Feuer...

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Traurig sah ich aus dem Fenster, dass einzige was mich ablenken konnte. Der Mond prangte am Himmel und strahlte so hell wie die Sonne. Am ganzen Himmel waren Sterne verteilt, einige waren eher klein, andere eher groß. Ohne Manuel war es ruhig, zu ruhig. Schon seit einer Woche war ich hier drin eingesperrt und wartete darauf, dass Manuel wieder zu mir kam. Zwischen durch kam immer mal wieder ein Roboter, der nach mir sah und mir Essen brachte, aber niemand konnte Manuel ersetzen. Ich vermisste seine Engels Stimme, die so verdammt beruhigend war. Ich vermisste seine Körper Wärme die er ausstrahlte, wenn er neben mir lag. Und vor allem vermisste ich seine dominante Art, wie er mit mir umging. Es klang komisch, aber ich hatte das Gefühl, als ob er es geschafft hatte mich zu verändern. Seitdem ich hier war, bei ihm, verspürte ich nur noch ganz selten das Verlangen mich selbst umzubringen. Er hatte es geschafft, dass ich von ihm abhängig wurde und das nur, weil er in den richtigen Momenten für mich da war. Erstaunlich, meiner Meinung nach. Wie war so etwas überhaupt möglich, immerhin war er ein Roboter und nicht fähig zu fühlen. "Ich wurde so programmiert", diesen Satz rief ich mir wieder in den Sinn, denn etwas daran war komisch. Wie sollte man Gefühle programmieren? Man müsste Gefühle beobachten, wann Menschen diese benutzten und wie sich die Launen auf andere auswirkt. So etwas würde Jahre dauern, vor allem, weil unterschiedliche Menschen, unterschiedlich auf Aktionen reagierten. Kinder reagierten anders als Erwachsene, Mädchen reagierten anders als Jungs. Man musste Reaktionen von verschiedenen Personen zusammenmischen und hatte dann wahrscheinlich immer noch nicht das richtige. Es gab zu viele Möglichkeiten, als dass man so etwas Programmieren könnte.

Ein leises poltern ertönte, weshalb ich erschrocken zusammenzuckte und mich umdrehte, allerdings war nichts zusehen. Immerhin war der ganze Raum dunkel, wie sollte ich also etwas erkennen? Das Geräusch wurde immer lauter, weshalb ich nervös wurde. Ein lautes Schussgeräusch ertönte. Ich bewegte mich keinen einzigen Zentimeter mehr. Was war dort draußen los? Wer schoss dort auf Wen? Ein leiser Alarm ertönte von weit weg, weshalb ich meine Augen aufriss. Der Alarm erinnerte mich an den Feuer Alarm aus dem Labor. Es wurde zwar immer bloß getestet, ob der Alarm noch ging, aber es war trotzdem laut und angst einflößend. Mit jeder Sekunde die verstrich wurde es lauter. Vielleicht sollte ich mal gucken gehen, was da los war. Wenn es wirklich brannte und ich das nicht für wahr nahm, würde ich vielleicht nicht Zeitgemäß rauskommen und sterben. Langsam bewegte ich mich zur Tür und legte meine Hand auf die eiserne Türklinke. Kurz zögerte ich, immerhin könnte mich ab dem Zeitpunkt wo ich aus meinem Raum raus ging, jederzeit ein Roboter umlegen. Aber die Neugierde überwog das Gefühl der Unsicherheit bei weitem, weshalb ich die Tür einen kleinen Spalt breit öffnete. Komplette Dunkelheit erwartete mich, es war einfach bloß ein leerer Gang. Seitdem ich hier war, war ich noch kein einziges mal aus meinem Zimmer gegangen, weil Manuel es mir verboten hatte. "Du wirst Dinge sehen, die du nie wieder vergessen kannst"sagte er zu mir und sah mich eindringlich an. Daran konnte ich mich noch gut erinnern. Aber ich wollte gucken, was es hier zu sehen gab, es war ein Instinkt der mir das sagte.

Mit ein wenig Kraft drückte ich gegen die Tür, sodass sie sich immer mehr öffnete. Eine Wand kam zum Vorschein, nur wenige Schritte entfernt. Das Licht meines Zimmers viel auf die Wand, sodass ich meinen Schatten sehen konnte. Ohne noch einmal hinter mich zu gucken, schlich ich mich durch den Gang. Angespannt achtete ich auf jedes kleinste Geräusch, selbst wenn es von mir selbst kam. Am Ende des Ganges konnte ich ein kleines Licht erspähen, es flackerte wild vor sich hin und gab knisternde Geräusche von sich. Je näher ich dem Licht kam, desto mehr machte sich der beißende Geruch von Rauch in meiner Nase breit. Es wurde immer wärmer und wärmer, ich fürchtete zu verbrennen. Schweiß lief von meiner Stirn, aber das störte mich im Moment nicht.

"Bringt Objekt 1 unter Kontrolle!", rief eine Computer Stimme, weshalb ich Augenblicklich stehen blieb und mich nicht mehr rührte. Ein lauter Knall ertönte, weshalb ich aufschreien wollte. Eine, trotz des Feuers, kalte Hand drückte sich auf meinen Mund und ich wurde nach hinten gezogen. Verdammt. Ich wehrte mich mit Händen und Füßen, wollte treten und schlagen, aber eine leise Stimme ließ mich erstarren. "Stop." M2692N2 stand hinter mir. Mein Atem verschnellerte sich und eine Träne der Verzweiflung löste sich. "Was machst du hier? Du solltest auf deinem Zimmer bleiben", stellte der Roboter mit ruhiger Stimme fest und nahm seine Hand zurück, um mich zu ihm zu drehen. Zitternd stand ich nun vor einem, um weiten größeren und stärkeren Roboter, der mir Angst machte. "Ich habe einen Schuss gehört und wollte gucken gehen was passiert ist", murmelte ich und schniefte einmal. "Es tut mir Leid, ich wollte wirklich bloß nachsehen, was passiert ist, Sir!", sagte ich mit gebrochener Stimme und sah zu Boden, immerhin hatte mir der Roboter nicht erlaubt ihn anzusehen. Mit einem mal wurde ich nach vorne gedrückt, sodass ich stolperte und fast hinfiel, hätte mich M2692N2 nicht festgehalten. Erschrocken sog ich Luft ein, was sich als keine Gute Idee erwies, da überall Rauch in der Luft lag. "Na dann, guck dir an was passiert ist", sagte der Roboter emotionslos und stieß mich ein weiteres mal mach vorne, sodass ich in den Raum sehen konnte. Überall war Feuer, an jeder Ecke, und in der Mitte des Raums stand ein Kind. Es war Männlich, dass sah ich, weil es komplett nackt war. Wenn ich den Jungen betrachtete, glich er mir ein wenig, denn als ich ungefähr sechs Jahre alt war, sah ich genauso aus wie er. Sein Haar hatte Feuer gefangen, wie alles andere auch. "Beseitigt Objekt 1", ertönte eine laute Stimme und sofort stürmte eine Truppe Schutzroboter in den Raum, um das Feuer zu löschen. Weinend betrachtete ich, wie der Junge einfach umfiel und verbrannte, keiner kümmerte sich um die Leiche. Ein Roboter sah mir tief in die Augen, sah aber wieder weg als M2692N2 hinter mir auftauchte und mir eine Hand auf die Schulter legte. "M2692N1 hatte recht, oder? Du hättest das nicht sehen dürfen", fragte der Roboter vorsichtig, aber anstatt dass ich einfach ruhig stehen blieb und weinte, riss ich mich los und setzte mich in Bewegung. Ohne auf irgendwas zu achten lief ich in die Richtung meines Zimmers. Es war mir egal was M2692N2 nun dachte, ich wollte bloß schnell von diesem schrecklichen Ort verschwinden. Ohne weiter darüber nachzudenken, öffnete ich die Tür neben meinem Zimmer. Ich brauchte jemanden der mich trösten konnte und dieser Jemand war einzig und allein Manuel. Der Raum war, im Gegensatz zu meinem, sehr viel größer und heller. Die komplette Wand gegenüber der Tür war aus Glas, sodass man alles was draußen geschah gut betrachten konnte. Auf der linken Seite stand ein riesiges Bett, worin Manuel lag und seinen Akku auflud. Auf der Rechten Seite stand ein weißer Kleiderschrank aus Holz, indem wahrscheinlich Manuels Anzüge hingen und bloß darauf warteten getragen zu werden. Bilderrahmen hingen an Wänden verteilt, was für Bilder in ihnen hingen, konnte ich aus Lichtmangel nicht erkennen. Ein ebenfalls weißer Schrank hing über einem Schreibtisch, alles sah so verdammt ordentlich aus und jedes kleinste Teilchen hatte seinen Platz.

"Manuel...", murmelte ich vorsichtig und schloss die Tür hinter mir, weshalb sich der Roboter sofort alarmiert aufrichtete und mich mit seinen strahlenden grünen Augen ansah. "Was machst du hier, Patrick? Du solltest doch...", fragte Manuel verärgert, was mich nicht interessierte. Ohne dass er seinen Satz überhaupt beenden konnte, lief ich auf das Bett zu und schmiss mich neben ihn. Er ließ sich einfach mit mir nach hinten fallen. Weinend drückte ich meinen Kopf in seine Schulter und umklammerte den dünnen Roboter. "Bitte Manu, lass mich bei dir bleiben...es ist schrecklich ohne dich und ich hab dich vermisst! Es tut mir Leid was ich alles zu dir gesagt habe...du bist so nett zu mir gewesen und ich sehe meinen Fehler ein, dass ich dich nicht respektvoll behandelt habe! Ich, ich brauche dich, bitte...", sprach ich traurig und schluchzte auf. Keine einzige Reaktion von Manuel. "Bitte Manu...ich mach alles was du willst", bat ich und drückte mich noch näher an den Braunhaarigen ran. Eine angenehme Wärme umgab ihn, weshalb ich mich sofort geborgen fühlte. Vorsichtig legte sich ein Arm um meine Schulter, ein Zeichen dafür, dass ich bleiben durfte. Manuel sagte nichts, sondern fing einfach an ein ruhiges Lied zu summen. So lagen wir eine ganze Weile da, ohne ein Wort zu sprechen. Ich konnte nicht aufhören zu weinen, die ganze Zeit spielte sich die Szene in meinem Kopf ab, in der der Junge einfach verbrannte, in der ich einfach verbrannte.

