Klaas' POV

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Verschlafen drehe ich mich um und will mich gemütlich an Melli kuscheln. Doch meine Hand greift ins Leere. Verpeilt schlage ich die Augen auf und stelle fest, dass die andere Betthälfte bereits verwaist ist.

Alles andere als richtig wach schwinge ich meine Beine aus dem Bett und begebe mich auf die Suche nach ihr. Durch die Küchentür höre ich ihre Stimme.

Leise öffne ich diese und bewege mich so gut wie lautlos in die Küche. Die Balkontür steht offen und von dort dringtMellis Stimme an mein Ohr.

„Er ist einfühlsam und drängt mich zu nichts, was ich nicht möchte. Wir sind einfach auf einer Wellenlänge. Und er hat wirklich Interesse an mir. Ständig fragt er mich aus," höre ich sie mit einem Lächeln in der Stimme sagen.

Über wen redet sie denn? Doch nicht etwa über mich? Amüsiert lausche ich weiter. Doch schnell ist ihr Telefonat beendet und sie starrt vor sich hin.

Nun sollte ich mich vielleicht langsam mal bemerkbar machen. Doch selbst als ich schon direkt neben ihr stehe, bemerkt sie mich nicht, sondern tippt weiter energisch auf ihrem Handy rum.

„Guten Morgen, meine Hübsche. Was hat dir das arme Teil denn getan?" frage ich sie leise und mit einer gewissen Belustigung in der Stimme.

Eines habe ich in den letzten Tagen nämlich schon über sie erfahren. Wenn sie wütend ist, muss immer ihr Handy darunter leiden.

Ruckartig reißt Melli ihren Kopf nach oben und sieht mir in die Augen. In ihren lodert es unheilvoll.

„Hol dir einen Kaffee und setz dich. Wir müssen reden."

Oh, oh. Habe ich irgendetwas falsch gemacht? Als wir diese Nacht ins Bett sind, war doch noch alles in Ordnung zwischen uns.

Da ich mich gerade nicht unbedingt ihrem Zorn aussetzen möchte, tue ich einfach mal was sie gesagt hat. Das wird aber nicht zur Gewohnheit, hoffe ich.

„Was ist los, Melli?"

Kommentarlos hält sie mir ihr Handy unter die Nase. Als erstes sehe ich nur, dass sie auf einer meiner Facebook-Seiten ist.

Erst auf den zweiten Blick sehe ich, was sie mir eigentlich zeigen will. Und mir verschlägt es die Sprache.

„Aber.... Ich meine, wie.... Waren da nicht schon alle Fans raus?" rufe ich lauter als beabsichtigt und springe von meinem Stuhl auf, so dass er nach hinten umkippt.

Melli zuckt auf Grund meiner Reaktion zusammen, fängt sich aber schnell wieder und sieht mir in die Augen.

„Sieh mal auf den Namen. Es war kein Fan. Sondern die Alte von der Bar. Ich hatte den ganzen Tag schon ein komisches Gefühl bei der. Die ist irgendwie seltsam gewesen."

Mein Blick wandert auf den Namen. Och nö, oder? Wieso ist mir das eigentlich nicht gestern schon aufgefallen? Aber wenn ich so darüber nachdenke, hat sich die Bardame immer weggedreht, wenn ich in der Nähe war. Jetzt weiß ich auch warum.

„Babe, ich muss dir da glaube ich was sagen. Aber erst lösche ich das Foto. Kann ich dafür dein Handy benutzen? Meins ist leer."

„Ja, klar. Hast es ja eh schon in der Hand," antwortet sie verwundert.

Während ich mich einlogge und dieses verdammte Foto lösche, überlege ich schon, wie ich Melli den ganzen Scheiß erklären soll. Denn so wie sie habe auch ich meine Geister der Vergangenheit. Und das ist einer davon.

Behutsam lege ich nach vollbrachter Arbeit Mellis Handy wieder auf den Tisch und zünde mir eine Zigarette an.

Mellis Blick streift meine Hand, die die Kippe hält. Scheiße, stimmt ja, sie hat mich noch nie rauchen sehen, weil ich ein reiner Gelegenheitsraucher bin. Wenn ich diesem Laster nachgehe, bin ich entweder dicht oder gestresst.

Ohne jedoch weiter darauf einzugehen, beginne ich nun Melli etwas von meiner Vergangenheit zu erzählen.

„Also, ich kenne Vivien schon seit mehreren Jahren. Wir haben früher beide im Lunacy gearbeitet und uns so auch kennengelernt. Nach ein paar Monaten sind wir dann auch ein Paar geworden. Das ging eine ganze Zeit lang gut. Bis ich feststellen musste, dass sie von Anfang an mehrgleisig gefahren ist. Sie hatte nicht nur einen anderen Typen, sondern gleich zwei oder drei. Sie hatte einen ziemlich teuren Lebensstil und ich habe blind vor Liebe alles versucht, ihr diesen zu ermöglichen. So richtig hat sie nie verstanden, dass die Band finanziell gesehen so gut wie nichts abgeworfen hat. und ich meist noch einen Teil meines Gehalts in Lord of the Lost investiert habe, genau wie die anderen. Irgendwann konnte ich das alles aber nicht mehr stemmen. Ich wollte mehr Geld in die Band investieren, ich hatte nämlich bisher am wenigsten besteuern können und hatte irgendwann einfach ein schlechtes Gewissen. Das hat sie dann wahrscheinlich so dermaßen angekotzt, dass sie sich von mir getrennt hat. Nur zwei Stunden, nachdem sie ausgezogen ist, hat sie bei Facebook schon ein Bild mit ihrem anderen Typen gepostet. Nach ein paar Recherchen bin ich erst dahinter gekommen, dass ich seit Beginn der Beziehung nur von ihr verarscht und betrogen wurde. Die anderen Kerle wussten aber wohl voneinander und auch von mir. Seitdem bin ich, was Beziehungen betrifft auch ein gebranntes Kind."

Ich hasse es darüber zu sprechen. Viel lieber würde ich diese eineinhalb Jahre aus meinem Gedächtnis löschen. So naiv, wie damals bei Vivien, war ich danach nie wieder.

Entgeistert und zugleich mit einer enormen Wut im Blick sieht Melli mich nur schweigend an.

You're Sex on LegsWhere stories live. Discover now