Mellis POV

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Keuchend stemme ich die Hände auf meine Knie. Ich bin total am Ende. Der Schweiß rinnt mir in Bächen von der Stirn. Sexy geht eindeutig anders. Aber ich wollte es mir auch nicht nehmen lassen, Klaas zu zeigen, was sportlich gesehen in mir steckt.

Nicht weniger außer Atem steht er neben mir und grinst. Wie kann er dafür bitte noch die Energie aufbringen?

"Wow. Du bist ja flink wie ein Wiesel. Es hätte nicht viel gefehlt und du hättest mich abgehängt," feixt er um Luft ringend.

Dafür musste ich aber auch meine letzten kleinen Kraftreserven nutzen. Klaas sieht nicht nur aus als ob er regelmäßig Sport treibt. Die letzten Tage waren wir mindestens einmal morgens Laufen, allerdings haben wir es da ziemlich locker angehen lassen.

Trotzdem fehlt mir mein Sandsack. Den kann ich nämlich einfach vermöbeln und Aggressionen abbauen.

"Ich brauche jetzt ganz dringend eine Dusche. Ob wir schon Backstage können? Ich kann ja nachher schlecht stinkend am Merch stehen," grinse ich zurück.

Langsam bekomme ich meine Atmung wieder unter Kontrolle.

"Sollte so sein. Wir waren jetzt eine ganze Weile weg. Das hagelt wieder dumme Kommentare von Chris," antwortet Klaas mir nach einem Blick auf seine Uhr.

Mir geht das ehrlich gesagt total am Arsch vorbei. Schon seit Beginn der Tour benimmt er sich wie der letzte Vollidiot. Ich habe mich nach 10 Tagen also langsam daran gewöhnt.

Seit Klaas und ich nun auch noch seit ein paar Tagen in einem Bett schlafen (und ja wir schlafen da tatsächlich nur nebeneinander und nicht miteinander) ist es noch schlimmer geworden. Aber bevor ich die anderen jede Nacht mit meinen Alpträumen um den Schlaf bringe, war das die einfachste und eine erstaunlich effektive Lösung.

Gemächlich begeben wir uns also langsam zurück. Dabei legt Klaas mir seinen Arm um die Schulter und zieht mich eng an sich.

"Weißt du eigentlich, dass du sogar total verschwitzt einfach nur heiß aussiehst, Babe?" grinst er an meine strähnigen Haare.

"Ist andersrum das gleiche. Leider bin ich nicht dafür verantwortlich, dass du so ins Schwitzen gekommen bist," zwinkere ich ihm neckisch zu.

Grinsend schüttelt Klaas nur den Kopf.


Auf dem Weg Richtung Nightliner organisieren wir uns noch einen Kaffee, mit dem wir dann auch durch die Hintertür das Gebäude betreten. Ich habe schon wieder komplett vergessen, wo wir heute sind. Turtelnd laufen wir durch die Flure.

"Klaas! Verdammte scheiße. Wir warten schon auf dich. Soundcheck. Aber dalli!" hören wir Chris schon von weitem brüllen.

Irritiert sehen wir uns an. Der war doch erst für 16:00 Uhr angesetzt. Es ist gerade mal 14:30 Uhr. Was hat der Idiot denn nun wieder für ein Problem?

Grübelnd begebe ich mich zu meinem Stand. Den Großteil habe ich bereits am Vormittag ausgeräumt. Nur die Nachlieferung muss noch sortiert werden. Aber dafür müsste die erstmal ankommen.

Nachdem ich mir frische Klamotten und meinen Duschkram aus dem Nightliner geholt habe, verschwinde ich wieder Backstage um in Ruhe zu duschen.

Entspannt lasse ich das heiße Wasser auf mich niederprasseln, schließe die Augen und genieße die Ruhe des Moments. Die Musik aus der Halle nehme ich gar nicht wahr.

"Hast du etwa auf mich gewartet, oder warum hast du nicht abgeschlossen."

Grinsend drehe ich mich um. Langsam schlage ich meine Augen auf. Vor mir steht Klaas, splitterfasernackt.

"Eigentlich habe ich es nur vergessen. Aber es ist ein schöner Nebeneffekt, dass du jetzt hier bist. Und sicher die Tür abgeschlossen hast?"

Ohne mir eine Antwort zu geben, stellt Klaas sich mit unter meinen Wasserstrahl. Seine geschickten Hände wandern sanft über meinen Körper. Und damit höre ich einfach auf zu denken und fühle nur noch.


Lachend kommen wir mit nassen Haaren aus der Gemeinschaftsdusche. Und laufen damit genau Chris und Bo in die Arme.

Mein bester Freund hebt nur vielsagend und über das ganze Gesicht grinsend eine Augenbraue.

"Na, Spaß gehabt, Kleines?" stupst er mir mit der Faust an meinen Oberarm.

"Wonach sieht es denn aus, Hase?" frage ich genauso breit grinsend zurück.

Warum sollte ich auch um den heißen Brei reden? Die Situation ist halt mehr als eindeutig. Und Klaas und ich sind beide erwachsen und wissen was wir tun.

"Müsst ihr für euern Scheiß denn die ganze Dusche blockieren? Ihr könnt auch woanders rumvögeln," keift Chris uns nun an.

Klaas und ich wechseln einen Blick. Er hat mir von seiner Vermutung erzählt, dass Chris auf mich steht. Und je öfter er Klaas und mich zusammen sieht, umso schlechter wird tatsächlich seine Laune.

Ich persönlich denke trotzdem, dass ich (wenn überhaupt) nur eine weitere Trophäe für ihn werden soll. Darauf habe ich aber mal so gar keinen Bock.

"Stimmt, eine ausgiebige Dusche würde dir mal ganz gut tun. Aber ganz sauber wirst DU dadurch auch bloß nicht," erwidere ich naserümpfend.

Bo und Klaas kriegen sich vor Lachen nicht mehr ein. Chris dagegen schiebt mich einfach zur Seite und marschiert an mir vorbei. Grinsend sehe ich ihm kurz mit einer hochgezogenen Augenbraue hinterher, bevor ich mich wieder zu Klaas und Bo umdrehe.

"Du kannst es einfach nicht lassen, ihn auf die Palme zu bringen, oder?" fragt Bo mich noch immer schmunzelnd.

"Nicht wirklich. Es macht einfach zu viel Spaß. Außerdem hat der Penner doch damit angefangen, als er mich als kleines Fangirlie bezeichnet hat."


Trotz dass die Nachlieferung des Merch erst ziemlich spät ankam, bin ich zur gewohnten Zeit mit dem Einsortieren fertig. Und wie jeden Abend nutze ich meine freie Zeit bis zum Einlass auf die gleiche Weise. Ich gönne mir in Ruhe einen Kaffee und rauche zwei bis drei Zigaretten.

Während ich also so vor mich hin träume, setzt sich plötzlich eine Gestalt neben mich. Klaas ist es nicht, wie ich auf Anhieb merke.

Genervt hebe ich den Blick, als ich Chris' Bühnenoutfit erkenne.

"Was ist?"

Gemächlich setzt er sich neben mich und tut so, als ob er nicht bemerken würde, dass ich schon wieder ziemlich angepisst von ihm bin.

"Ich wollte kurz mal unter vier Augen mit dir reden."

Fragend hebe ich nur eine Augenbraue. Doch der Typ neben mir sagt kein Wort.

"Reden setzt aber auch voraus seine Stimmbänder zu benutzen," breche ich genervt die Stille.

"Hör zu, Melli. Ich weiß, dass mein Verhalten dir gegenüber von Anfang an nicht gerade das Gelbe vom Ei war. Aber so bin ich eigentlich gar nicht. Deswegen muss ich mich dafür bei dir entschuldigen. Und ich hätte gerne einen Neuanfang. Vor allem, weil wir dich bitten möchten, für die restliche Tour ebenfalls unseren Merch zu betreuen. Du machst das nämlich wirklich hervorragend. Und ich kann dafür sorgen, dass es dir als extra Praktikumszeit für dein Studium gutgeschrieben wird. Und deinen Lernstoff für die verpassten Seminare würde ich dir auch organisieren."

Chris' Blick ist stur geradeaus gerichtet. Ich schätze, dass es ihm nicht leicht fällt mal seine menschliche Seite zu zeigen.

"Unter einer Bedingung. Ich will von dir keine dummen Sprüche mehr bezüglich Klaas und mir hören. Ansonsten bin ich ab Samstag definitiv nicht mehr dabei," antworte ich ihm.

Ich gebe zur Abwechslung mal keine dumme Spitze. Chris wird sich die Entscheidung sicher nicht leicht gemacht haben, mich darum zu bitten, den Merch weiter zu betreuen. Und mir diesbezüglich sogar ein Kompliment zu machen und mir diese ganzen Gefallen zu tun. Das sagt mir eigentlich, dass er ziemlich verzweifelt sein muss.

"Sagen wir mal so: Ich werde mir die größte Mühe geben. Aber erwarte keine Wunder von mir. Ich bin auch nur ein Mann."

"Wir werden sicher immer wieder aneinander geraten. Das ist für mich auch nicht weiter das Problem. Aber es geht dich einfach nichts an, was zwischen Klaas und mir ist oder nicht ist. Finde dich einfach damit ab, dass wir uns mögen oder auch ein bisschen mehr als das. Sonst bin ich schneller weg, als du deinen Namen buchstabieren kannst. Verstanden?"

"Ja, ist angekommen. Aber versucht ihr zwei im Gegenzug etwas diskreter zu sein. Die ersten Fans fangen schon an zu reden."

"Das ist ein Deal. Aber zwischen uns wird sich so schnell wohl nichts ändern. Dafür hast du dich zu lange wie der letzte Arsch benommen. Kommst du damit auch klar?"

Ehrlichkeit ist bei mir schon immer eine Grundvoraussetzung für ein gutes Arbeitsklima gewesen. Auch wenn ich meine Kollegen oder den Chef vielleicht nicht mag.

"Klar. So wie die letzten Tage ja auch schon."

Langsam erhebt Chris sich.

"Mir bleibt ja keine andere Wahl, um dich hier behalten zu können," murmelt er noch im Weggehen.

Verdutzt sehe ich ihm nach. Scheiße, verdammte! Klaas hatte scheinbar doch recht. Das kann ich doch aber nicht einfach wochenlang ignorieren.

You're Sex on LegsWhere stories live. Discover now