Das Gespräch mit Maurice...

180 40 3
                                    

Von einem klopfen wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Sofort legte ich das Bild von mir und Manu unter das Notizbuch, falls Manuel wiederkommen sollte. Die Tür öffnete sich und blonde Haare waren das erste was ich erkannte. Maurice lugte schüchtern durch den Türspalt und verdeckte dabei mit seiner einen Hand sein linkes Auge. "Hey...", murmelte der größere schüchtern und trat nun ganz ein. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen, für letztes mal als ich dich fast geschlagen habe...es tut mir so unendlich Leid! Ich weiß nicht was über mich kam, ich konnte mich einfach nicht mehr kontrollieren", fing der Blonde sofort an loszureden und ließ sich an der Tür hinunter gleiten. Die ganze Zeit über verdeckte er sein linkes Auge, sodass ich es nicht sehen konnte. Hatte er sich dort verletzt und wollte mir diese Verletzung nicht zeigen? Wie sollte er sich am Auge verletzt haben, außer er war gegen einen Schrank gelaufen und so doof aufgekommen, dass er ein blaues Auge hatte? "Was hast du mit deinem Auge gemacht?", fragte ich also, statt auf seine Entschuldigung einzugehen. Ich stand auf und ging auf den Blondhaarigen zu, der mich ängstlich anguckte und von mir weg rutschte. Verwirrt setzte ich mich also vor ihn und sah mir sein Gesicht genauer an. Ich konnte Blut erkennen, dass an seiner Wange hinunter lief. Geschockt sah ich den Grünäugigen an. "Warum blutet dein Auge?", fragte ich und wollte die rote Flüssigkeit mit dem Daumen wegwischen. "Fass mich nicht an!", rief Maurice ängstlich und schlug meine Hand weg. "Er, er sieht uns", wimmerte der größere und sah sich panisch um. Seine Atmung ging schnell und unregelmäßig. "Beruhig dich Maurice...wer sieht uns?" Ich zog seine Hand von seinem linken Auge weg, um es mir genauer anzusehen. Es war rot unterlaufen, so als hätte er geweint und das ganze konnte nicht von einem Schrank kommen. "Wer hat dich geschlagen?", fragte ich aufgebracht und legte meine Hand an die gerötete Wange des Jüngeren. Ein Beschützer Instinkt kam in mir auf, als mich Maurice traurig, mit Tränen in den Augen ansah und wahrscheinlich fast anfing zu weinen. "Niemand...", murmelte der Blonde, aber ich kaufte ihm das nicht ab. "Das glaube ich dir nicht, Maurice...es mag zwar sein, dass ich dir nicht helfen kann, aber ich kann M2692N1 sagen, dass er dir helfen Soll!"sagte ich aufmunternd aber der Grünäugige schüttelte seinen Kopf. Überlegend fing ich an durch meine Haare zu fahren, dabei stieß ich zwar immer wieder auf Knoten aber das war im Moment egal. Hatte vielleicht Manu zugeschlagen und Maurice sollte das vor mir geheim halten? Das war logisch, denn es würde erklären weshalb er sagte, dass ihn niemand geschlagen hatte und warum er den Kopf schüttelte sobald von Manu die Rede war. Zu einer hohen Wahrscheinlich wollte Manu nicht, dass ich ein falsches Bild von ihm bekam. "Komm schon Maurice, sag mir wer dich geschlagen hat. Ich werde nicht mit M2692N1 darüber sprechen, dass verspreche ich dir!", sprach ich und hielt meinen kleinen Finger hoch, so wie man es früher als Kind tat, wenn man sich gegenseitig etwas versprach. Kurz zögerte der Blonde, umschloss allerdings meinen Finger mit seinem und sah mir fest in die Augen. "Es war einer der Roboter der draußen vor der Tür steht. Er meinte zu mir, dass ich mich bei dir Entschuldigen muss für letztes mal und wenn so etwas nochmal passiert, werde ich das nicht überleben...", fing Maurice an zu reden, dabei ließ er unsicher seinen Blick durch die Gegend schweifen. Es war, als würde er nur das Bett an der Wand betrachten, oder besser gesagt das Bild was darüber hing. Es zeigte einen Wasserfall mit einem dazu gehörigen See, drum herum standen überall Bäume und Büsche auf dem Gras Boden. Der Himmel war blau und Wolkenlos. Man konnte einen großen Fels am oberen Rand des Bildes erkennen, der direkt neben dem Wasserfall lag. Auf ihm saß ein Junger Mann im Schneidersitz, dieser hatte der Kamera den Rücken zugekehrt. Auf den ersten Blick sah das ganze gemalt aus und nicht fotografiert, aber das war es auf keinen Fall. Der Fotograf war sehr talentiert, das musste ich zugeben. Ich würde auch gerne dieses Talent haben, aber ich besaß noch nicht einmal eine Kamera und außerdem durfte ich nicht raus gehen. Es deprimierte mich schon ein wenig nicht raus gehen zu dürfen, ich würde gerne noch einmal den Vögeln beim singen zuhören oder den frischen Wind in meinen Haaren spüren. Vielleicht schaffte ich es ja Manu davon zu überzeugen mit mir raus zugehen.

