kann ich mich noch frei bewegen, solange mein Körper noch auf dem Tisch liegt und das Herz noch schlagen kann.

Noch.

Obwohl ich keine Ahnung habe, wo Louis ist, finde ich ihn schnell und es kommt mir fast so vor, als könnte ich durch Wände gehen.

Er sitzt in einem Behandlungszimmer auf einer Liege und sein Anblick ist so furchtbar, dass ich ihn am liebsten sofort in den Arm nehmen würde, wenn ich denn könnte. An einigen Stellen hängen noch Reste des Klebebands mit dem man ihn gefesselt hat und einige der feinen Schnitte wurden gesäubert. Eine Krankenschwester ist mit einem Wattebausch damit beschäftigt, die restlichen Wunden zu reinigen und Louis weint stumm vor sich hin. Er hält den Kopf gerade, doch seine Nase ist rot und er zittert.

„Wissen Sie, wie es dem Mann geht, der mit mir zusammen eingeliefert wurde?“, fragt er mit erstickter Stimme die Krankenschwester, die von ihrer Arbeit aufsieht und ihn mustert. „Soweit ich weiß, wird er momentan untersucht“, antwortet sie und widmet sich dann wieder ihrer Arbeit. „Wird er durchkommen?“, piepst Louis und wischt sich mit der freien Hand über die nassen Augen. Er ist verzweifelt.

„Ich bin mir sicher, er ist in den besten Händen, machen Sie sich da keine Sorgen", sagt sie leise und klingt jetzt weniger sachlich, sondern tröstend.

Heal me • Buch III (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt