Notizbuch...

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Seufzten stellte ich die leere Eis Schüssel auf die Kommode neben dem Bett. Seit einiger Zeit lag ich auf dem Bett, die Beine ausgestreckt, und betrachtete die Decke. Mir viel auf, dass überall aufgeklebte Sterne verteilt waren. Sie hatten eine grünliche Färbung und waren mal kleiner und mal größer. Es faszinierte mich irgendwie, sie hatten keine bestimmte Reihenfolge in der sie aufgeklebt wurden und doch sah alles so perfekt gleichmäßig aus. Wieso sie überhaupt dort klebten war mir ein Rätsel, immerhin dachte ich, dass Manuel sich auch ganz einfach ein Bild von einem Sternenhimmel vor seinem inneren Auge vorstellen konnte. Es war eigentlich total überflüssig, aber mich sollte es nicht stören.

Seufzend stand ich auf und bewegte mich zum Schreibtisch. Lächelnd ließ ich mich auf dem davorstehenden Drehstuhl nieder und betrachtete das Buch was vor mir lag. 'Notizen', stand fett gedruckt auf dem Cover, weshalb ich lieber die Finger davon ließ. Wer weiß was da drin stand, es könnte vielleicht nicht für meine Augen gedacht sein, oder für sonst irgendwelche. Zeichnungen, Texte, Gedanken und Gefühle, all das könnte dort drinnen verewigt sein. Vielleicht stand sogar etwas über mich dort drinnen und ich würde es nie erfahren!

Zweifelnd berührte ich das harte Cover und strich vorsichtig darüber. Wieso sollte Manuel etwas über mich dort hineinschreiben? Er hatte keinen Grund dazu, des Weiteren war es eigentlich unnötig. Das Buch konnte gar nicht Manuel gehören, er war ein Roboter und Roboter speicherten alles was sie sahen und hörten in einer Cloud ab. Aber wem konnte das Buch dann gehören, wenn nicht ihm? Einem Menschen, wem sonst, aber wem? Es waren nur ich und vielleicht Maurice in diesem Raum und mir gehörte das Buch sicherlich nicht. Neugierde überkam mich und ich war kurz davor die erste Seite aufzuschlagen, allerdings war mir das zu riskant. Es könnte jederzeit Manuel zurückkommen und wenn er mich beim Schnüffeln erwischte, wer weiß was er mit mir machen würde.

Kopfschüttelnd stand ich wieder auf und ging zum ersten Bilderrahmen den ich sah. Er war blau angemalt, auf dem unteren Teil stand in schwarzen Buchstaben 'T und M am See' und in im Ramen drin war ein Bild von Manuel und einem anderen jungen Mann oder Roboter eingeklebt. Der Mann hatte blondes Haar und bläulich schimmernde Augen, man könnte fast sagen sie wären grau. Glücklich grinste er in die Kamera und hielt Manuel im Brautstile im Arm, auch dieser lächelte fröhlich. Etwas war so anders an ihm, ich konnte nicht sagen was. Im Hintergrund sah man eine Wiese mit einem See, darauf schwammen Enten und Schwäne. Überlegend betrachtete ich den Blonden Mann, er kam mir in keinster Weise bekannt vor. Von wo kannten sie sich? War er ein Mensch? Er wirkt nicht so, nicht mal ansatzweise. Der Mann kam mir komisch vor, so als wäre er nicht real und ein ziemlich mieser Typ. Das lag an seinem Kleidungsstil, er trug eine Kapuze auf dem Kopf, was man eigentlich nicht machte, wenn man ein Bild machte. An seinem Hals waren Zeichen aufgemalt, man nannte diese Zeichen glaube ich Tattoos, aber wieso sie existierten und warum man sie sich machen ließ, verstand ich nicht. Es sah nicht schön aus, in keinster Weise, es zerstörte eher das Aussehen einer Person.

Überlegend ging ich zum nächsten Rahmen, dieses Mal ein roter. 'M und C im Schnee' stand dieses Mal über dem Bild. Das Bild zeigte einen jungen Mann, braune lange Haare die ein wenig gelockt waren und Manuel. Beide standen weit voneinander entfernt und duckten sich, Manuel hielt seine rechte Hand nach oben und zielte in die Richtung von 'C'. Alles um die beiden herum war weiß, abgesehen von den Bäumen die vereinzelt im Hintergrund standen und einem braunen Holzgestell, was aussah als ob es zum Sitzen gebaut wurde. Auch der Brünette sah nicht aus als ob er ein Roboter wäre. Allerdings sah er netter aus als dieser 'T' und vielleicht könnte ich ihn ja mal kennen lernen. Immerhin schienen alle auf den Bildern sehr gut mit Manuel befreundet zu sein und wer mit Manuel befreundet war, konnte nicht böse sein. Abgesehen von diesem 'T' auf dem ersten Bild, der war mir nicht geheuer.

Noch viele weitere Bilder sah ich mir an, auf allen waren mindestens eine Person mit Manuel abgebildet. Mit jedem Bild veränderte sich etwas an Manuel, er sah mit jedem weiteren trauriger aus, blasser, so als würde er umkippen. Jetzt sah er zwar auch nicht viel besser aus, aber im Gegensatz zur Gegenwart war er einfach blos ein Toastbrot. Was hatte Manuel verändert? Wer hatte Manuel verändert? Wer waren diese Personen auf den Bildern und wann wurden sie geschossen? Es musste etwas passiert sein, etwas Schreckliches.

Mit zusammengekniffenen Augenbrauen ließ ich mich auf dem Drehstuhl nieder und betrachtete erneut das Notizbuch. So gerne wollte ich es einfach öffnen und seine Geheimnisse ergründen, aber ich wusste, dass es sich nicht gehörte. Neugierig nahm ich das Buch in die Hand und drehte es um. Wie das Cover war die Rückseite Schwarz, aber etwas war anders. An der linken Oberseite klebte Klebeband, ein Bild oder Text konnte ich aber nirgends sehen. Sofort sah ich auf den Boden, nicht dass das dazugehörige Bild runtergefallen war und kaputt ging. Aber nichts war zu sehen, weshalb ich das Buch ein wenig enttäuscht wieder weglegen wollte. Allerdings lag auf dem Tisch, dort wo das Buch lag, ein weißer Zettel. Neugierig hob ich ihn hoch, las die Initialen die in krakeliger Handschrift auf den Zettel geschrieben wurden und drehte ihn um. 'P und M für immer' stand auf der Rückseite geschrieben. Es war ein Bild, aber es war kleiner als die anderen zuvor. Ein glücklich grinsender Manuel sah direkt in die Kamera, sodass ich dachte, er würde mir direkt in die Augen sehen. Neben ihm stand ein Mann, ein wenig kleiner als Manuel und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Seine braunen Haare waren verwuschelt, so wie meine es immer waren, und seine Augen hatte er geschlossen. Man sah, dass er glücklich war. Wenn ich genau darüber nachdachte, glich mir der Mann ein wenig. Es war, als würde ich in einen Spiegel sehen. Ich zählte eins und eins zusammen, den Anfangsbuchstaben auf dem Bild und meinen Namen, mein Aussehen und das von dem Mann auf dem Bild. Geschockt riss ich meine Augen auf. Das auf dem Bild war nicht irgendein Fremder, das war ich selbst...

~1060 Worte

Ich sterbe sowieso... #KürbismaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt