achtundzwanzig

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Ich musste mich selbst daran erinnern, dass Namjoon der Böse war. Vielleicht hatte ich seinem Cousin nicht erzählt, dass er betrogen worden war, aber er hatte mir nicht erzählt, dass er mich betrogen hatte! Auch wenn wir nicht zusammen waren, es war ja schon was gelaufen.

Hoseok half Jungkook vom Boden auf und wir setzen uns gemeinsam auf die Couch. Jungkook hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben und sagte eine Weile lang nichts. „Ich weiß nicht, wen von beiden ich liebe.", gestand er, ohne dass wir fragen mussten, „Ich finde beide wirklich toll." Er wirkte verzweifelt und auch wenn ich, gerade weil ich selber die andere Seite kannte, kein Mitleid empfinden sollte, tat ich es. „Jungkook, hast du schonmal darüber nachgedacht, dass du vielleicht polyamorös bist? Du warst schon immer nicht abgeneigt von Sex zwischen mehreren Personen und hast das öfter gemacht, als Jin und ich zusammen. Was nicht schwer zu schaffen ist, aber dennoch.", fragte Hoseok und Jungkook wirkte schockiert. „Ich- ich weiß nicht.", sagte er dann, „Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass vielleicht meine Sexualität der Grund ist, dass ich mich nicht entscheiden konnte."

Ich seufzte. „Jungkook, du weißt, wir stehen hinter dir, egal was passiert, aber du hättest mit beiden reden und es selbst klären sollen. Ja, vielleicht sind sie nicht poly, aber zumindest wäre zwischen euch nicht so ein Bruch entstanden, wie jetzt.", sagte ich, „Und nachdem Namjoon mich betrogen hat, hättest du erwarten müssen, dass es mich stört."

„Ich wusste nichtmal, dass du es weißt!", kam es verzweifelt aus Jungkooks Mund geschossen. „Vielleicht solltet ihr beide gehen und mal darüber reden.", schlug Hoseok vor, da er wohl merkte, dass ich Fragen über Namjoon stellen wollte und er uns diese Zeit lassen wollte. Jungkook nickte mit roten Augen und gemeinsam standen wir auf und gingen zur Tür. „Ciao Hobi, beim nächsten Mal essen wir wieder bei mir.", schlug ich vor und ein kleines Lächeln schlich sich auf Hoseoks Lippen.

„Nächstes Mal?", schniefte Jungkook, nachdem wir einige Meter gegangen waren, „Denkst du nicht, ich habe unsere ganze Freundesgruppe versaut?" „Hey hey hey", murmelte ich und umarmte ihn einmal, „wenn einer über sowas hinwegkommen wird, dann Jimin. Er wirkte zwar sehr schockiert, aber wenn er es erstmal realisiert hat, entfolgt er dir auf Twitter und alles ist wieder gut, ja? Ihr seid dann vielleicht nicht mehr gut befreundet, aber wir können uns weiterhin treffen, ohne dass es Streit geben wird. Und mit Yoongi wirst du schon noch wieder warm, vertrau mir." Jungkook lachte etwas kläglich, aber er tat es. „Und Taehyung?", fragte er. Ich antwortete nicht.

„Sag mal", begann ich, „was weißt du über Taehyungs Cousin? Ist er in einer Beziehung?" Jungkook nickte. „Mir war nie klar, dass er dein Namjoon ist. Ich kannte seinen Namen und wie er aussieht von dir, aber als Tae ihn mir vorgestellt hat, war das gar nicht in meinem Kopf und außerdem war er ungeschminkt. Im Nachhinein ist mir die Ähnlichkeit von dem Bild, das du mir gezeigt hast, und Taes Cousin klar, aber damals habe ich nichtmal dran gedacht. Das Bild habe ich auch nicht wirklich abgespeichert in meinen Gedanken." Unaufmerksam hörte ich zu.

„Ist er denn in einer Beziehung?", fragte ich. „Ja, ist er, aber ich weiß nicht wirklich etwas darüber. Tae hat es mal erwähnt, aber ich hab nicht wirklich nachgefragt." Ich nickte etwas und Jungkook sah mich leidend an. „Es tut mir leid, Hyung. Es tut mir leid, dass jemand wie Namjoon dich verletzt hat, auf die gleiche Weise, wie ich jemanden verletzt habe." Erneut seufzte ich und blieb beim Eingang zu meiner Wohnung stehen. „Ich sehe doch, dass es dir leid tut, Jungkook. Das was du getan hast, ist falsch, aber ich verzeihe dir. Vielleicht ist es aber auch nur so, weil es mich eigentlich nicht betrifft."

Von Jungkook bekam ich keine richtige Antwort mehr, also verabschiedeten wir uns und ich betrat meine Wohnung. Jetzt wo ich allein war, beschloss ich, mein Handy wieder anzuschalten. Irgendetwas in Jungkook hatte mich zum Nachdenken angeregt.

8 Nachrichten von Namjoon wurden mir angezeigt. Zwei davon waren Bilder. Ich musste schwer schlucken, denn das eine Bild, was er mir geschickt hatte, war ein unglaublich gut aussehendes Selfie von ihm, mit der Nachricht, dass ich einen schönen Tag haben sollte. Und zuletzt hatte er noch ein albernes, aber ziemlich süßes Close-Up-Selfie geschickt, und dass er wollte, dass ich wieder online kam, um ihm zu schreiben. Ich musste lächeln und antwortete ihm, dass ich wieder da war, was er mit freudigen Emojis keine Minute später beantwortete. Verzweifelt ließ ich mich auf mein Bett fallen.

Nein, Herz. Ich musste mir verbieten, auch nur daran zu denken, dass ich ihn zurückgewinnen wollte. Aber vielleicht gab es doch eine Erklärung und Namjoon tat es genauso leid wie Jungkook?

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