Mellis POV

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"Kannst du bitte bei mir bleiben? Ich habe Angst davor, wieder einzuschlafen," flüstere ich an Klaas' Schulter.

Ich spüre sein Lächeln in meinem Haar bevor er mich sanft ein Stück von sich schiebt.

"Wenn du das gerne möchtest, bleibe ich selbstverständlich bei dir," lächelt er mich liebevoll an.

Erst jetzt im Halbdunkel stelle ich fest, das Klaas tatsächlich Lachgrübchen hat. Gibt es eigentlich irgendetwas an diesem Kerl, was nicht absolut heiß ist? Ich stand schon immer auf Grübchen.

Klaas schiebt mich rückwärts auf mein Bett, sodass ich mit meinem Kopf wieder auf meinem Kissen lande. Ein paar Sekunden später liegt er neben mir und ich spüre die Wärme seines Körpers. Ein wohliger Schauer durchfährt mich.

"Willst du mir erzählen, was du geträumt hast?"

Umständlich drehe ich mich zu ihm. Ich weiß, dass ich Klaas irgendwann ALLES erzählen sollte, vor allem, wenn ich will, dass die ganze Sache auch nur den Hauch einer Chance hat.

"Irgendwann werde ich das sicher tun. Aber nicht jetzt. Das wäre gerade zu viel für mich," weiche ich ihm aus.

Auch Klaas wendet sich jetzt mir zu. Einige Zeit sehen wir uns schweigend in die Augen und ich vergesse sogar fast zu atmen, so berauscht bin ich von seiner Nähe.

Vorsichtig rutsche ich etwas näher an ihn heran und greife nach seiner Hand.

"Weißt du eigentlich, dass ich mich mit dir richtig wohl fühle? So wohl, wie schon ewig nicht mehr," gestehe ich ihm nach einigen Minuten flüsternd.

Seit wann rede ich eigentlich so offen über meine Gefühle? Am Alkohol kann es nicht liegen, denn ich habe kaum welchen getrunken.

Ich sehe, wie sich ein breites Grinsen auf Klaas' Gesicht schleicht. Wieder bilden sich dabei seine Grübchen. Wieso sind die mir eigentlich nicht vorher schon aufgefallen?

"Das freut mich. Und zwar sehr viel mehr, als ich mit Worten beschreiben könnte."

"Dann zeig es mir doch einfach und küss mich."

Skeptisch sieht Klaas mir in die Augen, so gut es in der Dunkelheit eben geht.

Um meinen Worten etwas mehr Nachdruck zu verleihen, rücke ich noch ein wenig näher. Durch unsere T-Shirts merke ich, dass Klaas scheinbar ein beeindruckendes Sixpack vorzuweisen hat.

Klaas fährt mir mit seiner Hand zärtlich durch meine Haare und zieht meinen Kopf dabei näher zu sich. Vorsichtig, so als wäre ich aus Porzellan, legt er seine vollen Lippen auf meine.

Unsere Zungen necken sich verspielt und ich fahre mit meinen Händen seinen muskulösen Rücken auf und ab.

Ich bemerke, dass ich mich nach einer Weile regelrecht in seinem Rücken festgekrallt habe. Und genau da unterbricht Klaas auch unsere mittlerweile ziemlich wilde Knutscherei. Leicht außer Atem sieht er mich mit funkelnden Augen an.

"Melli, meine Hübsche. Lass es uns nicht übertreiben. Ich kann zwar schlecht verbergen, was das ganze gerade mit mir anstellt, aber ich will die Situation nicht ausnutzen. Und Schlaf brauchen wir auch ein bisschen," flüstert Klaas mir mit rauer Stimme ins Ohr.

Er hat ja Recht. Aber ein wenig enttäuscht bin ich trotzdem. Es hat sich einfach so gut und richtig angefühlt, dass ich die Vergangenheit komplett vergessen konnte.

Lächelnd nicke ich ihm zu und gebe ihm noch einen letzten kurzen Kuss. Dann drehe ich mich um.

Und Klaas hat vollkommen recht. Er kann definitiv nicht verbergen, was die Knutscherei bei ihm ausgelöst hat, denn ein beachtlicher Ständer drückt sich an meinen Hintern.

Mit einem Lächeln im Gesicht gleite ich also wohlbehütet langsam wieder in den Schlaf.


Lang war diese Nacht eindeutig nicht.

Trübsinnig sitze ich bei einer Tasse Kaffee am Tisch des Nightliners. Die Jungs schlafen alle noch.

Wie ich es geschafft habe über Klaas zu klettern, ohne dass er wach wird, ist mir immer noch ein Rätsel. Er scheint einen ziemlich tiefen Schlaf zu haben.

Ich bin schon seit einer kleinen Ewigkeit am Überlegen, was ich ihm alles aus meiner Vergangenheit erzählen sollte und was lieber nicht. Am liebsten würde ich Klaas gar nichts von der ganzen Scheiße erzählen.

Vermutlich werde ich es so lange herauszögern, bis ich keine andere Wahl mehr habe. Und ich hoffe, dass dieser Zeitpunkt noch sehr weit in der Ferne liegt.

Vor mir piepst mein Handy.

'Hallo, meine Lieblingskommolitonin. Was treibst du denn heute so? Lust auf Shoppingtour zu gehen?' fragt Sandra mich per Whatsapp.

Ich habe ihr gegenüber nicht erwähnt, dass ich mit der Band auf Tour gehe. Ich glaube, dass sie sonst echt ausgerastet wäre.

Sie muss die Karriere von Lord of the Lost schon ziemlich lange verfolgen. Ohne mit der Wimper zu zucken, konnte sie mir sämtliche Alben samt Erscheinungsjahr runterleiern. Das hat mich, gelinde gesagt, total von den Socken gehauen.

Aber selbst ich habe in den letzten Wochen, seit ich die Jungs kenne, festgestellt, dass sie in ihrer Szene auf einem enormen Erfolgskurs sind. Es wundert mich selbst ein wenig, dass ich da nicht vorher schon mal drüber gestolpert bin.

Doch mit Metal hat deren Musik nicht allzu viel zu tun. Dieses Genre interessiert mich allerdings am meisten.

'Sorry, aber ich bin gar nicht in der Stadt. Ich habe kurzfristig ein super Praktikumsangebot bekommen. Aber in zwei Wochen bin ich wieder zurück.'

'Was denn für ein Praktikum? Bei einer anderen Zeitschrift?'

'Nein. Ich bin jetzt quasi ganz direkt an der Quelle um praktische Erfahrungen zwecks Organisation einer Tournee zu bekommen.'

'Das ist ja cool. Dann viel Spaß auf Tour. Aber mit wem eigentlich? Auf Anhieb fällt mir nur eine Band ein, die gerade unterwegs ist. Doch du magst ja deren Sänger mal so gar nicht ;)'

Verdammte Scheiße aber auch. Warum ist meine Freundin eigentlich so verdammt neugierig?

'Sagen wir so: Ich versuche diesem überheblichem Penner einfach aus dem Weg zu gehen, so gut es eben geht :D'

Warum sollte ich sie anlügen? In Hamburg beim Abschlusskonzert wird sie es sowieso sehen. Denn ich weiß, dass sie schon seit Monaten die Tickets dafür hat.

'Du verarscht mich gerade oder?'

'Nein, das würde mir nie einfallen. Das alles war aber sehr spontan. Deswegen habe ich dir noch nichts davon erzählt. Außerdem wärst du doch ausgeflippt :)'

'Das tue ich jetzt auch. Meine Freundin ist immerhin auf Tour mit Lord of the fucking Lost!!!!'

'Krieg dich wieder ein. Ausrufezeichen sind doch keine Rudeltiere. Eigentlich ist es ziemlich langweilig. Aber die Bühnenshow ist ganz nett ;)'

'Ganz nett????!!!! Die ist bombastisch!!!!!!'

"Es ist dir also langweilig mit uns?"

Erschrocken hebe ich meinen Kopf und sehe direkt in Klaas' grüne Augen. Lachend schüttle ich den Kopf.

"Du hast ja keine Ahnung, was passieren würde, wenn ich Sandra die Wahrheit sage. Sie ist ja jetzt schon am Rande eines Nervenzusammenbruchs, weil ich mit euch unterwegs bin. Also lasse ich sie lieber in dem Glauben, dass ihr stinklangweilig seid," grinse ich ihn an.

"Alles andere hätte auch sehr an meinem Ego gekratzt."

Lächelnd setzt Klaas sich nun mit seinem Kaffee neben mich. Er lässt dabei aber einen gewissen Abstand zwischen uns.

"Ist alles in Ordnung bei dir? Du bist irgendwie komisch," frage ich ihn.

Ich will mir nicht schon wieder sinnlos den Kopf zerbrechen. Deswegen will ich es lieber gleich wissen, wenn etwas ist.

"Eigentlich sollte ich mich doch nach deinem Wohlbefinden erkundigen, oder nicht? Du hattest schließlich einen Alptraum und nicht ich."

Betreten schaue ich auf meine leere Kaffeetasse. Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll.

"Du möchtest nicht darüber reden?" fragt Klaas weiter.

Stumm schüttle ich den Kopf. Keinen Ton bekomme ich gerade raus. Meine Kehle ist wie zugeschnürt.

"Eine Frage möchte ich dir dazu nur stellen. Ist es wegen deinem damaligen Freund?"

Erstaunt hebe ich nun doch wieder den Kopf und sehe Klaas perplex an.

"Wie kommst du denn darauf?" krächze ich.

"Naja, du hast mir gestern von dem Unfall erzählt und kurz nachdem wir uns etwas angenährt haben, fangen deine Alpträume wieder an, die du ja scheinbar früher schon hattest," erklärt er mir seine Gedanken.

Nachvollziehbar sind sie. Aber sie verfehlen die Wahrheit um Meilen.

"Es ist nicht wegen Josh. Ich kann aber im Moment nicht darüber reden. Bitte versuch es zu verstehen," bitte ich ihn schon fast flehend.

"Ich habe dir versprochen, mich deinem Tempo zu beugen. Und dazu stehe ich. Rede einfach mit mir, wenn du so weit bist," lächelt Klaas mich verständnisvoll an.

You're Sex on LegsWhere stories live. Discover now