Ich sterbe sowieso...

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Schwarz, alles war schwarz. Ich fühlte nichts, ich sah nichts, ich roch nichts. Selbst atmen tat ich nicht. Das einzige was mir zeigte, dass ich lebte war, dass ich noch denken konnte. Boot up, bildete sich in grünen Buchstaben vor meinem Auge ab. Schwarzer Hintergrund, grüne Buchstaben, wo war ich? Es erinnerte mich an ein Übungsprogramm, dass ich mit Zehn machen musste. Dort war ich in einem komplett weißen Raum, abgesehen von einem schwarzen Bildschirm auf dem genau das selbe stand. Es war eine Simulation von irgendwas, ich konnte mich nicht mehr daran erinnern was es war. Ich musste in einer Simulation sein, aber in welcher? Hier war nichts, außer dem Schriftzug 'Boot up...' und endloser Dunkelheit. War ich vielleicht gar nicht in einer Simulation sondern bewusstlos? Würde gleich Manu rein kommen und mich aufwecken? Manuel...wieso war er nicht bei mir? Ich vermisste ihn, ihn und seine liebevollen Blicke. Seine Berührungen und seine beruhigenden Worte. Ich musste aufwachen, er saß bestimmt neben mir und wartete bloß darauf, dass ich meine Augen öffnete.

Der Schriftzug veränderte sich, der Bildschirm flackerte in allen erdenklichen Farben. Ich öffnete meine Augen, blinzelte, aber die Farben machten das was sie wollten. Nichts war zu erkennen, meine Sicht glich einem kaputten Bildschirm. Panik stieg in mir auf, ob es ein gutes Zeichen war, dass ich wieder etwas fühlen konnte? "Michael, wie konntest du mir das antun?!" Ich hörte Manuels Stimme, sie war enttäuscht und wütend. Er war hier, bei mir. Ich versuchte mich bemerkbar zu machen indem ich mich bewegte, aber es funktionierte nicht. Das einzige was passierte war, dass meine Sicht wieder dunkler wurde. Nein, ich erkannte wieder etwas. Ein langer, dunkler Gang war zu erkennen, zwei Jungen gingen ihn nebeneinander entlang. Beide schätzte ich auf ein Alter von zwölf. Ich erkannte diesen Gang, es war der durch den ich zu meinem Raum gekommen war, jedesmal nach meiner Schicht als Wissenschaftler. Was machte ich in den Distrikten? Ich blinzelte, der Name K1:S2749N3 bildete sich nun unten Rechts ab.
Meine Vermutung bestätigte sich, ich war in einer Simulation.

Ein weiteres Blinzeln brachte mich in einen dreckigen Raum, in dem Tische und Stühle standen. Mädchen saßen auf ihren Plätzen, sie sahen abgemagert aus und viele von ihnen hatten Wunden am Kopf. Das Mädchen Distrikt! Sie wurden gerade unterrichtet, eine Blonde in der vordersten Reihe schrieb gerade eine Notiz. Ich drehte mich um und sah eine Tafel, sie war komplett mit irgendwelchen Namen beschrieben. Ich wollte hier weg, durch ein blinzeln wurde mir eine weitere Namens Abkürzung angezeigt und ein weiteres Blinzeln schickte mich in die nächste Sicht.

Ich stand in einem Raum und sah auf einen Bildschirm, auf diesem Bildete sich ein weiter Bildschirm ab und das ging immer so weiter. Meine Sicht schwankte nach links, direkt auf Manuel. Seine Augen waren rot und eine Träne lief ihm über die Wange. Er hielt eine Hand, wessen es war konnte ich nicht erkennen. Plötzlich riss er seine Augen auf und stand auf, nur um einen weiteren Bildschirm zu holen auf dem die Worte 'Denk an die Abkürzung deines Namens!' stand. Er sah mir nun hoffnungsvoll in die Augen und schien zu sprechen, aber ich verstand ihn nicht. P3088N3, dachte ich und wie auf Knopfdruck öffnete ich meine Augen. Ich sah eine weiße Decke, spürte wie mein Herz pumpte, aber nicht wie meine Lunge arbeitete. Alles fühlte sich genauso an wie immer, außer, dass ich mein Gewicht mehr als spürte. Es fühlte sich an als ob ich erdrückt wurde, deshalb richtete ich mich auf und sah Manuel vor mir stehen. Jede meiner Bewegungen hörte sich mechanisch an und es surrte, ungewohnt. Wie bei einem Roboter. "Patrick...hey, leg dich hin, gewöhne dich an deinen Körper...", sagte der Grünäugige und drückte mich sanft nach hinten. Ich hörte ein tippen und der druck auf meinem Körper ließ nach. Langsam hob ich meine Hände hoch und betrachtete sie. Sie sahen genauso aus wie früher, aber das surrende Geräusch und die Tatsache, dass sie bei jeder Berührung mit etwas festem einen Ton von sich gaben, bestätigte mir, dass ich mich in einem Roboter Körper befand. Fasziniert ballte ich meine Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. Es fühlte sich komisch an, so total normal aber doch irgendwie anders. Ob diese Geräusche wohl irgendwann aufhören würden?

Ich sterbe sowieso... #KürbismaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt