"Der wird dir nichts mehr tun, Patrick. Er ist nicht mehr da, nun wird alles gut." Manu hatte mich nach oben gezogen und zum Bett geführt, auf dem wir nun lagen und Schokolade aßen. Yurio lag neben mir, sodass meine linke Seite warm wurde. Es sah so aus als ob er schlafen würde, was er nicht tat. Sein Ohr zuckte bei jeder meiner Bewegungen in meine Richtung, so als ob er darauf trainiert wurde nur auf mich zu achten. "Er hat gesagt, dass mich alle anderen Roboter nun foltern werden, Manu...ich hab Angst vor denen!" Niedergeschlagen legte ich meinen Kopf in seiner Hals beuge ab. Liebevoll fuhr Manuel mir mit seiner linken Hand durch mein Haar, versuchte beruhigend auf mich zu wirken. "Schon bald wirst du dich wehren können, versprochen. Ich werde dafür sorgen, dass dir niemand wehtut!", sagte der Brünette Roboter mit fester Stimme. Sein Energie Kern schlug schnell, mein Herz genauso. "Willst du mir zeigen, wie man sich selbst verteidigen kann?", fragte ich und legte meinen Arm um Manus Bauch. Der Brünette schüttelte seinen Kopf und lächelte mich beruhigend an. "Nein, noch etwas viel besseres. Naja, wobei, vielleicht nicht unbedingt besser aber immerhin tut dir dann niemand mehr weh...", murmelte Manuel, was mich neugierig machte. Was könnte besser sein als Selbstverteidigung aber schlechter als mir tut niemand mehr weh? Was hatte er bloß vor? "Denk nicht darüber nach was es sein könnte, das wird dir nichts bringen." Ich nahm einen weiteren bissen von meiner Schokolade und setzte mich auf. Der Roboter hatte bestimmt Recht, ich sollte mich auf was anderes konzentrieren als eine Antwort zu finden. "Was machen wir jetzt? Mir ist langweilig...", fragte ich und sah Manuel in seine grünen, leuchtenden Augen. Etwas war anders als sonst, ich war wie hypnotisiert von ihnen. "Willst du vielleicht raus gehen?" Bei diesem Gedanken wurde mir unwohl, immerhin waren draußen mehr Roboter die mir wehtun konnten als in diesem sicheren Raum. Schnell schüttelte ich meinen Kopf. "Ok, dann Schlag etwas vor!" Überlegend sah ich Manuel an und grübelte angestrengt, was wir machen könnten. Unsere Möglichkeiten waren sehr beschränkt, immerhin konnten wir bloß in diesem Raum bleiben und viel stand hier nicht drin. "Ich weiß nicht...eigentlich möchte ich nicht wirklich etwas machen. Kannst du mir nicht vielleicht etwas über deine Vergangenheit erzählen?", bat ich Manuel und legte die Tafel Schokolade auf den Nachttisch neben dem Bett. Mein Hunger war verschwunden und von Schokolade hatte ich für das erste genug. Immerhin würde ich sonst zunehmen, besonders bei so wenig Bewegung wie ich sie nun mal hatte.
Belustigt schnaubte Manuel und fragte mich was ich gerne wissen würde. "Erzähl mir etwas von deiner Familie, von deinen Freunden, von deinem Leben. Wie hat man früher gelebt, bevor wir Menschen so versklavt wurden?" Es waren die ersten Paar Fragen die mir einfielen. Es war bestimmt mehr als besser bevor Manuel und Michael die Menschen versklavt hatten. Wir mussten frei gelebt haben dürfen, vielleicht hatten wir sogar die Wahl was wir machen durften. Es wäre ein Traum kein Wissenschaftler mehr sein zu müssen, es wurde langweilig, ich hatte nichts mehr zutun. "Meine Familie...ich bin...ich hatte drei ältere Brüder und eine Schwester, alle vier hab ich echt lieb gehabt. Meine Mutter hat sich immer gut um mich gekümmert und mein Vater war ein riesiges Arschloch, welches meine Mutter mit mir alleine gelassen hat und abgehauen ist. Ich habe es als kleines Kind nie verstanden, aber er hatte anscheinend seine Gründe dafür. Bis zu meinem Abschluss habe ich leidenschaftlich gerne Klavier gespielt und auch danach hat dieses Instrument noch eine große Rolle in meinem Leben gespielt. Die Welt bestand zum meisten Teil aus Elektronik, es war eigentlich egal was man gemacht hat, alles wurde elektronisch geregelt. Die Menschen waren Fett und hatten keine hohe Lebenserwartung, weil sie sich nicht mehr bewegt haben und nur noch zuhause rum lagen, Fastfood in sich rein schaufelten und spiele Spielten. Ich würde dir diese Spiele gerne erklären oder zeigen, allerdings habe ich sie nie selbst gespielt. Stattdessen war ich mit meinen Freunden unterwegs oder habe Klavier gespielt. Meine Freunde waren übrigens auch eine Sache für sich, Claus und Daniel waren die beiden an die ich mich immer wenden konnte, Felix und Sebastian machten gerne mit mir Quatsch, Fabian und Wintercraker, frag nicht wegen dem Namen, waren die zwei die irgendwie immer dabei waren und doch irgendwie nie. Ich hab diese Personen lieb gehabt, aber irgendwann kamst dann du, beziehungsweise der alte Patrick. Die Geschichte wie wir uns kennengelernt habe war ganz witzig, ich glaube, dass ist auch das süßeste was mir jemals jemand gesagt beziehungsweise gestanden hat. Da kommt nämlich wieder mein Klavier ins Spiel, denn es stand draußen, schon total kaputt von der ganzen Zeit die es schon außerhalb eines Wind und Wetter geschützten Raumes stand. So etwas wie Instrumente brauchte man nicht mehr, immerhin war alles Digital, deshalb hat man alles nicht Digitale irgendwann entsorgt. Ich habe immer auf dem Klavier gespielt, unendliche Melodien hatte ich mir ausgedacht. Eines Tages, es war noch früh am Morgen, kam auf einmal Patrick aus dem Hintergrund. Er sagtest mir, ich wäre die talentierteste Person die er je gesehen habe und dass er einfach bloß glücklich wäre mich endlich angesprochen zu haben. Patrick hörte mir tatsächlich schon seit Jahren zu, dabei war ich gerade mal Sechzehn oder Siebzehn. Ich spielte ab diesem Tag nur noch für ihn, wir trafen uns öfter und ich erfuhr Dinge über ihn, die trauriger waren als alles was ich zuvor gehört hatte. An dem Tag wo ich das erste mal auf dem Klavier gespielt hatte, wollte er sich umbringen. Es war bloß Glück, dass ich ihn unbewusst abgelenkt hatte, heute bin ich mehr als froh darüber. An genau dem Tag erfuhr er, dass er ein Problem mit dem Herzen hatte...naja, dann führte eines zum anderen, wir verliebten uns und kamen zusammen. Bis zu dem Tag, wo mir gesagt wurde, dass ich noch genau ein Jahr zu leben hatte. Eine Welt brach zusammen für uns, bewusst entschloss ich mich schon da ihm mein Herz zu geben. An dem Tag wo ich die Operation hatte, hat Patrick mich gebeten sein Mann zu sein. Nie wieder würde er ohne mich leben wollen, sagte er und ab da sah ich die Welt dann aus den Augen einer Maschine...", erzählte Manu von seiner Vergangenheit und sah an mir vorbei, nicht wütend, nicht traurig, einfach bloß nachdenklich. Ich war einfach bloß ruhig, ließ das Gesagte auf mich wirken. Es beunruhigte mich ein wenig, dass sowohl der alte Patrick als auch ich Selbstmord begehen wollten, beide aber von Manu aufgehalten wurden. Es fühlte sich an als ob sich die Geschichte wiederholen würde, was bedeuten würde, dass Manu sich wieder für mich opfern müssen würde. Nein, dass wollte ich nicht, er musste so etwas schon einmal durchleben.
Eine Träne lief meine Wange runter. "Wie konntest du bloß die ganzen Jahre mit dem Wissen leben, dass Patrick gestorben ist und du dazu verdammt bist auf ewig zu leben? Das muss doch schrecklich gewesen sein...", fragte ich vorsichtig, da ich Angst vor seiner Reaktion hatte. Immerhin hätte er mich verantwortlich machen können, es war schließlich Patrick der Schuld daran war, dass Manu nun so leben musste. Der Roboter zog mich auf seinen Schoß, sodass ich mich an ihn lehnen konnte. Ich ließ zu, dass er mich von hinten umarmte. "Der Gedanke daran, dass ich irgendwann dich treffen würde, ließ mich überleben...", flüsterte Manu und küsste mich in den Nacken, weshalb sich meine Arm-haare aufstellten. Ich versteifte mich sofort, damit hatte ich am wenigsten gerechnet, von allen Reaktionen die möglich waren. Ein wohliges Kribbeln durchfuhr mich, es fühlte sich wundervoll an. Als der Brünette merkte, was er da tat, stoppte er sofort in seiner Bewegung und löste seine Arme von meinem Bauch. "Tut mir leid, ich war bloß so...ich habe unbedacht gehandelt...", murmelte Manu schüchtern und wartete darauf, dass ich von seinem Schoß runter ging. Stattdessen lehnte ich meinen Kopf ein wenig zur Seite, sodass er mehr Platz hatte. "Nein...bitte, mach weiter, es ist ok...", bat ich genauso schüchtern, da es ungewohnt war so etwas zu sagen. Vor allem war es ungewohnt, dass mir jemand zeigte, dass er mich liebte. Ich hatte nie jemanden der mich lieben konnte, ich war immer alleine, alle anderen hielten mich für komisch. "Du bist mein ein und alles, Patrick...", flüsterte mir Manuel ins Ohr und Küsste mich auf die Wange. Alles fing an zu Kribbeln bei dieser Berührung, es fühlte sich gut an, ich wollte dieses Gefühl für immer spüren. "Ich bin dein, Manuel." Meine Augen waren geschlossen, ich konzentrierte mich allein auf die Berührung seiner Lippen auf meiner Haut, spürte seinen Energiekern, der fast so schnell schlug wie mein eigenes Herz. "Für immer."
Ich sah ein, dass er eigentlich mein perfekter Partner war. Ich sah ein, dass er mich immer beschützen würde und dass er alles in seiner Macht stehende tun würde, um mich und mein Leben zu retten. Ich sah ein, dass irgendwo, ganz tief in meinem Herzen ein Teil war, der den Brünetten liebte, und diese Seite kam immer mehr zum Vorschein. Ob ich noch leben würde, hätte ich nicht zugestimmt? Wobei, ich wäre sowieso irgendwann gestorben...
~1540 Worte

DU LIEST GERADE
Ich sterbe sowieso... #Kürbismaske
FanfictionWir schreiben das Jahr 3118. Die Welt, wie wir sie kennen, gibt es nicht mehr. Roboter haben sie erobert, Menschen werden Maßlos ausgenutzt. Patrick ist einer davon, aber ob sich das vielleicht doch ändert? Gestartet am 06.12.2018 Beendet am 16.01...