Genervt trottete ich meiner Schwester hinterher, die aufgeregt mit meinen Eltern sprach und immer wieder betonte wie sehr sie sich doch auf die Feier freute. Sie sagte wieder einmal genau das, was meine Eltern hören wollten. Wie immer. Ich dagegen konnte es nicht sagen, es nicht einmal vorspielen. Dafür fehlte mir einfach das schauspielerische Talent. Als einziger Gryffindor in einem Haus voller Slytherin ging schon zu Hause die meiste Zeit nicht gut, wie also sollte es hier erst werden? Mit Gastgebern und Gästen, die allesamt Slytherin waren. Scheinbar hatten auch meine Eltern diesen Gedanken.
"William, bitte benimm dich!", ermahnte mich da meine Mutter auch schon und mein Vater sah mich streng an.
"Ja.", antwortete ich brav, woraufhin sie sich auch schon wieder von mir abwandte. Das tat sie bereits seit 5 Jahren. Seit ich ein Gryffindor geworden war und kein Slytherin, wie alle anderen aus meiner Familie.
Ich war ein schwarzes Schaf, was sie mich zu jeder Zeit wissen ließen. Sie schämten sich für mich, jedoch leider nicht stark genug als dass ich deshalb hätte zu Hause bleiben dürfen. Perfekte Familie spielen, trotz missratenem Sohn war dann doch wichtiger.Die Türen öffneten sich automatisch und wir traten ein, wobei ich es mir nicht verkneifen konnte noch ein letztes Mal sehnsüchtig zum Portschlüssel zu blicken. Er würde mich wieder zurück bringen, doch leider hatte ich diese Option nicht. Zumindest nicht in den nächsten paar Stunden.
Drinnen angekommen wartete bereits ein Hauself auf uns, der uns sofort die Mäntel abnahm. Anschließend erschien auch schon die Gastgeberin des heutigen Abend, Mrs. Davis. Sie war eine Schulkameradin meiner Mutter und hatte die tolle Idee mit dem Klassentreffen. Ihr also hatte ich es zu verdanken, dass ich mir das hier antun musste.
"Hallo meine Liebe!", sagte sie zu meiner Mutter und küsste sie auf beide Wangen, ehe sie sich an meinen Vater wandte.
"Gregory. Gut siehst du aus."
"Kann ich nur zurück geben.", meinte er und küsste ihre Hand, was mich die Augen verdrehen ließ.
"Und da ist die bezaubernde Annabel. Schön dich wieder zu sehen. William."
Mein Name wurde zumindest kurz erwähnt und ich bekam auch ein schnelles Zunicken, danach meinte sie wir sollten kurz warten, sie wäre gleich wieder da.
"Blamier uns nicht.", zischte mir nun Vater zu, doch ich erwiderte nichts darauf. Ich würde es ja versuchen, doch meistens konnte ich es ihnen nicht Recht machen.
"Da ist Victoria.", rief meine Schwester nun und winkte, wodurch mein Blick kurz auf das Mädchen fiel, welches nun näher kam.
Victoria war die Tochter des Haues und zugleich Freundin meiner Schwester, auch wenn sie ein Jahr jünger, also in meinem Alter war. Dass wir beide 16 waren war jedoch auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Natürlich gehörte sie dem Haus Slytherin an.
Sie erreichte uns lächelnd und wurde von meiner Schwester umarmt, was mich zum schmunzeln brachte. Ich musste sofort an Amy und Eric denken, meine besten Freunde, die genau diese Situation so oft nachäfften. Sie waren der Meinung, dass meine Schwester selbst in einer Umarmung Perfektion darzustellen versuchte. Klappte leider nicht.
"Da wird aber jemand immer mehr erwachsen.", mischte sich auch mein Vater ein und ich verdrehte erneut die Augen. Dieses Mal jedoch sah es meine Mutter und ich bekam einen Tritt auf den Fuß.
„Und ihre Noten erst.", ertönte nun die stolze Stimme von Mr. Davis hinter seiner Tochter. „Traumhaft, sag ich euch. Nur Bestnoten." Sofort begann mein Vater von Annabel zu schwärmen, wobei ihm meine Mutter sofort half, ehe sie sich endlich verzogen und mich glücklicherweise alleine ließen. Das zumindest dachte ich, als mein Blick auf Victoria fiel, die zurück geblieben war.
„Und wie sind deine Prüfungen ausgefallen?", fragte sie und ließ meine Augenbrauen dadurch nach oben wandern.
"Gut.", antwortete ich knapp und sah dann dem Hauselfen zu, wie er leere Gläser davon trug.
"Was willst du machen?", wollte sie nun wissen. Mir kamen da mehrere Dinge in den Sinn, wie zum Beispiel die alte Ritterrüstung auf Beweglichkeit zu testen, doch ich hatte versprochen mich zu benehmen.
"Nichts. Ich mustere die Einrichtung."
"Lass uns in den Garten gehen.", ließ sie nicht locker und nervte mich langsam.
"Hör zu, ich will weder in den Garten, noch sonst wohin. Ich brauche keinen Babysitter, ich reiße mich schon zusammen und stürze keine lächerlichen Skulpturen um. Du darfst also jetzt wieder gehen und dich amüsieren."
„Schön wäre es ja aber wie wir beide wissen zählt dein Wort nicht fiel, weswegen ich nun den Abend Babysitter spielen muss. Denkst du ich hab Lust dazu?", zischte sie mich wütend an.
"Es macht dir nicht Spaß und mir auch nicht, also lassen wir es. Es bleibt dir eh nichts anderes übrig, da ich mich sicherlich nicht von der beaufsichtigen lasse.", entgegnete ich ruhig.
"Forderst du mich heraus?"
"Nein, da ich weiß, dass du viel zu feige bist und lieber brav das tust, was man von dir verlangt. Aber ich komme dir entgegen und setze mich brav dort an den Tisch, okay?" Ich seufzte, hielt dann aber mein Wort und setzte mich brav.
Leider konnte sie das nicht einfach stehen lassen.
„So eine Aussage kann nur von einem Gryffindor kommen. Schließlich verwechselt ihr Dummheit immer mit Mut und jeder der sich etwas schlauer als ihr anstellt ist einfach nur feige."
"Sagt eine Ravenclaw. Halt nein, du bist ja eine Slytherin.", erwiderte ich ein wenig trotzig.
„Und stolz darauf. Immerhin blamiere ich meine Familie nicht nur mit meiner bloßen Anwesenheit.", behauptete sie, konnte mich jedoch nicht damit treffen. Zulange musste ich mir genau solche Worte anhören, das härtete einen mit der Zeit einfach ab. Außerdem hatte ich mittlerweile herausgefunden, was wichtig für mich war, und das Ansehen bei meinen Eltern gehörte nicht mehr dazu.
"Dafür kann ich tun was ich will, mir meine Freunde selbst suchen. Kannst du das auch von dir behaupten?"
„Nur Schwächlinge brauchen Freunde, die einen beschützen.", meinte sie daraufhin.
"Wenn du das sagst.", erwiderte ich schmunzelnd, war aber in Gedanken schon bei meinen Freunden. Ich freute mich darauf ihnen morgen von dieser Unterhaltung erzählen zu können. Denn nun hatten wir den Beweis, dass alle Slytherin verrückt waren.

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Stories of Hogwarts - Wie es begann
FanfictionTori und Will sind beide aus Slytherinfamilie, doch wo Tori die brave Schülerin ist, ist Will, als Gryffindor das schwarze Schaf der Familie. Die Beiden sind der festen Überzeugung, dass sie nichts verbindet, doch dann lernen sie sich besser kennen...