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,,Melina, aufstehen!". Das Geschrei meiner Mom holt mich in die Realität zurück. Mein Leben. Grade noch im angenehmen warmen Hawaii, mit einem Traum von Mann und jetzt mitten im überhitzten Florida. Moms Stimme die sonst so sanft und freundlich klingt, hört sich dieses mal fordernd und kratzig an und sofort schießt mir ein Gedanke durch meinen Kopf: Habe ich verschlafen?! Ich reiße meine Augen auf und gucke auf die Uhr, die auf der gegenüber stehenden Wand hängt. 7:30 Uhr! Ich habe wirklich verschlafen. Verdammt, ich habe schon wieder vergessen meinen Wecker zu stellen. Wenn ich schon am ersten Tag nach den Ferien zu spät komme, ist das kein guter Einstieg!

Ich springe aus meinem Bett und reiße Sekunden später meinen Kleiderschrank auf. Ein kurzer Blick aus dem Fenster verrät mir, dass es wie sonst ein ziemlich warmer Tag wird. Wie soll es auch anders sein im Sommer und dann noch in Florida! Manchmal wünschte ich mir, dass ich an der Ostküste wohnen würde, dort wo es mehr kalt als warm ist. Ich schüttle meinen Kopf und widme mich wieder meinem Kleiderschrank. Eine kurze Jeansshorts und ein schwarz weiß gestreiftes Crop Top ist meine Auswahl für den heutigen Tag. Nachdem ich mich im Eiltempo umgezogen und ich einen Blick auf die Uhr gewagt habe, die mir verriet dass ich höchstwahrscheinlich zu spät kommen werde, eile ich zum Bad und gehe meiner täglichen Routine nach. Weitere 10 Minuten vergehen und ich spurte die Treppe herunter. Ich gucke zum Esstisch und sehe, dass Noah noch da ist, was sehr ungewöhnlich ist, da er meistens schon um 7:30 Uhr in der Schule ist. Mom die neben Noah sitzt, sollte eigentlich auch schon unterwegs zu ihrer Arbeit sein. Aber nein, stattdessen sitzt sie dort noch in aller Ruhe und frühstückt. ,,Mom?! Müsstest du nicht schon unterwegs sein?", frage ich verwirrt. ,,Dir auch einen Guten Morgen". Ich murmle ein genervtes ,,Guten Morgen".  ,,Und nein, ich habe heute Frei", beantwortet sie meine Frage und beißt in ihr Marmeladenbrötchen. Ich nicke nur und gucke nochmal zu Noah, der mich keines Blickes würdigt.

Noah ist mein großer Bruder und man könnte sagen, dass unser Bruder-Schwester- Verhältnis schlechter ist als das von jedem anderen Geschwisterpaar. Mein Dad ist vor 3 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Seitdem hat sich alles verändert. Noah und ich reden so gut wie gar nicht miteinander und meine Mom hat sich ebenfalls um 360 Grad gewendet. Sie ist im Dauerstress, meistens nie zuhause und schlecht drauf. Die Familie ist nach Dads tot schlichtweg auseinander gefallen. Er hatte damals alles zusammen gehalten, doch nachdem er starb gab es keinen mehr der uns zusammen hielt! Die Familie zerfällt jeden Tag ein bisschen mehr. Es ist unglaublich traurig, besonders wenn ich an damals denke, als ich und mein Bruder erst 8 Jahre alt waren und wir unzertrennlich waren. Noah und ich haben uns nie gestritten, wir waren wie beste Freunde. Wir hatten sogar den selben Freundeskreis, doch all das hat sich verändert. Als Dad noch da war haben wir jeden Samstag einen Familienspieleabend gemacht, wir waren jede Sommerferien in Kalifornien und hatten dort die besten 3 Wochen.. aber all das ist Vergangenheit.

Ich seufzte und versuchte die Gedanken an die Vergangenheit wieder zu vergessen, da ich sonst wahrscheinlich anfangen würde zu heulen. Schnell gehe ich zur Garderobe um mir meine weißen Air Force anzuziehen. Ich drehte mich nochmal um und fragte erst gar nicht, warum Noah noch zuhause ist. ,,Ich bin spät dran. Bis nachher", verabschiedete ich mich schnell und nahm mir meine Tasche. ,,Bis später", ruft Mom bevor ich aus dem Haus gehe. Ich laufe etwas schneller über die Straße, schließe meinen weißen Hyundai auf und setze mich hinein. Schnell starte ich den Motor und fahre dann los. Nur noch 20 Minuten! Wenn ich noch einmal zu spät kommen würde, werde ich meinen dritten und letzten Schulbrief nach Hause geschickt bekommen und in dem wird stehen, dass ich mir endgültig eine neue Schule suchen kann.

Ich parke auf einer der etlichen Schulparkplätzen und gucke auf die Uhr. Ich habe grade mal 10 Minuten gebraucht, normalerweise benötige ich fast die doppelte Zeit. Allerdings rase ich sonst auch nicht so über die Straßen Floridas. Ich nehme meine Tasche, steige aus dem Auto und schließe ab. Nachdem ich mich kurz umgucke um mit meinen Augen die Menschenmasse nach meinen Freunden abzuscannen, entdecke ich Mia die vor dem Gebäude steht. Mit schnellen Schritten laufe ich zu ihr, die sich grade mit Nick unterhält. ,,Hey Mia". Begrüße ich sie mit einer kurzen Umarmung. Sie hatte mich nicht kommen gesehen und zuckte deshalb kurz zusammen als ich plötzlich hinter ihr stand. ,,Oh hey Mel", sie gab mir ein kleines Lächeln. ,,Nick", sage ich schlicht. ,,Melina", sagt er ohne Emotionen. Wie ich diesen Kerl hasste. ,,Ich gehe schon mal in die Klasse", murmle ich während ich mich auf den Weg machte.

Mia ist meine beste Freundin. Seit dem Kindergarten. Sie ist groß und schlank, ihre hüftlangen Haare sind dunkel blond und ihre Augen strahlend blau. Sie ist wunderschön. Mia hasst alles und jeden, weshalb wir wahrscheinlich so gut miteinander auskommen. Allerdings ist dort eine große Ausnahme. Nick! Für Nick würde sie alles stehen und liegen lassen. Ich glaube mittlerweile sind es unfassbare 3 Jahre, dass sie so für ihn schwärmt. Ich habe nie und werde auch nie verstehen, was an diesem Kerl so besonders ist. Ich schüttle den Kopf. Ich halte nicht viel von Männern. Für mich sind sie einfach nur egozentrisch und schwanzgesteuert. Und über Beziehungen brauche wir erst gar nicht reden. Ich meine, woher soll man überhaupt wissen, dass diese eine Person der oder die Richtige ist? Was, wenn ich meine Zeit mit jemandem verschwende, nur damit wir am Ende dann doch getrennte Wege gehen? ,,Pure Zeitverschwendung", murmle ich vor mir her und schüttle erneut den Kopf.

Um jedoch auf Nick zurückzukommen, er ist einer dieser angeblichen Bad Boys in unserer Schule. Ich bevorzuge auch das Wort Fuckboy. Zusammen mit Jan und Luke gehören sie zu den beliebtesten Jungs aus unserer Schule. Für mich sind die drei allerdings lächerliche Witzfiguren. Sie sind arrogant, selbstverliebt und unerträglich. Ich kann nicht verstehen wie Mia oder die ganzen anderen Mädchen so für die drei schwärmen können. ,,Ja total, Mia", sage ich immer zu ihr, wenn sie mal wieder sagt wie gut Nick heute aussieht und sie weiß ganz genau, dass ich das nicht ernst meine. ,,Herr Gott Melina! Deine Ironie ist hinreißend", entgegnet sie dann immer lachend. Meistens lenke ich sie danach ab und frage Mia was sie heute noch so vor hat. Erfolgsquote: 30%

Ich gucke zur Tür und sehe wie Mia und Nick nacheinander reinkommen. Sie werfen sich einen letzten Blick zu *würg*, bevor sie sich umdrehen und sich an getrennte Tische setzen. ,,Endlich. Ich dachte schon ihr wärt durchgebrannt", sage ich ironisch. ,,Sei ruhig", sagt Mia grinsend und haut mir spielerisch auf den Arm. ,,Was ist mit dir? Warum siehst du so überglücklich aus", frage ich lachend und ziehe eine Augenbraue fragend nach oben. Jedoch winkt sie immer noch grinsend ab und guckt zu Nick rüber, der ihr kurz zuzwinkert. Doppel würg. ,,Es ist nichts", murmelt sie leise und versucht ihr grinsen zu verbergen. Mhm Mia... Klar.


Lukes pov. :

,,Guckt sie euch nur an. Ihr selbstgefälliges Lächeln und dazu ihr arroganter Blick. So langsam geht sie mir echt auf die nerven", knurre ich und gucke Melina an, die sich wie sonst mit Mia unterhält. ,,Ich wette, dass ich die schneller rumkriege als sie meinen Namen sagen, nein, stöhnen, kann", murmel ich mit einem verschmitzten grinsen. ,,Sei dir da nicht so sicher. Melina lässt doch niemanden an sie ran. Dafür ist sie sich doch viel zu schade". ,,Jungs! Wo ist denn euer Problem? Es sind hundert Mädchen an dieser Schule, wieso fixiert ihr euch auf die eine, die keiner haben kann?", mischt sich Nick ein. ,,Keiner? Ist das eine Herausforderung?", frage ich und reibe mir aufgeregt die Hände. Nick verdreht genervt die Augen und wirft einen kurzen Blick zu Mia, gefolgt mit einem kleinem zwinkern. Natürlich, Mia. Für ihn gibt es nur Mia. 

Jan schmunzelt. ,,Machen wir doch eine Wette. Wenn du es schaffst sie ins Bett zu kriegen, schulde ich dir 100 Dollar", herausfordernd guckt mich Jan an. ,,Falls du das allerdings nicht schaffen solltest, schuldest du mir das Geld". Ich nicke zustimmend. Das ist doch ein Kinderspiel. ,,Na dann, viel Spaß. Du hast zwei Monate Zeit. Das Geld ist mir schon sicher, denn ich werde alles versuchen, damit du nicht gewinnst", Jan lacht. Ich mache eine abfällige Handbewegung und grinse. ,,Sei dir da nicht so sicher Jan. Sie wird mir förmlich in die Hände fallen".

Love sucks  -Wird Überarbeitet-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt