"Hallo, ich bin Maurice aber du kannst mich gerne Mau nennen!", stellte sich der blonde Mann neben mir vor und reichte mir seine Hand, die ich ohne zu zögern schüttelte. Allerdings eher lustlos, da ich nun überlegte, was M2692N2 meinte. "Hallo Maurice...", begrüßte ich ihn leise "Ich bin Patrick." Nun sah ich den Blonden richtig an. Freundlich lächelte er mir zu, so als wüsste er, wie ich mich fühlte. "Wieso bist du so niedergeschlagen? Es geht dir doch gut...du hast sogar jemanden, der dich bei sich aufnimmt, und dann sogar noch eine so wichtige Persönlichkeit wie M2692N1!", fragte Maurice mich vorsichtig, was mich zögern ließ. "Was weißt du über ihn?", fragte ich den Blonden aufgeregt und setzte mich richtig auf. Da Manuel nicht da war, konnte er mich nicht dafür anschnauzten, dass ich nicht nur im Bett lag. "Naja, er ist gut mit meinem Meister, also M2692N2 befreundet und die kennen sich schon seit sehr vielen Jahren. Ich glaube, Manuel ist der Chef von allen Robotern, aber da bin ich mir nicht so ganz sicher...Roboter halten ihre Identitäten und alles was dazu gehört, sehr gerne geheim", murmelte Maurice und nahm seinen Beutel von meiner Decke, um ihn ein zu packen. "Warte mal, wieso nennst du M2692N2 deinen Meister?", fragte ich entgeistert und zog meine rechte Augenbraue hoch. Wenn er ihn als Meister betitelte, musste ich das vielleicht auch bei Manuel machen und das wollte ich nicht! "Naja...es ist schwer zu beschreiben. Sagen wir es so, als ich noch jünger war hat er mich gerettet, und zwar davor, ein verrückter Wissenschaftler zu werden. Seit dem nenne ich ihn einfach so. Eigentlich müsstest du dabei gewesen sein, als er mich mitgenommen hatte, oder?", erkundigte sich der Blonde überlegend. "Ja, du warst tatsächlich dabei! Du warst der einzige, der mir nicht neidisch hinterher geguckt hatte, dass weiß ich noch ganz genau...", grinste Maurice glücklich und deutete auf mich. Nun viel es mir wieder ein. Neben mir saß der, früher so kleine und unbedeutende Maurice. Er war groß geworden, größer als jeder andere den ich kannte. "Stimmt...du warst früher so klein, wie konntest du so groß werden? Niemand anderes ist so groß wie du, du müsstest sämtliche Menschen und Roboter überragen!", sagte ich, wild mit den Händen gestikulierend. Gut, Roboter wurden halt so groß gebaut wie sie nun mal waren aber warum wurde kein Mensch größer als zum Beispiel Ich? Lag es vielleicht am Essen, dass Maurice größer war? Vielleicht bekam er, im Gegensatz zu uns anderen, auch anderes Essen und konnte dadurch mehr wachsen. "Das ist ganz einfach. Alle Menschen auf diesem Planeten bekommen das gleiche Essen und Trinken, außer die, die bei Robotern leben, so wie ich und jetzt auch du. Wenn man noch klein ist, aber schon bei einem Roboter lebt, bekommt man besseres Essen. Es hat viel mehr Nährstoffe, sodass man besser wachsen kann. So ist man schon mal ein bisschen größer als normale Menschen. Ich allerdings bin nicht nur ein bisschen größer, sondern ganz schön viel größer, wie du siehst. Das liegt daran, dass mir im Laufe meines Lebens Somatropin zugeführt wurde, also Wachstumshormone", erklärte Maurice so gut er konnte. Er hatte Recht, in unserem Distrikt gab es so etwas wie einen Essens Plan. Für jeden gab es das gleiche und für niemanden wurde eine Ausnahme gemacht. Das Essen schmeckte nicht wirklich schlecht, allerdings war es auch nicht wirklich gut. Meistens war das Essen eher geschmacklos, sodass es nur ein bisschen nach dem schmeckte was es wirklich war, nicht mal Früchte schmeckten wirklich nach irgendwas. Das lag daran, dass das ganze Essen künstlich erschaffen wurde.
"Sag mal, Patrick...was ist eigentlich aus Fabian, also F3094N4 geworden? Er war ja damals, als ich noch da war, mein bester Freund. Seither habe ich ihn allerdings nie wieder gesehen...", fragte Maurice vorsichtig und sah mich mit großen, leuchtenden Augen an. Ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte, diese Frage hatte ich nicht erwartet. "Geht's ihm Gut? Hat er den Test bestanden? Erinnert er sich überhaupt noch an mich...", fragte der Blonde weiter, wurde aber mit jeder Frage unsicherer. "Also...willst du es wirklich wissen?", fragte ich vorsichtig. Ich wollte es ihm nicht erzählen, zu schrecklich war es, was passierte. Nervös nickend sah er mich an, gespannt auf meine Antworten. "Nagut. Also, es geht ihm bestimmt gut! Ich weiß es nicht genau, ich habe ihn seit dem schrecklichen Vorfall nicht mehr gesehen...", berichtete ich, ohne davon zu erzählen was vorgefallen war. Ich wusste sehr wohl, dass Fabian das nicht überlebt hatte, aber ich wollte es nicht aussprechen. "Was für ein Vorfall, Patrick?!", fragte Maurice bevor ich überhaupt richtig meinen Satz beendet hatte. "Als du von M2692N2 mitgenommen wurdest waren alle in so etwas wie einer Schock starre, niemand konnte sich bewegen. Als die Tür geschlossen wurde, durch die du und M2692N2 verschwunden waren, fing Fabian an zu hyperventilieren. Er sah überhaupt nicht gut aus, schon fast krank. Plötzlich rannte er los, niemand konnte ihn aufhalten. Er kam bis zur Tür, dahinter standen zwei Schutzroboter, wie gewohnt. Er hatte es nicht kommen sehen, wir hatten es nicht kommen sehen. Er öffnete die Tür, dass sah ich noch, danach rannte er raus, ich konnte ihn nicht mehr sehen. Nur noch ein lauter Knall schallte durch den Raum und das panisch rumgerenne der anderen Jungs nahm ich war. Ein Roboter rief so etwas wie 'Objekt F3094N4 hat versucht zu flüchten. Sicherstellung von M2692N2 wurde durchgeführt, das Objekt kommt in die CAK' danach war alles schwarz", erzählte ich mit gebrochener Stimme, denn Bilder fluteten mein Gehirn. Schlimme Bilder, von dem Blut das am Boden klebte, als wir wieder raus durften um zum Unterricht zu gehen. Ein leises schluchzen ertönte. "Nein, das muss ein Scherz sein...", murmelte Maurice mit gebrochener Stimme und sah mich aus tränenden Augen an. Ein Schmerz durchzog mein Herz, meine Augen fingen an zu Tränen und ich sah den Blonden traurig an. Ich wusste nicht warum, immerhin kannte ich sowohl Fabian als auch Maurice nicht wirklich, aber ich fing an zu trauern. Schluchzend legte sich Maurice einfach neben mich und umarmte mich, sodass ich meine Arme auch um ihn legen konnte. "Er darf nicht tot sein, wir hatten noch so verdammt viel vor! Wir wollten doch zusammen aus diesem Gefängnis flüchten, zusammen die Welt erkunden und vielleicht sogar glücklich werden", weinte sich Maurice die Seele aus dem Leib, sodass ich ihn tröstend an mich drückte. Es brach mir das Herz einen anderen Menschen so leiden zu sehen, wie er es auf keinen Fall verdient hatte. "Maurice, du kannst nichts dafür, dass er tot ist!", versuchte ich ihn aufzumuntern, aber wie erwartet klappte dies nicht. "Ach nicht? Wieso ist er denn bitte dort hin gelaufen?! Genau, wegen mir! Weil M2692N2 mich ausgewählt hatte mit ihm zu kommen! Weil ihr anderen, die noch da wart, Fabian nicht aufgehalten habt!", schrie Maurice wütend, riss sich aus meiner Umarmung und stand von meinem Bett auf. Drohend riss er seinen Arm nach oben, so als ob er mich schlagen wolle, weshalb ich ängstlich meine Arme vor meinen Kopf hob. Wenn er zuschlagen würde, könnte ich mich immer noch nicht richtig wehren, wegen meinem Arm. Ich merkte wie er zögerte, wollte aber nicht provozieren, dass er doch zuschlug.
Die Tür wurde aufgerissen, Maurice wurde von M2692N2 auf den Boden gestoßen und ihm wurde etwas injiziert, mit etwas was einer Spritze glich. Gleichzeitig kam Manuel auf mich zu, setzte sich an den Bettrand und sah mich besorgt an. "Patrick, was ist passiert? Ich habe gespürt wie du traurig wurdest, danach deine Angst und jetzt deinen Schock", fragte Manuel panisch, aber ich antwortete ihm nicht. Maurice sah mich von unten an, aber sein Blick wurde immer müder, bis er seine Augen ganz schloss und von M2692N2 hochgehoben wurde. Ohne ein weiteres Wort verließ der Brünette Roboter den Raum, dass einzige was ich noch hörte war ein geflüstertes "es tut mir Leid, Patrick."
Eine kleine Träne lief meine Wangen hinunter, sodass sie auf der weißen Decke aufkam, die mich umhüllte. Schweigend nahm mich Manuel in den Arm und legte seinen Kopf auf meinem ab. Die wunderbare Wärme, die von ihm ausging genießend, lehnte ich mich an den Roboter und wenn ich nicht gewusst hätte, dass er einer war, hätte ich ihn für einen Menschen gehalten. Seine bloße Anwesenheit beruhigte mich, so wie es niemand anderes tat. Schlagartig wurde mir klar, dass er mir nichts tun würde. Ich wusste nicht wieso, aber ich dachte, er hatte mich ein wenig lieb gewonnen. Weshalb sonst spürte er noch Räume weiter wie es mir ging und kam sofort zu mir, wenn es mir nicht gut ging? Das würde niemand machen, der sich nicht für einen interessierte. Entspannt lehnte ich mich an die Schulter des Roboters und schloss meine Augen.
~1460 Worte
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Ich sterbe sowieso... #Kürbismaske
FanfictionWir schreiben das Jahr 3118. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Roboter haben sie erobert, Menschen werden Maßlos ausgenutzt. Patrick ist einer davon, aber ob sich das vielleicht doch ändert? Gestartet am 06.12.2018 Beendet am 16.01...