Retter...

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Dumpf nahm ich Geräusche und Stimmen wahr, konnte aber nicht genau sagen wem diese gehörten und was das Gesagte bedeutete. Es war, als sprächen alle eine andere Sprache, sodass ich nichts mitbekommen konnte. Sie hörte sich komisch an, komisch vertraut aber doch sehr seltsam. Könnte es sein, dass sie über mich redeten? Weshalb sonst sollten sie bei mir sein. Vielleicht waren sie aber auch gar nicht bei mir, sondern bloß in der Nähe, sodass ich sie hören konnte. Sehr unwahrscheinlich, wie gut sollte mein Gehör bitte sein? Wo war ich überhaupt...das einzige woran ich mich erinnern konnte war, dass ich von einem Roboter geschlagen wurde, danach hatte ich einen kompletten Filmriss. Meinte dieser Roboter nicht, dass ich endlich sterben würde? War es endlich passiert, war ich tot? Das konnte nicht sein, wieso konnte ich denn sonst Stimmen hören. Es ergab keinen Sinn. Außerdem wusste ich gar nicht, was nach dem Tod überhaupt passierte, demnach konnte ich auch nicht einschätzen ob ich wirklich Tod war. "Er wird wach, hohlt M2692N1!", es war das erste was ich klar und deutlich verstand. Wie eine Mauer stützten diese Worte auf mich ein, endlich verstand ich die Sprache in der diese Stimmen kommunizierten. Wer war dieser M2692N1? Diese Abkürzung hatte ich noch nie gehört, so wie viele andere auch, aber trotzdem war diese etwas anderes. Keine einzige Abkürzung hatte eine Eins am Ende, es war eigentlich nicht möglich, außer, diese Person war jemand besonderes. Ich fing an zu überlegen. In meiner Lehranstalt hatte ich gelernt, dass es nur eine einzige Person mit einer Eins am Ende seines Kürzels gab, wer es allerdings war, konnte ich nicht mehr sagen. Diese Information war wie aus meinem Kopf gefegt, existierte nicht mehr. Das einzige was ich noch über diese Person wusste, war, dass sie der Grund war, und zwar für alles.

Eine Tür öffnete sich, ein Stuhl wurde zurückgezogen und ein plumpes Geräusch ertönte, so als wäre Metall auf etwas hohles gefallen. "Wie geht es ihm?", fragte eine monotone Stimme, die mir mehr als bekannt vorkam. "Den Umständen entsprechend. Der letzte Schlag hat ihm ganz schön zugesetzt, er hätte dabei draufgehen können", berichtete eine weitere Stimme, die ich noch nie in meinem Leben gehört hatte. Sie war sehr tief, im Gegensatz zu der wundervoll klingenden Stimme des anderen. Langsam wurde alles um mich herum heller, und ohne das ich etwas dagegen Unternehmen konnte, öffneten sich meine Augen und schlossen sich kurz darauf wieder. Ich hatte keine Kraft sie offen zu halten, aber einschlafen konnte ich auch nicht. "Wenn etwas sein sollte, Sie wissen ja wo Sie mich finden", sprach die Tiefe Stimme, woraufhin Schritte ertönten und eine Tür erst auf und dann zu ging. Nun war ich alleine mit dem neu dazu gekommene Roboter. Das Gerät, dass meinen Herzschlag messen sollte, piepte regelmäßig. "Ich weiß das du wach bist, wieso schließt du deine Augen?", fragte der Männliche Roboter vorsichtig und setzte sich an den Rand meines Bettes. Nun wusste ich wessen Stimme ich vernahm, es war die von dem Roboter, der mich dazu verdonnert hatte, in dieser Hölle von Gefängnis zu liegen! Mein Herzschlag verschnellerte sich, bei dem Gedanken, wieder dort rein zu müssen. Ich wollte das nicht, es war grausam nur da liegen zu können und nachdenken zu müssen. Das wollte ich nie wieder, unter keinen Umständen, erleben. Eine kleine Träne löste sich und lief ungebremst über meine Wange. Der Brünette stand einfach auf und ging aus dem Raum, ließ mich allein. Erst jetzt versuchte ich wieder meine Augen zu öffnen, was dieses mal auch klappte. Verschwommen erkannte ich, dass ich in einem Krankenzimmer lag. Es war, nicht wie die in meinem Distrikt, hellblau gestrichen und hatte ein riesiges Fenster, direkt mir gegenüber, wodurch man auf einen riesigen Park gucken konnte. Ich musste mich ungefähr im zweiten Stock befinden, aber ich war nie besonders gut darin Distanzen einzuschätzen. Von hier konnte ich perfekt auf einen riesigen Baum gucken, der in der Ferne stand. Bäume waren sehr spannend, wenn man nichts anderes zu machen hatte, außer sie anzusehen. Ein Vogel landete auf einem großen Ast, sodass ich ihn perfekt beobachten könnte, wenn der Baum näher am Fenster stünde. Seufzend wollte ich meinen Kopf drehen, aber ein heftiger Schmerz durchzog meinen Kopf, weshalb ich meine Augen zusammenkniff. Ich wollte meine linke Hand an dies schmerzende Stelle halten, aber auch mein Arm tat weh, so dass ich ihn nicht bewegen konnte. Was hatte dieser Roboter mit mir angestellt, als ich ohnmächtig wurde? Er könnte sonst was mit mir gemacht haben, aber ich würde es nicht mal wissen. Der Gedanke ließ mich erschaudern. Was war, wenn er mich nicht nur geschlagen hatte? Ich hatte ja keine Unterhose mehr an, er könnte mich vergewaltigt haben!

Die Tür ging ein weiteres mal auf, aber leider konnte ich meinen Kopf nicht in diese Richtung drehen, um zu sehen wer rein gekommen war. "Hallo Patrick, es ist schön zu sehen, dass du wieder wach bist", fing M2692N1, der anscheinend den Raum betreten hatte, an zu sprechen. Das ließ mich wütend werden. Er war doch derjenige, der mich in dieses Loch gesteckt hatte und jetzt freute er sich, dass ich es überlebt hatte? Aber ich durfte mich nicht aufregen, er würde mich wieder einsperren. "Patrick, wieso sprichst du denn nicht? Ich tue dir doch nichts...", versuchte der Brünette weiter mit mir zu sprechen, aber ich wollte nicht. Zu groß war die Angst, wieder so gefoltert zu werden, wie schon einmal. Meine Augen hatte ich immer noch nicht geöffnet, sondern zugeknifften. "Du hast Angst", stellte der Grünäugige fest, was mich wütend schnauben ließ. "Was denkst du eigentlich, was ich sonst habe? Du bist derjenige, der mich fast umgebracht hat, indem ich nichts mehr zu essen bekommen habe und fast ertrunken wäre und zusammen geschlagen wurde, natürlich habe ich Angst vor dir!", nun konnte ich mich nicht mehr halten. Ich öffnete meine Augen und starrte ihn hasserfüllt an. Während er geredet hatte, hatte er sich wieder auf den Stuhl neben meinem Bett gesetzt. "Ja, von wegen ich tue dir nichts! Du tust mir sehr wohl was, aber mach ruhig weiter, ich bin ja eh nutzlos und nichts wert, dass denkt ihr Roboter doch allesamt", redete ich vor mich hin und sah den Roboter neben mir nicht mehr an. Er war meines Blickes nicht würdig. "Ich bin aber auch derjenige, der dich vor dem Sterben gerettet hat. Der Roboter der dich eigentlich aus deiner Zelle hohlen sollte hatte einen Defekt, sodass er nicht mehr kontrollieren konnte was er tut. Er hat dich verprügelt und das nicht nur ein bisschen. Du hättest draufgehen können, wäre ich nicht dazwischen gegangen", erklärte der Brünette mit solch einer Überzeugung, dass mir mulmig wurde. Er hatte mich gerettet, aber ich hätte sterben können wenn er dies nicht getan hätte. "Wieso reagierst du eigentlich wie ein Mensch? Du bist doch ein Roboter, dass ergibt keinen Sinn", fragte ich, um von einem weiteren Streit Thema abzulenken. Das war mir schon bei unserem ersten zusammentreffen aufgefallen, er handelte so wie ein Mensch, nicht wie eine Maschine. "Musst du nicht verstehen", antwortete er, aber ich wollte die Wahrheit wissen. "Doch, muss ich!", sagte ich trotzig, so wie ein kleines Kind. Genervt seufzte der Brünette auf. Statt mir zu antworten, stand er auf und ging aus dem Raum. "Was ein Idiot...", murmelte ich und schloss meine Augen, um ein wenig zu schlafen.

~1230 Worte

Ich sterbe sowieso... #KürbismaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt