"Guck mal, Patrick! M2692N2 hat dir als Entschuldigung dafür, dass Maurice so ausgerastet ist, etwas mitgeben. Man nennt es Handy und nur noch die wenigsten Roboter wissen, dass es so etwas gibt", grinste Manuel mich an, während er mir eine weiße Packung aus Pappe übergab. Sie war leicht, so als wäre nichts in ihr drin, aber dort war etwas drin, dass merkte ich an der Gewichtsverlagerung, wenn ich die Schachtel drehte. "Mach es auf!", forderte Manuel mich auf und setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett. Aufgeregt musterte er meine Handbewegungen, so als könnte er es nicht abwarten, endlich den Inhalt der Schachtel zu sehen. Vorsichtig zog ich den Deckel auf und betrachtete das schwarze Gerät, dass sich in der Schachtel verbarg. Achtsam nahm ich das Handy aus seiner Verpackung und betrachtete es. Es war dünn und wog, wie gesagt, fast nichts. An beiden Seiten waren Knöpfe angebracht, wofür sie waren, konnte ich nicht sagen. "Wofür benötigt man ein Handy?", fragte Ich und sah Manuel tief in die Augen. Sanft lächelte er mich an und nahm mir das Gerät aus der Hand. "Also, eigentlich benötigt man es nicht, man besitzt es einfach bloß und kann sich damit beschäftigen oder andere Personen anrufen. Allerdings kann ein Mensch davon süchtig werden, dass ist schon sehr oft in der Vergangenheit passiert, weshalb wir Roboter Ihnen sämtliche Geräte weg nahmen", erklärte der Brünette und drückte einmal auf den, an der rechten Seite angebrachten, Knopf. Kurz geschah gar nichts, bis plötzlich auf dem schwarzen Bildschirm eine weiße, leuchtende Schrift auftauchte und eine leise Melodie erklang. Beeindruckt verfolgte ich das Geschehen, denn kurz nachdem eine Zahl abgebildet war, veränderte sich das Bild noch einmal und es wurde bunter. Zeit Angaben waren darauf abgebildet, eine Akku Anzeige war rechts oben zu erkennen, genau wie eine Uhrzeit und ein Zeichen, bei dem ein kleiner Punkt zu einem immer größer werdenden Strich mutierte. Unten links war ein Telefon Symbol zu erkennen, unten rechts ein Kamera Symbol. "Damit kannst du mich jeder Zeit erreichen, auch wenn ich nicht hier sein sollte. Du musst bloß meinen Kontakt aufrufen und auf das Telefon Zeichen drücken, dann kannst du mit mir reden", lächelte Manuel und machte es vor. "Willst du es mal ausprobieren?", fragte der Grünäugige Roboter mich, was ich mit einem nicken bestätigte. Manuel übergab mir das Gerät und verließ den Raum, sodass ich alleine war. Mit großen Augen betrachtete ich das Handy, das nun in meiner Hand lag und drückte auf Manuels Kontakt. Wie zuvor erschien ein grüner Hörer, auf den ich drauf drückte. Kurz wartete ich, bis Manuels Stimme ertönte. "Und, beeindruckt?", fragte er, was mich zum nicken brachte. Allerdings konnte er das nicht sehen, was mir erst spät auf viel. "Ja, aber ich kann dich doch gar nicht sehen...", sagte ich ein wenig traurig und spielte mit dem Reißverschluss meines Kissens. Es war gruselig, wenn man eine Stimme hörte aber kein Gesicht sah, dass dazu passte. "Wenn das so ist, warte mal kurz!", sagte Manuel, woraufhin ein leises piepen ertönte. Er hatte aufgelegt. Seufzend betrachtete ich das Handy. Irgendwie war es faszinierend, so etwas zu besitzen. Immerhin war es so etwas wie eine Maschine, die ich selbst steuern konnte. Andererseits war es auch sehr komisch, immerhin war ich der einzige Mensch der so etwas hatte, abgesehen von Maurice vielleicht. Was nützte mir also ein Handy, wenn ich eh niemanden anrufen konnte, abgesehen von Maurice und Manuel? Plötzlich bildete sich mein Gesicht auf dem Bildschirm des Telefons ab, es sah schrecklich aus. Meine Haare waren ungekämmt, ich hatte Augenringe, so als hätte ich seit Tagen nicht mehr richtig geschlafen und auf meiner rechten Gesichts Hälfte prangte ein, schon ein wenig verblasster, blauer Fleck. Eine Schramme zog sich über meine komplette linke Wange und es sah für mich so aus, als ob sich eine Narbe daraus bilden konnte. Es war das erste mal seit Wochen, dass ich mein Gesicht wieder betrachten konnte, denn soetwas wie Spiegel gab es hier nicht. Um ehrlich zu sein, wollte ich mein Gesicht auch nicht sehen, zu hässlich sah ich nun aus. Von selbst verschwand mein Gesicht vom Bildschirm und ich drückte auf den Ausschaltknopf. Das Handy legte ich einfach wieder in die Verpackung. Diese legte ich auf den Stuhl neben meinem Bett, da ich dieses Gerät auf keinen Fall behalten wollte. Nichtmal eine Minute später kam Manuel ins Zimmer gestürmt und sah mich fragend an. "Patrick, du wolltest doch ausprobieren was mit diesem Handy möglich ist, warum hast du nicht den Videochat Anruf angenommen?", fragte der Roboter mich vorsichtig und sah mir in meine braunen Augen. Allerdings wendete ich meinen Blick ab, da ich nicht mal ihm mein Gesicht antun wollte. Seufzend setzte er sich neben mich auf die Bettkante und wollte meinen Kopf zu sich drehen, aber ich weigerte mich dies zu tun. "Hey, was ist los? Hab ich was falsch gemacht?", fragte der Brünette mich und startete einen weiteren Versuch meinen Kopf zu sich zu drehen, was dieses mal auch gelang. "Ja, du hast mich vor dem Sterben gerettet! Dann wolltest du, dass ich an einem elenden Hungertod verrecke und zum Schluss wurde ich fast von einem Roboter erschlagen und wäre beinahe ertrunken!", rief ich sauer und drückte ihn von meinem Bett runter. Das hatte Manuel nicht erwartet. Ein dumpfes Geräusch ertönte, Manuel war auf dem Boden aufgekommen. Schnell rappelte der Roboter sich wieder auf und legte seine Rechte Hand an seine Schläfe. Geschockt strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht. Nun sah ich auch, weshalb er seine Hand dort hingelegt hatte. Eine Delle war zu sehen, sie war nicht tief aber trotzdem sah sie nicht gesund aus. "Manuel, es tut mir...", wollte ich mich entschuldigen, wurde aber unterbrochen. "Halt's Maul! Wie undankbar bist du eigentlich, dass du mich dafür anschnauzt, dass ich dich vor deinem Tot gerettet habe? Desweiteren habe ich dir gesagt, dass ich dir nichts tun werde, aber du musstest mir ja so respektlos gegenüber treten, sodass ich dir ne Lektion erteilen musste! Und an dem Roboter bin ich nicht Schuld gewesen, ich hab dich sogar vor ihm gerettet, aber egal. Wenn du mir nicht vertrauen möchtest, mir nicht den Respekt gegenüber bringst den ich verdient habe, kann ich dir nicht mehr helfen...", redete Manuel in einem wütenden Ton und kehrte mir den Rücken zu. "Wie konnte ich bloß erwarten, dass du ihm gleichst...", murmelte der Roboter, nun mit einer gebrochenen Stimme, sodass ich das erste mal Mitleid gegenüber einem Roboter verspürte. "Wie konnte ich bloß...", flüsterte er und ging aus dem Zimmer. Stumm lief mir eine Träne über die Wange. "Wer ist er?"
~1100 Worte
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Ich sterbe sowieso... #Kürbismaske
FanfictionWir schreiben das Jahr 3118. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Roboter haben sie erobert, Menschen werden Maßlos ausgenutzt. Patrick ist einer davon, aber ob sich das vielleicht doch ändert? Gestartet am 06.12.2018 Beendet am 16.01...