Überlegend stand ich auf und reichte Maurice meine Hand, die er annahm. Ich zog den größeren hoch und zog ihn zum Bett, worauf ich mich nieder ließ. Unschlüssig stand der Blonde Mann neben dem Bett. "Setzt dich doch, du brauchst nicht die ganze Zeit dumm rum stehen und Löcher in die Luft starren", gluckste ich und deutete neben mich, weshalb Maurice sich neben mir fallen ließ und mich dankend ansah. "Äh...warum hängen hier eigentlich überall Bilder von M2692N1 und wer sind die anderen Personen?", fragte der Blonde neben mir und sah sich überlegend um. Ein Bild schien er besonders interessant zu finden, auf diesem war Manu abgebildet und ein Junger Mann der ihn bei weitem überragte. Er hatte schwarze Haare und braune Augen, unter dem Bild stand 'M und W beim Eis essen.' Ich fand das Bild nicht weiter interessant, aber mir viel etwas anderes ein. "Du Maurice, weißt du wem das gehört?", fragte ich, stand auf und hohlte das Notizbuch vom Schreibtisch. Er nahm es an, so vorsichtig als wäre es aus Glas und betrachtete es argwöhnisch. Er schlug es einfach auf, so als würde es ihn gar nicht interessieren, dass es jemand anderem gehörte. "Also mir gehört es nicht, aber vielleicht dir", sagte der Grünäugige lächelnd und gab mir das geöffnete Buch, in das ich verwirrt hinein sah.
'Von P für M...ich weiß, danach bist du nicht mehr der selbe aber ich werde dich trotzdem lieben und das so lang wie ich lebe und noch länger.' Auf der ganzen Seite waren Zahlen und Buchstaben verteilt, sie waren ein einziges Wirrwar und es gab kein erkennbares Muster. Was mich erschreckte war, dass das Geschriebene in meiner Handschrift da stand. Wann hatte ich das bitte geschrieben? Und warum sollte ich sowas schreiben? Verliebt war ich noch nie und ein Notizbuch besaß ich auch nie. "Guck mal, die Buchstaben und Zahlen ergeben die Abkürzungen deines Namens. Und da steht auch M2692N1, was hat das zu bedeuten?", wies Maurice mich darauf hin was er erkannte und deutete auf die jeweiligen Zahlen und Buchstaben. Tatsächlich bildete sich meine Abkürzung daraus. Oben links stand das P, in der rechten unteren Ecke die drei, ein wenig über dem keinen Text stand eine Null, links unten stand die erste acht und rechts oben die zweite. "Keine Ahnung...", das ganze beunruhigte mich mehr als alles andere. Ohne zu zögern schlug Maurice die nächste Seite auf. Auf der linken Seite war ein Bild aufgeklebt, es war so groß, dass es senkrecht aufgeklebt werden musste. Auf der rechten Seite war ein langer Text abgebildet, der Rand war blau angemalt. Der Blonde Mann neben mir drehte das Buch um, sodass wir das Bild betrachten konnten.

Es zeigte viele Personen, einige erkannte ich von den Bildern an den Wänden des Zimmers wieder. T und C erkannte ich ganz vorn, auch ich war auf dem Bild abgebildet. Wie letztes mal stand ich neben Manu und küsste ihn auf die Wange, dieses mal allerdings lief mir eine Träne über die Wange. Auch Manu lief eine Träne über die Wange und es sah aus als hätte er Ewigkeiten geweint, so gerötet waren seine Augen. Er sah nicht glücklich aus, keines Falles, sondern blasser als beim letzten Bild. Niemand sah glücklich aus auf diesem Bild, alle weinten oder hielten sich gegenseitig in den Armen. Ein kleiner blonder Junge stand neben einem Brünetten, es sah aus als ob sie gleich total los weinen würden. Der Himmel war grau, es sah aus als ob es bald regnen würde. Es gab eine Sache die mich erstaunte, mehr als alles andere. Ganz außen, man könnte es fast übersehen, standen zwei Frauen. Beide waren Brünett, die eine sah allerdings älter aus als die andere. So etwas war strengstens untersagt, Frauen durften sich nicht bei Männern aufhalten, außer diese wollten ein wenig Spaß haben. Mir kam ein Geistesblitz, diese Bilder stammten nicht aus dieser Zeit!

1400 Worte

Ich sterbe sowieso... #KürbismaskeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt