Manuel behandelte mich gut, er kümmerte und sorgte sich um mich und er ließ mich beschützen. Das alles würde nur jemand tun der einen wirklich mag. Nun würde ich die Wahrheit erfahren. "Ich weiß es nicht Patrick...ich bin ganz schön eingerostet was die Liebe angeht. Gegenüber dir habe ich das Gefühl, ich müsse dich beschützen und du musst unbedingt glücklich sein. Das kann ich nicht abstellen. Du bist seit Jahrhunderten der erste bei dem ich so etwas verspüre, eigentlich habe ich das noch nie bei jemand anderem als bei dir gespürt. Mein einziges Problem ist, dass du mich sehr wahrscheinlich nicht liebst und ich will dich nicht zwingen mich zu lieben. Ich weiß nicht ob es dir aufgefallen ist, aber seitdem du das fehlende Teil entdeckt hast, für die explodierenden Roboter Köpfe, hat dich nie wieder irgendwer geschlagen oder sonst etwas gemeines getan...oder?", redete Manuel vor sich hin, weshalb ich nickte. "Schon damals habe ich dich bewachen lassen, allerdings mit dem Auftrag, dass du nichts davon mitbekommst. Als du dir dann mit dem Messer in den Arm geritzt hast wurde ich darüber benachrichtigt. Sofort habe ich mich auf den Weg gemacht und das sogar noch rechtzeitig, denn wäre ich ein bisschen später gekommen wärst du gefallen." Geschockt riss ich meine Augen auf. "Du wusstest, dass ich mich selbst verletzt habe und hast nichts dagegen unternommen?! Ist dir eigentlich klar, dass mir hätte geholfen werden können? Wenn du das mit meinem Arm wusstest, hast du auch gewusst, dass ich Suizid Gedanken habe", fuhr ich den Brünetten an, weshalb ein Stechen meinen Kopf durchfuhr. Sofort kniff ich meine Augen zusammen und zischte leise auf. "Alles Gut?", fragte Manu sofort besorgt und wollte meine Stirn berühren, weshalb ich wegzuckte. Automatisch wurde mir schlecht und ich drehte mich nach links, zum Boden hin. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich übergab mich. Wimmernd ließ ich mich wieder nach hinten fallen und schloss meine Augen. Es war ewig her, dass ich den sauer-bitteren Geschmack von Kotze im Mund hatte, und dieser wollte einfach nicht verschwinden. "Tut mir leid...", murmelte ich mit Tränenerstickter Stimme und drehte mich wieder nach Links, einfach damit ich, wenn ich noch einmal Kotzen musste, mich nicht noch einmal umdrehen musste. "Hey...es ist alles gut. Das passiert jedem mal und es ist nicht schlimm. Was raus muss, muss raus", murmelte Manuel beruhigend, während er mir die Reste meiner Kotze mit einem Taschentuch abwischte. Er war vorsichtig und achtete darauf nicht noch einmal irgendwie diesen Kotz reiz auszulösen. Als er fertig war warf er das Taschentuch einfach mit in meine Kotze. Kurz darauf spürte ich Manuels Arme um meinen Bauch, sie waren warm, so wie ein Wärmekissen. Der Roboter legte sich nun ganz hinter mich, sodass nun auch mein Rücken wärmer wurde. Seinen Kopf legte Manu hinter meinen, damit er mir nicht weh tat. "Schlaf Patrick...Morgen wird es dir besser gehen, versprochen", flüsterte Manu und fing an leise zu summen. Was auch immer er summte, es hatte etwas mehr als Beruhigendes an sich. Er wusste wie man mich beruhigen konnte, wahrscheinlich konnte man den früheren Patrick genauso beruhigen. So gerne ich auch schlafen würde, der Gedanke daran, dass Manu mich anscheinend liebte, hielt mich wach. Liebte ich ihn auch? Wie definierte man Liebe und wie erkannte man, dass man verliebt war? Ich konnte nicht sagen ob ich den Brünetten Roboter auch liebte. Wenn man überlegte, war es ein wenig verwerflich eine Maschine zu lieben, so etwas konnte man eigentlich nicht. Eine Maschine besaß kein Herz und eine Seele genau so wenig. Aber was war mit Manuel? Er besaß einst ein Herz und eine Seele, nun war er im Körper eines Roboters gefangen und wollte bloß, dass ich glücklich bin. Bei ihm war es eigentlich nicht wirklich verwerflich, er war immerhin mal ein Mensch.
"Manu?" Ein zustimmendes Brummen ertönte. "Wäre es schlimm, wenn ich dich nicht liebe? Du bist so ein netter Mann, behandelst mich gut und es ist dir egal, dass ich so viele Fehler mache wie ich sie nun mal mache. Aber ich weiß nicht ob ich dich, einen Roboter, lieben kann...", murmelte ich unsicher und drehte mich zu ihm hin, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte. Traurig sah Manu mir in die Augen und seufzte. "Zerbreche dir darüber nicht den Kopf, ok? Wenn du mich nicht lieben kannst oder willst ist das nicht schlimm, im Endeffekt muss ich mit deiner Entscheidung leben. Ich möchte nur dass du weißt, dass ich dich liebe...auch wenn ich dich nicht küssen kann, weil du es unangenehm finden würdest, wir können doch wenigstens Freunde sein, oder?" Hoffnungsvoll sah Manu mich mit seinen grünen Kulleraugen an. Auch wenn es dunkel war konnte ich erkennen, dass er irgendwie geknickt war von meiner Aussage. Vielleicht, weil ich gesagt hatte, dass ich ihn nicht lieben könnte, weil er ein Roboter war und ich ein Mensch? "Ich weiß nicht wie sich es anfühlen würde, wenn du mich küssen würdest...ich hatte noch nie einen Kuss", gestand ich peinlich berührt und wich dem Blick Manus aus. Es war die Wahrheit. Jeder Wissenschaftler ging einfach zu irgendeiner Frau und hatte seinen Spaß, ich allerdings nicht. Frauen hatten mich noch nie interessiert, das einzige was ich noch aus meiner Kindheit wusste war, dass ich mich mal sehr für einen jüngeren Jungen interessiert hatte. Sein Name war glaube ich Sebastian und er war ein oder zwei Jahre jünger als ich. Leider schaffte er die Prüfung nicht und wurde umgebracht. "Du hast noch nie jemanden geküsst? Mensch Patrick, du bist dreißig Jahren alt, mehr als die Hälfte der anderen Wissenschaftler sind schon zwei Mal Vater!" Verwirrt sah ich den Brünetten an. "Was ist ein Vater?" Manuels leuchtende Augen schlossen sich, somit war alles Licht aus dem Raum verschwunden. "Du weiß das nicht?", fragte Manu geschockt und öffnete seine Augen wieder. Zu gerne würde ich meinen Kopf schütteln aber ich hatte Angst, dass ich mich wieder übergeben müsste. "Nein, tut mir leid...", flüsterte ich beschämt, da es mir peinlich war etwas anscheinend so Wichtiges nicht zu wissen. "Das muss dir nicht leidtun, Patrick, sondern mir. Wenn eine Frau schwanger ist bekommt sie ein Kind. Dann ist die Frau die Mutter und der Mann, der das Kind gezeugt hat, ist der Vater. Und zusammen sind die Mutter, der Vater und das Kind eine Familie", erklärte Manu und legte seine Hand an meine Wange. "Interessant...in den Distrikten sind Mütter und Väter einfach bloß Erzeuger, sie werden nicht anders genannt. Habe ich dann auch eine Mutter und einen Vater? Kann ich die mal Kennenlernen?" Hoffnung darauf neue Menschen kennenzulernenn breitete sich in mir aus. Leicht schüttelte Manu seinen Kopf. "Das geht leider nicht, so gerne ich das erlaubt hätte...auch wenn du deine Eltern kennen lernen möchtest, vielleicht wollen sie dich nicht kennen lernen. Ich möchte dir bloß Leid ersparen, ok? Am Ende sage ich, dass wir deine Eltern suchen und dann wollen sie dich nicht sehen oder sind sogar schon lange tod. Ich weiß, dass du jemand bist, der sehr viel über sich und seine Mitmenschen nachdenkt. Du würdest dir Vorwürfe machen, dass könnte ich nicht ertragen." Niedergeschlagen kuschelte ich mich an Manu ran. Es machte mich traurig meine Eltern nicht treffen zu können. Aber vielleicht hatte Manu recht und sie wollten mich gar nicht treffen. Vielleicht entstand ich ja bloß, weil mein Vater Spaß haben wollte und meine Mutter auch. Sie wollten mich vielleicht nie bekommen. Oder ich war ein Unfall, meine Eltern hatten Spaß und ich entstand bloß aus Zufall. Im Endeffekt wäre das ja eh egal, ich wäre sowieso bei den anderen Kindern gelandet und hätte meine Eltern nie wiedergesehen.
"Warum wurde Maurice eigentlich geschlagen?" "Ganz einfach. Ich habe einem meiner Schutzroboter gesagt, dass er Maurice schlagen soll. Er hat dich immerhin zum Weinen gebracht und er hat dich fast geschlagen, dass darf niemand! Niemand tut meinem Patrick weh...", schützend legte er eine Hand auf meinen Hinterkopf, drückte mich aber nicht näher an ihn ran. "Aber doch nicht so Manu...du kannst doch nicht einfach jemanden schlagen, bist du des Wahnsinns?! Ich kann mich auch selbst beschützen, ok?" Ich wollte von dem größeren wegrutschen, aber er drückte mich mit seinen Armen an sich ran. "Patrick, auch wenn ich weiß, dass du dich selbst beschützen kannst...du wirst ab jetzt nicht mehr diesen Raum verlassen. Nicht mal zum auf die Toilette gehen wirst du diesen Raum verlassen, klar?" Geschockt hielt ich in meiner Bewegung inne. Der wollte mich doch nicht ernsthaft hier drinnen einsperren. "Lass mich los", sagte ich und legte meine Hände an Manus Brust, um mich von ihr wegzudrücken. Widerwillig ließ er mich von ihm wegrutschen. Ich stand einfach auf, mein Übelkeitsgefühl ignorierend, umging dabei gekonnt mein erbrochenes und ging zu Manus Kleiderschrank. Davor ließ ich mich nieder und lehnte mich an ihn dran. "Was hast du vor, Patrick? Komm wieder zurück ins Bett, dort unten wird dir doch bloß kalt", sagte Manu sanft und stand auf um auf mich zu zukommen. "Bleib auf der Stelle stehen, M2692N1! Ich werde nicht länger bei dir schlafen, du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank. Du willst, dass ich in diesem Raum bleibe? Kannst du gerne so haben. Aber nur wenn du nicht mit drin bist", antwortete ich und deutete auf die Tür. "Patrick...warum hast du mich mit meiner Abkürzung angesprochen? Ich bin es doch und ich will doch bloß, dass du sicher bist!" Ich schüttelte meinen Kopf. "So kenne ich dich nicht...du bist doch verrückt." Säufzent nickte Manu. "Ja, verrückt nach dir...", mit diesen Worten verließ er sein Zimmer und ließ mich allein.
~1600 Worte
DU LIEST GERADE
Ich sterbe sowieso... #Kürbismaske
FanfictionWir schreiben das Jahr 3118. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Roboter haben sie erobert, Menschen werden Maßlos ausgenutzt. Patrick ist einer davon, aber ob sich das vielleicht doch ändert? Gestartet am 06.12.2018 Beendet am 16.01...