"Was bedrückt dich?", fragte Manuel sanft und fing an durch meine Haare zu streichen. Er merkte anscheinend auch, dass ich mich sobald nicht mehr beruhigen würde. "Ich habe etwas gesehen, was ich vergessen möchte, aber es geht nicht...", schluchzte ich und hoffte, dass er nicht weiter nachfragen würde. Manuel hatte mich schon vorhin anmaulen wollen, als ich bloß zu ihm ging und deshalb mein Zimmer verließ. "Was hast du denn gesehen?" Wenn ich ihm nicht antworten würde, würde er bestimmt denken, dass ich ihm immer noch nicht vertraute. Aber ich wollte ihm nicht gestehen, dass ich mich gegen seinen Befehl gestellt hatte. "Ich habe mein Zimmer verlassen und bin den Gang entlang gelaufen...dann war da ein Feuer und auf einmal stand M2692N2 hinter mir. Er hat mich weiter nach vorne gedrückt, ich wollte das gar nicht sehen. Im Feuer stand ein kleiner Junge, er glich meinem ich als ich sechs war. Er ist einfach verbrannt, keiner der Roboter die das Feuer gelöscht haben hat ihm geholfen...ich habe mich verbrennen sehen, Manu!", weinte ich und setzte mich auf, um dem Brünetten in die Augen zu sehen. "Ok...danke, dass du mir das erzählt hast. Aber wieso hast du dein Zimmer verlassen? Es wäre dir nichts passiert, nicht mal eine kleine Schramme hättest du davon getragen, denn bevor in diesem Gang etwas brennt, tun meine Schutzroboter alles in ihrer Macht stehende um mich und auch dich zu retten...", sagte Manuel und setzte sich auch auf, um sich an die Wand zu lehnen und mich neben sich zu ziehen, sodass ich meinen Kopf an seinen lehnen konnte. Die Wand war kalt, weshalb ich mich automatisch an den Roboter drückte. Fürsorglich legte er eine Decke über mich, sodass mir augenblicklich wärmer wurde. "Wieso beschützen deine Schutzroboter auch mich? Ich bin doch bloß ein einfacher Mensch und schwächer als ihr Roboter noch dazu...", fragte ich niedergeschlagen. "Genau aus diesem Grund lasse ich dich beschützten...schon seitdem du aus dem Keller draußen bist, steht immer ein Schutzroboter vor deiner Tür und bewacht sie. Wegen dem Brand ist dieser vermutlich löschen helfen gegangen, sonst hätte er dich auch davon abgehalten, dein Zimmer zu verlassen...", erklärte der Roboter und legte wieder einen Arm um meine rechte Schulter. Mein Herz fing an schneller zu klopfen. Manuel hatte tatsächlich seinen Robotern befohlen, mich zu beschützen. Er sorgte sich um mich, dabei hatte er doch bestimmt andere Sorgen, die wichtiger waren. "Danke, das bedeutet mir sehr viel...es soll jetzt nicht beleidigend klinge sondern ein Kompliment sein, ich finde, du wärst ein sehr guter Mensch...", lächelte ich leicht und schloss meine Augen. Belustigt schnaubte Manuel. "Danke dir, Patrick...", raunte der Brünette mir ins Ohr, legte sich wieder gerade in das Bett und schloss seine Augen. Seufzend setzte ich mich an die Bettkante. "Na dann...danke, dass du mich getröstet hast. Gute Nacht", murmelte ich und wollte aufstehen, da wurde ich auch schon zurück gezogen, sodass ich neben ihm lag. Erschrocken betrachtete ich die wundervollen grünen Augen des Roboters. "Du bleibst hier...", flüsterte mir Manuel ins Ohr und drückte mich leicht an sich. "Warum? Ich dachte, ich soll in meinem Zimmer bleiben...", fragte ich und sah ihn unbeholfen an. "Nein, ab jetzt bleibst du bei mir...hier muss ich keine Angst haben, dass du irgendwie verletzt wirst und kann dich notfalls beschützen", gähnte der Roboter und schloss seine Augen. Mein Herz machte einen Sprung, bei diesem Satz. "Aber mein Kuschelkissen liegt noch in meinem Zimmer...", schmollte ich und wollte aufstehen um es zu hohlen, wurde aber wieder nach unten gedrückt. Ohne ein Wort stand Manuel auf und verließ den Raum, nur um wenige Sekunden später mit meinem Kissen wieder zu kommen. Lächelnd übergab er es mir und legte sich wieder neben mich. Glücklich drückte ich das Blaue Kissen an meine Brust und legte mich neben Manuel, sodass mein Kopf in seiner Hals beuge lag. "Danke...", flüsterte ich und legte meinen rechten Arm um seine Hüfte. "Du bist ein sehr viel besseres Kissen als das von Maurice...", gähnte ich und schlief lächelnd ein.

~2150 Worte

Ich sterbe sowieso... #KürbismaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt